Linekers sensationelle Liebeserklärung an den Fußball

Linekers sensationelle Liebeserklärung an den Fußball

Gary Lineker hat sein Leben dem Fußball verschrieben.

Erst als Spieler und Profi, dann als TV-Moderator: Der 60-Jährige prägt die beliebteste Sportart der Welt seit Jahren. Vor dem EM-Finale seiner englischen Landsmänner gegen Italien meldete er sich in einem emotionalen, offenen Brief zu Wort.

"Ich will nur ein paar Dinge über dieses England-Team sagen - oder zu dem Team, fall sie es lesen sollten - über den Sommer, den sie mir gegeben haben, und den Einfluss, den sie auf uns in diesem Land gehabt haben. Unabhängig vom Ergebnis, bei dem Schiedsrichter Björn Kuipers heute Abend abpfeifen wird", schrieb er im Athletic.

Das Duell mit Italien sei das "größte Spiel", das er je erlebt habe. "Und, um ehrlich zu sein: Es gab Tage, an denen ich Angst hatte, dass der Tag niemals kommt." Denn an die englischen WM-Helden von 1966 erinnere er sich nicht mehr. Erst vier Jahre nach dem WM-Sieg habe er wirklich realisiert, was der Fußball in England wirklich bedeute.

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Lineker berichtet von einer legendären Pokerrunde, die sein Vater regelmäßig ausrichtete. 24 Stunden, manchmal 48 Stunden lang wurde ununterbrochen gezockt. Nichts konnte die Runde aufhalten. Nichts, bis auf ein England-Spiel. In dem Moment, in dem die englischen Spieler bei der Weltmeisterschaft gegen den Ball traten, wurden die Karten beiseite gelegt.

Lineker: Die Magie des Fußballs

"Wenn England spielt, lässt jeder alles stehen und liegen. Denkt mal drüber nach. Was vereint uns als Nation so wie Fußball? Nichts. Es ist eine Art Magie, wirklich", erklärte Lineker die ganz besondere Faszination Fußball: "Das ist die Kraft Englands. Das ist die Kraft des Fußballs."

Und das aktuelle England-Team habe diese Power auf ein neues Level gehoben: "Sie haben so viel Stolz, Freude und Zusammenhalt in diese Nation gebracht, die so oft geteilt ist." Jeder einzelne Star sei rücksichtsvoll, einfühlsam und wortgewandt. "Und sie verändern was es bedeutet, ein England-Spieler zu sein."

Lineker, bei aller Euphorie, vergaß in seinem Brief nicht, in diesem Zusammenhang auch ein paar Worte an die englischen Fans zu richten. Buhrufe für gegnerische Fußballanhänger, Nationalhymnen und gar die eigenen Spieler beim Kniefall seien beschämend.

Dies habe auch nichts mit Patriotismus zu tun: "Ihr könnt euch Patrioten nennen, aber für mich bedeutet das Wort etwas anderes. Als eine Person, die England liebt und 80 Mal stolz vertreten hat (Anzahl seiner Länderspiele, Anm.), bin ich der Meinung, dass wahrer Patriotismus daraus resultiert, dass man nicht nur die Werte schätzt, die das eigene Land verkörpert, sondern auch die Werte, die es zu verkörpern wünscht."

Er sei irritiert davon, das grundlegenden Ideen wie Empathie und Gewissen in Vorstellungen von anti-englischem Verhalten verdreht würden: "Tatsächlich sind dies die am meisten englischen Werte von allen."

"Verrückt, geradezu lächerlich"

Lineker wünscht, dass sich die Fans ein Beispiel an den bis ins Finale vorgestoßenen Spielern nehmen. Ratschläge für diese hat er keine: "Ihr seid die richtigen Spieler zum richtigen Zeitpunkt, mit dem richtigen Mann in der Verantwortung." Das Land sei stolz auf die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate. "Nur noch ein Schritt jetzt, bitte."

Das Nationalteam habe nun eine Chance, die andere Menschen niemals bekommen würden. "Geht, wohin Sterbliche niemals gehen können." Es sei "verrückt, geradezu lächerlich", wie viel England das Turnier bedeute.

"Wenn ihr gewinnt, selbst wenn es nur für einen Nacht, eine Woche, einen Monat ist: Wir werden alles stehen und liegen lassen, um uns auf etwas Gutes zu konzentrieren. Um das Beste an England zu feiern. Und dann werden wir alle gemeinsam absolut durchdrehen. Right, let's go."