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Liverpools Angst vor dem Meisterfeier-Fluch

Die Marke von 70 Punkten schon geknackt, 19 (!) Punkte Vorsprung auf den ersten "Verfolger" Manchester City: Der FC Liverpool kann den Sekt schon mal literweise ins Kühlhaus karren.

Oder doch nicht?

Ausgerechnet in Liverpool selbst haben die Menschen Angst, vom Titel zu sprechen. Und das hat gute Gründe.

Klopp redet sich wegen Meisterschaft in Rage

Dieser Tage ist man beim Liverpool Football Club recht angespannt.

Die sportliche Situation könnte nicht besser sein, doch Erfolgscoach Jürgen Klopp regt sich aktuell über zwei Dinge auf: die Spielansetzungen der FA, dem englischen Fußballverband, die er mit einem Boykott quittieren will. Und die Tatsache, dass das ganze Land und seine Medien den Premier-League-Titel der Reds schon als sicher erachtet.

Gerade letzterer Punkt brachte Klopp nach dem kürzlichen Ligasieg seines Teams bei den Wolverhampton Wanderers so richtig in Rage.

"Ich könnte kotzen, wenn ich das höre", sagte er BT nach dem Spiel. Klopp erweckt den Eindruck, als ob er dem üppigen Polster nicht traut. Damit ist er nicht allein. Denn die ganze Stadt Liverpool traut dem Titel-Braten nicht, will sich selbst nicht verfluchen, indem schon jetzt zu viel über die Meisterfeier geredet wird.

Liverpools Liga-Schmerz sitzt tief

Es ist spürbar an der Merseyside: die Menschen in Liverpool schlagen einen Bogen um jegliches Titelgerede. "Manche Fans haben Angst davor, es laut auszusprechen - und ich gehöre dazu", gibt Julie Billington, Mitarbeiterin der Stadt Liverpool, im Gespräch mit SPORT1 zu. Ihre Kollegin Sue Lees, die für die Organisation der Liverpool-Paraden zuständig ist, erklärt: "Die Menschen in Liverpool wollen den Titel nicht verschreien." Vorfreude? Fehlanzeige.

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Dabei pulsiert in den Herzen der Reds-Unterstützer derzeit der Stolz auf das eigene Team. Der Champions-League-Triumph 2019 war die Krönung einer starken Saison und beendete die lange Durststrecke nach großen Erfolgen. Die anschließende Pokal-Parade durch die Stadt begleiteten 750.000 euphorische Liverpool-Fans. In der aktuellen Spielzeit ist der LFC sogar noch besser, scheint nahezu unschlagbar.

Doch es ist der Schmerz des kurz zuvor selbst verspielten Ligatitels, der im Gedächtnis der Anhänger noch tiefer sitzt. Sieben Punkte Vorsprung hatten die Reds im Dezember 2018 auf die Konkurrenz – doch es reichte nicht, am Ende feierte Manchester City.

Mit der so herbeigesehnten ersten Liverpool-Meisterschaft seit 1990 war es wieder nichts geworden. Wie 2014, dem Jahr des berüchtigten Ausrutschers von Steven Gerrard im vorentscheidenden Spiel gegen den FC Chelsea, waren die Reds im Titelrennen an sich selbst gescheitert.

Liverpool: Sprechen verboten, Träumen erlaubt

Genau diesen Fehler will Klopp dieses Jahr nicht begehen. Auch deshalb bringt er in jedem Ligaspiel seine absolute Top-Elf auf, lässt in den Pokal-Wettbewerben die Junioren ran.

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Der Trainer weigert sich, über den zu Titel sprechen. Auch im Verein ist man Presseanfragen zum Status der geplanten Titel-Feierlichkeiten gegenüber abgeneigt. Selbst bei der Stadt hält man auf SPORT1-Nachfrage zur zweifelsohne laufenden Organisation der Titelparade dicht.

Träumen darf man aber bekanntlich trotzdem, solange man es für sich behält. "Die Menschen wollen nicht reden, aber im Stillen sind sie schon am Rechnen", sagt Lees.

Dieses Jahr könnte es so weit sein - dann würde die 30 Jahre alte Rechnung endlich beglichen werden.