Macht es Rodgers wie Brady?

Zwei Wochen ist es her, da sah sich Aaron Rodgers einem Sturm der Kritik ausgesetzt. Im ersten Spiel der NFL-Saison 2021 ging der Quarterback-Superstar mit den Green Bay Packers gegen die New Orleans Saints unter – und das mit einer saftigen 3:38-Niederlage. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

Nach dem Wechsel-Theater im Sommer fühlten sich die Kritiker des Spielmachers bestätigt. Dem 37-Jährigen fehle der Biss, war in den Gazetten zu lesen. Zudem habe er ganz offensichtlich kein Lust mehr, für die Packers zu spielen, formulierten andere.

Rodgers selbst gab sich nach dem Debakel selbstkritisch. „Ich habe schlecht gespielt“, konstatierte er offen, nur um kurze Zeit später nachzuschieben: „Aber es war ein Spiel und wir haben noch 16 vor uns.“

Von diesen 16 Spielen sind nun bereits zwei weitere absolviert und bei der Franchise aus Wisconsin könnte die Stimmung besser nicht sein. Denn nach einem souveränen Sieg gegen die Lions in Woche zwei gab es in Woche drei eine emotionale Achterbahnfahrt mit gutem Ausgang. Und das ausgerechnet gegen die San Francisco 49ers.

49ers drafteten Rodgers nicht

Jene Franchise also, die Rodgers im Draft 2005 sträflich verschmäht hatte, zu der der 37-Jährige laut US-Berichten im Sommer aber am liebsten gewechselt wäre, hätten ihn die Packers ziehen lassen. So gab der Signal Caller vergangene Woche zu, dass er darüber nachgedacht habe, dass die 49ers für ihn traden könnten.

Eine realistische Chance gab es nicht, da Green Bay bereits beim ersten Anruf von Head Coach Kyle Shanahan klar machte, dass es den NFL-MVP nicht abgeben werde. Und dennoch ist die Franchise, die Rodgers als Kind liebte und aus deren Gegend er kommt, für ihn etwas Besonderes.

Umso besonderer war dann sein Auftritt. 37 Sekunden vor dem Ende hatten sich die 49ers mit einem Touchdown und dem dazugehörigen Extrapunkt in Führung gebracht. Viele Fans im Levi‘s Stadium glaubten bereits an einen Sieg ihres Teams. Doch dann zeigte der Rodgers, warum er vergangene Saison zum Most Valuable Player gewählt wurde.

Packers siegen dank Kick von Crosby

Innerhalb von nur 34 Sekunden führte er sein Team über das Feld. Und das, obwohl die Packers nicht ein einziges Timeout zur Verfügung hatten. Zwei weite und beeindruckende Pässe auf Receiver Davante Adams brachten Green Bay in Field-Goal-Range.

Und dann zeigte Kicker Matt Crosby, was er von seinem langjährigen Sitznachbar gelernt hat. Coolness und absolute Abgezocktheit in den größten Drucksituationen: Drei Sekunden vor dem Ende brachte er das 51-Yards-Field-Goal zwischen den Torstangen unter. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)

Für Rodgers ein Moment völliger Ekstase. An der Seitenlinie hatte der Quarterback knieend den entscheidenden Schuss verfolgt und sich anschließend wie ein kleines Kind gefreut. Der dazugehörige Clip ging bei Twitter bereits kurz danach viral.

„Ich liebe ihn über alles. Wir spielen seit Jahren zusammen, sitzen bei jeder Busfahrt und jedem Flug nebeneinander. Er ist ein unglaublicher Kerl und er ist so kämpferisch“, schwärmte Rodgers wenig später im NBC-Interview über Crosby.

Parallele zu Tom Brady

Der Signal Caller ist nach einem Totalausfall in Spiel eins wieder zurück in der Erfolgsspur – und das in beeindruckender Manier. Sechs Touchdown-Pässe warf er in den vergangenen beiden Partien ohne eine Interception hinnehmen zu müssen.

Und auch als emotionaler Leader ist er voll in seinem Element. So verkündete er nach der bitteren Auftaktpleite bei ESPN: „Wenn wir nach einer Woche ausflippen, dann sind wir in großen Schwierigkeiten.“

Ausgeflippt ist das Team nicht, stattdessen wieder zurück in der Spur. Mit zwei Siegen bei einer Pleite haben die Packers als einzige Franchise in der NFC North eine positive Bilanz und auch eine Parallele zu Tom Brady macht Hoffnung. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)

In der vergangenen Saison ging der siebenmalige Super-Bowl-Sieger mit den Tampa Bay Buccaneers ebenfalls mit 3:38 gegen die Saints unter, einige Wochen später krönte sich das Team zum NFL-Champion.

Auch Rodgers ist sich der Ergebnis-Parallele bewusst. Und selbst wenn er es nicht gewesen wäre, nach der Pleite in Woche eins gab es genügend Menschen, die den Quarterback genau darauf hingewiesen haben, wie er in der Show von Pat McAfee zugab.

Rodgers verliebt in Football

Selbstverständlich ist die Ausgangslage nach drei Spielen in der Regular Season noch kein verlässlicher Indikator für den weiteren Saisonverlauf.

Und doch ist klar, dass Rodgers, der den Titel als Ziel seiner womöglich letzten Saison mit den Packers ausgegeben hat, wieder voll und ganz in seinem Element ist. Und auch die Zusammenarbeit mit Head Coach Matt LaFleur, für dessen Playcalling Rodgers nach dem Spiel lobende Worte fand, läuft inzwischen gut.

Bei den Cheeseheads kommt ob des atemberaubenden Endes gegen die 49ers sogar ein Hauch von Liebe auf. „How could you not be romantic about football?“, fragte A-Rod glücksbeseelt nach dem Spiel. Für die anderen Franchises dürfte der Football-verliebte MVP Warnung genug sein.

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