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Effenberg: "Das erwarte ich von Khedira"

Effenberg: "Das erwarte ich von Khedira"

Liebe Fußball-Freunde,

erneut hat ein Bundesliga-Spieler mit einem Verstoß gegen die Corona-Regeln für Aufruhr gesorgt. Nach dem Wirbel um Breel Embolo und eine Party in Essen ließ sich Corentin Tolisso vom FC Bayern München ein neues Tattoo stechen - obwohl sämtliche Tattoo-Studios geschlossen sind. Inzwischen hat sich der Franzose für sein Fehlverhalten entschuldigt. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)

Zu Tolisso muss ich ganz klar sagen: Das darf nicht passieren. Allerdings darf man nicht immer jeden Spieler ans Kreuz nageln. Es wird eine empfindliche Geldstrafe geben und damit ist gut. Die Spieler müssen doch reifen und lernen. Fehler gehören dazu. Er ist jung und hat einen Fehler gemacht.

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Generell darf man nicht alle über einen Kamm scheren. Die sind ja auch getestet worden. Wir können doch nicht zu einem 18-Jährigen sagen: 'Du bist ein Vorbild für Millionen von Menschen'. Man muss unterscheiden zwischen einem 18-Jährigen und einem 36-Jährigen. Bei jungen Menschen kann man einen Fehler eher akzeptieren.

"Schalker Körpersprache in der zweiten Halbzeit katastrophal"

Was ich dagegen nicht akzeptieren kann, ist die zweite Halbzeit der Spieler von Schalke 04 beim 1:1 gegen Werder Bremen. Schalke hat gegen Bremen zwei Gesichter gezeigt: Das erste war bundesligatauglich, das zweite nur Zweite Liga. Und da ist nicht immer der Trainer schuld. (Die Tabelle der Bundesliga)

Wenn man nach so einem Spiel mit der Führung in die Halbzeit geht, muss man sich nicht fragen, was in der Kabine passiert ist. Dann sind die Spieler in der Verantwortung, sich zu pushen und versuchen, das, was sie in der ersten Halbzeit gebracht haben, nochmal zu bringen. Das ist eine Kopfsache.

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Die Körpersprache war in der ersten Halbzeit gut. In der zweiten Halbzeit war sie katastrophal. Es darf nicht sein, dass ich das Fußballspielen komplett einstelle, wenn ich 1:0 führe und 45 Minuten wirklich guten Fußball gezeigt habe. Auch Lucien Favre und Ottmar Hitzfeld waren keine Trainer, die von Emotionen gelebt haben. Da sind die Spieler in der Verantwortung.

Und die müssen so ein Spiel auch mal dreckig gewinnen. Ich sage es mal übertrieben: Man muss das Spiel über die Zeit bringen, auch wenn man am Ende elf Gelbe und zwei Rote Karten hat. Das habe ich auch nicht gesehen. Wir reden von der Bundesliga. Da muss man dem Gegner auch mal wehtun, das Spiel unterbrechen. So muss man sich auch einstellen in der Halbzeit. Mannschaften, die die spielerische Qualität nicht haben, müssen das an den Tag legen.

"Khedira und Hertha: Das kann sehr wohl funktionieren"

Hertha BSC will nach dem Aus von Trainer Bruno Labbadia und Geschäftsführer Michael Preetz derweil möglichst zügig zurück in die Erfolgsspur. Gelingen soll das mit einem alten Bekannten: Pal Dardai, der bereits von 2015 bis 2019 an der Seitenlinie der Berliner stand.

Ich sehe das positiv, auch wenn das erste Spiel mit 1:3 bei Eintracht Frankfurt verloren wurde. Man muss den Umbau vorantreiben. Da ist er hauptverantwortlich. Es ergibt Sinn, die Mannschaft jetzt aufzubauen und langfristig mit Dardai zu arbeiten.

Ein wesentlicher Baustein wird dann auch Sami Khedira sein, dessen Wechsel zur Alten Dame unmittelbar bevorsteht. Bei ihm muss man sich natürlich die Frage nach dem Fitnesszustand stellen.

Um sofort zu helfen, muss er bei 100 Prozent sein. Das ist er mit Sicherheit nicht, er braucht Spiele, um seinen Rhythmus zu finden. Da muss man Geduld haben. Aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner Führungsqualitäten kann das aber sehr wohl funktionieren.

Pal Dardai schreit danach, mehr Erfahrung ins Team zu holen. Da ist Khedira schon der Richtige. Hertha hat eine junge Mannschaft, die geführt werden muss. Da geht es auch darum, verbal Einfluss zu nehmen. Das erwarte ich von Khedira. Wenn der Trainer ihn haben will und ihm das Vertrauen ausspricht, ist er die unangefochtene Führungspersönlichkeit im zentralen Bereich. Das mit der Fitness wird kommen.

Ich bin sicher, dass Hertha sich relativ schnell fangen wird. Allerdings ist in Berlin auch enormer Druck drauf. Sie werden an ihren finanziellen Möglichkeiten gemessen. Da kann das Ziel nur der internationale Wettbewerb sein. Etwas anderes kann man bei den Ausgaben nicht akzeptieren.

Euer
Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 bildet der 52-Jährige mit Marcel Reif und Mario Basler das feste Experten-Team des CHECK24 Doppelpass.