"Man kann nicht neun Frauen schwängern und hoffen ..."

Das Führungsbeben bei Alpine zeigt auch am Tag nach der Bekanntgabe noch seine Auswirkungen. Im Anschluss an das erste freie Training zum Grand Prix von Belgien (das gesamte Rennwochenende im Ticker auf SPORT1) war bekannt geworden, dass der Rennstall zeitgleich seinen Teamchef, Sportdirektor und Technikchef entlässt. Nur wenige Tage zuvor war der angezählte CEO Laurent Rossi entlassen worden.

Otmar Szafnauer, seines Zeichens entlassener Teamchef, der am Wochenende von Spa jedoch noch die Geschicke leitet und sich mit der Sommerpause verabschiedet, konnte am Sky-Mikrofon nur höhnisch auf sein Aus reagieren: „Man kann nicht neun Frauen schwängern und hoffen, dass man in einem Monat Vater wird.“

Was der 58-Jährige damit meinte? Ursprünglich war ihm ein 100-Rennen-Plan vorgelegt und zugestanden worden. Innerhalb dieses Zeitraumes von über vier Jahren sollte er das Alpine-Team erneuern und in glänzende Zeiten führen. Nach nur 33 Rennen ist dieses Projekt aber passé, lediglich Exekutiv-Direktor Bruno Famin verbleibt im Amt.

Formel 1: Szafnauer bemängelt Zeitplan bei Alpine

„Man kann den Prozess nicht einfach so beschleunigen, ich habe meinen Chefs immer gesagt, dass es Zeit braucht, bis die Resultate kommen“, bemängelte Szafnauer die Personalentscheidung.

Denn auch aus anderen Teams engagierte er Experten, seien es Techniker oder Strategen. Doch aufgrund laufender Arbeitsverträge kämen „manche 2024, andere 2025″. Es hätte ein Langzeitprojekt werden sollen, mit der vorzeitigen Entlassung war der rumänisch-amerikanische Funktionär sichtlich unzufrieden.

Hinzu kommt der Zeitpunkt: Zum Auftakt des Rennwochenendes eine derart triftige Entscheidung bekannt zu geben, sei „sicherlich ungewöhnlich, aber was will man machen?“, meinte Szafnauer. Immerhin durfte er sich mit seinem Team noch über einen Lichtblick zum Abschied freuen.

Gasly im Sprint sensationell Dritter

In einem hektischen Sprintrennen ging die taktische Finesse des frühen Boxenstops bei Pierre Gasly auf. Der Franzose im Alpine-Boliden sicherte sich sensationell den dritten Rang und bekleidete diesen bis ins Ziel nach nur elf Rennrunden.

Ein immerhin beseelter Abschied für Szafnauer: „Wir haben einen sehr guten Boxenstopp gehabt, das war der Schlüssel. Es ist großartig fürs Team, es zeigt, wozu das Team fähig ist.“

Abschließend musste er offensichtlich gen Management-Ebene bei Alpine noch eine Spitze loslassen. „Man kann keine Entscheidungen treffen, wenn man zu wenig Informationen hat“, sagte er zwar in Bezug auf die Regenverhältnisse auf der Strecke, meinte jedoch zwischen den Zeilen sicherlich auch die eigene Demission.