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Mbappe, Schiedsrichter und eine Prise Glück: Frankreich ist Weltmeister!

Die französische Nationalmannschaft hat mit einem 4:2-Sieg über Kroatien das Finale der WM 2018 in Russland gewonnen. Es ist der zweite Pokalgewinn in der Geschichte des Landes. Schiedsrichter Nestor Pitana trug seinen Teil ebenso bei wie mehrere Slapstick-Einlagen.

Kroatien hat das WM-Finale gegen Frankreich verloren. Hier erzielt Mandzukic per Eigentor die Führung für die Franzosen. (Bild: Getty Images)
Kroatien hat das WM-Finale gegen Frankreich verloren. Hier erzielt Mandzukic per Eigentor die Führung für die Franzosen. (Bild: Getty Images)

Die Aufstellungen

Keine Überraschungen bei Favorit Frankreich. Lloris hütet das Tor hinter der bewährten Viererkette aus Stuttgarter Pavard, Varane, Umtiti und Hernandez. Kante und Pogba sichern das Zentrum hinter Matuidi, Griezmann und Mbappe. Vorne stürmt Giroud.

Auch die Kroaten wagen im Finale keine Experimente. Subasic steht hinter der Viererkette aus Vrsaljko, Lovren, Vida, Strinic. Im Zentrum werden Modric und Rakitic von Brozovic unterstützt, über außen kommen Frankfurter Rebic und Perisic. Als Mittelstürmer ist Mandzukic ohnehin gesetzt.

Spielverlauf und Tore

Nach müden Anfangsminuten bringt ein Standard die Führung für Frankreich. Griezmann hebt den Ball aus halbrechter Position in den Strafraum, wo Mandzukic entscheidend am Ball ist und ein Eigentor aus rund elf Metern köpft. Das erste Eigentor in einem Finale einer Weltmeisterschaft.

Dieses Finale passte wie die Faust aufs Auge der WM. Zweites Tor, zweiter Standard. Einen Freistoß von halb links spielte Kroatien nach rechts in den Strafraum. Von dort kam der Ball nach innen, konnte aber nicht ausreichend geklärt werden. Perisic hatte aufgepasst und zog volley mit dem linken Fuß ab.

Die Freude der Kroaten hielt allerdings nur kurz. Torschütze Perisic ging nach einer Ecke mit der Hand zum Ball und wurde per Videobeweis ertappt. Griezmann ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte den Strafstoß zur erneuten Führung. Der erste und letzte Torschuss der Franzosen in der ersten Halbzeit.

Nach einer Stunde war es Pogba, der einen Angriff erst sensationell einleitete und dann selbst zum 3:1 abschloss. Er spielte einen Ball direkt in den Lauf von Mbappe, der am rechten Strafraumrand Strinic austanzte und nach innen legte. Im zweiten Versuch bekam Pogba aus dem Rückraum freie Bahn und traf mit dem linken Fuß.

Wenige Minuten später krönte Mbappe seine starke Leistung mit einem eigenen Treffer. Hernandez dribbelte sich in die kroatische Hälfte und legte quer für den PSG-Star. Der ließ Vida den Block in die falsche Richtung ansetzen und zog außerhalb des Strafraums mit rechts zum 4:1 ab.

Kroatien wirkte zu diesem Zeitpunkt wie tot. Lloris brachte sie allerdings nochmals in Spiel. Nach einem harmlosen Rückspiel vertändelte der Torwart zu viel Zeit am Ball und schoss letztlich panisch Mandzukic ab. 4:2 und damit plötzlich wieder Spannung in der Partie. Am Ende spielten es die Franzosen doch sehr souverän runter, auch weil bei den Kroaten einfach der Akku leer war.

Der Schiedsrichter

Nestor Pitana hatte im Laufe des Turniers mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Im Finale aber enttäuschte der Argentinier. Dem Freistoß vor dem 1:0 ging eine Schwalbe von Griezmann voraus. Zudem wurde Mandzukic bei seinem Eigentor von Pogba beträchtigt – und der Franzose kam aus dem Abseits. Inwiefern beim Handspiel von Perisic eine klare Fehlentscheidung vorlag, die zum Videobeweis berechtigt, ist mehr als fraglich. In der zweiten Halbzeit blieb Pitana unauffällig, der Schaden war aber schon angerichtet.

Taktische Auffälligkeiten

Mit Frankreich und Kroatien trafen im WM-Finale zwei Mannschaften mit sehr ähnlicher Spielanlage aufeinander. Das zeigte sich in den ersten Minuten, die sehr gemäßigt abliefen. Beide Teams tasteten sich etwas ab, wobei die Kroaten etwas aktiver wurden, sich aber gegen das Pressing von Frankreich nicht durch das Zentrum spielen konnten.

Wie zu erwarten war, hatten die Kroaten große Probleme dabei, die linke Seite der Franzose mit Mbappe zu kontrollieren. Strinic und Vida waren sichtlich zu ungelenk und langsam für die Fähigkeiten des 19-jährigen Flitzers.

Nicht minder zu erwarten war, dass auch das Finale der WM 2018 von Standards geprägt werden würde. Allerdings waren es nicht ausgeklügelte Standardvarianten, die das Spiel dominierten sondern Zufallsprodukte aus denen die Tore fielen. Eigentor, Handspiel und ein zweiter Ball brachten die Tore der ersten Halbzeit.

Auffällig, wie viele Probleme Frankreich trotz dem Duo aus Varane und Umtiti in der Innenverteidigung mit Hereingaben der Kroaten hatte. Auch Torhüter Lloris strahlte bei den hohen Bällen in den Strafraum keine Sicherheit aus, sondern war vielmehr an einigen Missverständnissen beteiligt.

In der zweiten Halbzeit mit der Führung im Rücken erkannten die Franzosen eine Chance, die Führung weiter auszubauen. Mbappe blieb etwas höher und vernachlässigte die Defensive. Damit stand Kroatiens Linksverteidiger tiefer, konnte die Konter – wie etwa vor dem 3:1 – aber trotzdem nicht verhindern.

Letztlich öffneten die Standards der französischen Mannschaft Tür und Tor, um in der zweiten Halbzeit die individuelle Qualität offensiv auszuspielen und müden Kroaten den Todesstoß zu versetzen. Dazu kam ein hervorragende Gegenpressing, das Angriffe der Kroaten schon früh ersticken konnte.

Frankreichs Goldene Generation mit dem ersten Ausrufezeichen

Die französische Nationalmannschaft hat mit einem Altersschnitt von 25 Jahren den zweiten WM-Titel der Landesgeschichte gewonnen. Nach dem peinlichen Vorrundenaus bei der WM 2010 hat das Land fußballerisch einen Aufschwung erreicht, der nun vorerst einen Höhepunkt feiert.

Vorerst, weil das Team schon jetzt mit jungen Spielern auf Weltklasse-Niveau gespickt ist: Samuel Umtiti, Raphael Varane oder Kylian Mbappe werden auch in den kommenden Jahren zentrale Säulen darstellen und könnten eventuell sogar noch einen weiteren Schritt nach vorne machen.