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Mehr Durchblick für Honig mit «Herkunft Erde»

Verbraucherschützer und Imker fordern strengere Vorgaben für die Kennzeichnung von Honig.
Verbraucherschützer und Imker fordern strengere Vorgaben für die Kennzeichnung von Honig.

Aus welchem Land der goldgelbe Honig auf dem Frühstücksbrötchen stammt, ist oft schwer zu sagen - es steht schlicht nicht auf dem Glas. Das wollen nicht nur Verbraucherschützer und Imker ändern.

Berlin (dpa) - Kartoffeln aus der Region, Spezialitäten aus Italien: Im Supermarkt achten viele gern darauf, wo Lebensmittel eigentlich genau herkommen.

Doch manchmal heißt es da auch nur «Mischung aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern» - nämlich auf vielen Honig-Gläsern in den Regalen. Das sage nicht mehr aus als «Herkunft: Planet Erde», moniert die Verbraucherorganisation Foodwatch. «Für Außerirdische mag eine solche Kennzeichnung vielleicht interessant sein.» Auch Imker fordern klarere Herkunftsangaben. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) unterstützt einen Vorstoß für strengere EU-Regeln.

«Die aktuelle Kennzeichnung von Honig ist an Absurdität kaum zu überbieten», sagte ein Foodwatch-Sprecher. «Wer denkt sich solche Regelungen eigentlich aus?» Die Hersteller von Lebensmitteln müssten verpflichtet werden, mindestens die Herkunftsländer der Hauptzutaten ihrer Produkte anzugeben. Der Deutsche Imkerbund macht ebenfalls Druck: «Dazu gehört, dass neben jedem Herkunftsland der jeweilige prozentuale Anteil am Produkt genannt werden müsste», sagte eine Sprecherin. Aus allgemeinen Bezeichnungen auf dem Etikett gehe für Verbraucher nur hervor, dass es sich um Auslandsware handelt.

Dabei muss das Ursprungsland prinzipiell angegeben werden, wie eine EU-Richtlinie festlegt. Stammt der Inhalt des Honig-Glases aber aus mehreren Ländern, können es auch pauschale Angaben für die gesamte Mischung sein: aus den 27 EU-Ländern, aus «Nicht-EU-Ländern» rund um den Globus oder eben eine «Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern». Auf vielen Etiketten findet sich das so - meist im Kleingedruckten, vom «goldcremigen Landhonig» bis zu «streichzartem Imkerhonig». Zumindest etwas konkreter sind Angaben wie Honig «aus Europa und Südamerika» oder Aufdrucke wie «Bulgarien, Österreich».

Hintergrund ist auch, dass die heimische Erzeugung die Nachfrage nicht deckt. Noch mal das Dreifache wird nach Deutschland importiert. Die größten Mengen stammten laut Statistischem Bundesamt 2019 aus Mexiko, der Ukraine und Argentinien - von EU-Partnern aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Nach Branchenangaben sichert gerade das Mischen verschiedener Honige aus der ganzen Welt eine «gleichbleibend hohe Qualität», auch beim gewohnten Geschmack. Die Region mache keinen Unterschied. «Denn der Ursprung des Honigs ist immer die Biene», argumentiert der Honig-Verbands der Importeure und Abfüller. Eine genaue Angabe der Herkunftsländer wäre «irritierend» für Kunden. Das würde auf Qualitätsunterschiede hinweisen, die nicht vorhanden seien.

In der EU gibt es jedoch Bewegung, die Vorgaben zu schärfen. Ein Vorstoß von 16 Mitgliedstaaten zu Jahresbeginn zielt darauf, bei Honigmischungen die Angabe der jeweiligen Herkunftsländer zur Pflicht zu machen. Das sei auch Deutschland ein Anliegen, heißt es aus dem Bundesernährungsministerium. Einzelne Länder zu nennen, trage dem höheren Informationsbedarf der Verbraucher Rechnung. Die Diskussionen sollen in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vorangebracht werden.

In den Supermärkten gehört Honig mit ausgewiesener Herkunft aus Deutschland meist nicht zu den günstigsten. Da sieht der Imkerbund Importe etwa aus China zu «äußerst niedrigen Preisen» mit Sorge. Bei der Marke «Echter Deutscher Honig» zeigt auch eine Adresse auf dem Glas, aus welcher Region er stammt - und zwar vollständig, wie der Verband erläuterte. Auf dem Etikett können auch Angaben zu Herkunft und Honigsorte kombiniert werden - zum Beispiel Tannenhonig aus dem Schwarzwald oder bayerischer Waldhonig. Bei noch lokaleren Angaben kommt es dann auch auf den Flugradius der Bienenvölker an.