Er wollte eine Legende wegekeln - und kam selbst zu Fall

Er wollte eine Legende wegekeln - und kam selbst zu Fall
Er wollte eine Legende wegekeln - und kam selbst zu Fall

Das altehrwürdige US-Magazin Newsweek taufte ihn in einer Titelgeschichte „den meistgehassten Mann des Baseballs“. Und er wurde diesem Ruf mehr als gerecht.

George Steinbrenner war 37 Jahre lang der berühmteste und am meisten berüchtigte Sportteambesitzer Amerikas. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur MLB)

Der deutschstämmige Geschäftsmann aus Rocky River, Ohio, war der Chef der New York Yankees, dem legendärsten Team der MLB. Und er schaffte es in dieser Zeit, zu einer ähnlich mythischen Figur zu werden wie die Franchise-Ikonen Babe Ruth, Yogi Berra, Joe DiMaggio, Mickey Mantle. (Wie Yankee-Ikone Mickey Mantle sich zu Tode trank)

Der extrovertierte Steinbrenner - oft schlicht „The Boss“ genannt - fügte dem Vermächtnis der Yankees sieben World-Series-Gewinne hinzu, nicht selten jedoch auch mit skrupellosen Methoden, die ihm mehr Abneigung statt Anerkennung einbrachten.

Ein besonders skandalöser Vorfall im Umgang mit einem eigenen Star-Spieler sorgte im Jahr 1990 für so große Schockwellen, dass eine lebenslange Sperre für Steinbrenner die Folge war - ehe die Geschichte heute vor 30 Jahren eine Wendung nahm.

Steinbrenner vs. Winfield: Skandal erschütterte die MLB

Zweite Hauptfigur und Gegenspieler Steinbrenners in dem Skandal war Dave Winfield, von Steinbrenner 1980 als Free Agent verpflichtet und mit einem Zehn-Jahres-Vertrag zum bestbezahlten Spieler der Liga gemacht.

Der große Deal entwickelte sich jedoch nicht zu Steinbrenners Zufriedenheit. Der Mogul ärgerte sich, dass Winfield Agent auf clevere Klauseln pochte, die Winfields Verdienst-Volumen weiter anwachsen ließen - den sportlichen Gegenwert sah er nach einigen Jahren nicht mehr gegeben.

Zur Legende wurde eine Aussage aus dem Jahr 1985, in der Steinbrenner Winfield mit seinem früheren Star Reggie Jackson verglich, der „Mr. October“ genannt wurde, weil er stets in Hochform war, wenn es in Richtung World Series ging.

„Ich habe Mr. October ziehen lassen und haben Mr. Mai bekommen, Dave Winfield“, schimpfte Steinbrenner über Winfield, der es nicht schaffte, die Yankees zu einer Meisterschaft zu führen: „Er hat die besten Zahlen, wenn es nicht drauf ankommt.“

Brisante Zahlung an zwielichtigen Zocker

Ende der Achtziger wollte Steinbrenner Winfield loswerden, ihm waren jedoch wegen der Liga-Regularien die Hände gebunden: Weil Winfield zehn Jahre aktiv war und fünf davon beim selben Team, hatte der ein Vetorecht gegen jeden Trade.

Steinbrenner versuchte daher, Winfield wegzuekeln, im Jahr 1988 kamen Berichte auf, dass die Yankees eine Klage gegen die „Winfield Foundation“ vorbereiten würde, eine wohltätige Stiftung des Spielers, die von dessen Vertrag mit den Yankees begünstigt war - wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern, die Winfield in vergnügliche Abende mit Frauen gesteckt haben sollte.

Die Art und Weise, wie Steinbrenner an die brisanten Informationen kommen wollte, wurde ihm jedoch selbst zum Verhängnis: Es kam heraus, dass er Anfang 1990 40.000 Dollar an Howard Spira zahlte - einen tief in Wettschulden verstrickten Publizisten, der für die Stiftung gearbeitet hatte und belastendes Material in Aussicht stellte.

Die anrüchige Zahlung flog auf, Steinbrenner versuchte sich rauszuwinden. Er behauptete erst, dass er Spira das Geld aus Nächstenliebe gegeben hätte, dann, dass der ihn bedroht hätte. Vergeblich.

Lebenslange Sperre hat nicht Bestand

MLB-Commissioner Fay Vincent konnte nicht anders, als durchzugreifen, auch mit Blick auf die Geschichte der MLB, die durch unheilvolle Verquickungen mit der Wett-Szene durch den „Black-Sox-Skandal“ einst fast untergegangen war.

Am 30. Juli verkündete Vincent eine lebenslange Sperre für Steinbrenner - die dieser ironischerweise selbst so wollte: Der Bann war ihm lieber als die ihm anfangs angetragene Zwei-Jahre-Suspendierung, von der er glaubte, dass sie ihn seinen Job als Vizepräsident des Nationalen Olympia-Komitees gekostet hätte.

Zwei Jahre später kam es, wie es kommen musste: Der findige Steinbrenner drängte zurück ins Geschäft, nach längerem Feilschen - Steinbrenner ordnete die Rücknahme mehrere Klagen gegen den MLB-Commissioner an - hob Vincent am 24. Juli 1992 die Verbannung auf. Steinbrenner blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2010 Yankees-Boss.

Ein Makel in der Yankees-Historie

Nachhaltige Folgen für die Baseball-Historie hatte der Skandal dennoch: Winfield - 1990 schließlich zu den California Angels gewechselt und 1992 mit Toronto doch noch Meister - entschloss sich aus nicht verklungener Wut über Steinbrenners Gebaren zu einem folgenschweren Schritt.

Er entschied sich, nicht als Yankee, sondern unter der Flagge sondern seines vorherigen Teams San Diego Padres in die Hall of Fame einzuziehen, obwohl seine Karriere bei den Yankees klar erfolgreicher war.

Eine späte Versöhnung des heute 70 Jahre alten Winfield mit Steinbrenner änderte nichts mehr an dem Makel der Yankees-Geschichte.

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