Menschliche Abgründe im Frauen-Eishockey

Menschliche Abgründe im Frauen-Eishockey
Menschliche Abgründe im Frauen-Eishockey

Düstere Wolken über der Havard-Universität mit offenbar menschlichen Abgründen!

Im Fokus steht das Eishockey-Team der Frauen und ihre Trainerin Katey Stone. Die langjährige Cheftrainerin, die den Posten seit 27 Jahren bekleidet, sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, es geht dabei um Missbrauch und Rassismus.

In einem ausführlichen Bericht von The Athletic beschreiben zahlreiche Ex-Spielerinnen erschütternde Zustände innerhalb der Mannschaft während der vergangenen 20 Jahre.

Was war geschehen? Bei der obligatorischen Einführungswoche sei es immer wieder zu massiven sexistischen sowie menschenverachtenden und zynischen Verfehlungen gekommen, hieß es. So mussten Erstsemesterinnen nicht nur Kostüme tragen, die sie als „unangenehm“ bezeichneten, sondern auch die sogenannte „Freshmen Fun Night“ über sich ergehen lassen.

Dabei sollen die Jüngsten im Team regelrecht bedrängt worden sein, “Kondome über Bananen zu ziehen, Orgasmen vorzutäuschen und Sketche aufzuführen, die sich auf ihre sexuelle Orientierung bezogen“, gaben Betroffene zu Protokoll.

Auch andere Dinge klingen wie die schlimmste Seite des College-Sports: Dem Bericht zufolge sei es ebenso vorgekommen, dass sie „in ein Badezimmer getrieben wurden, wo das Licht ausgeschaltet und die Abflüsse mit Klebeband abgedeckt waren, und sie aufgefordert wurden, so lange zu trinken, bis der Alkohol oder die aufgewärmten Biere ausgetrunken waren.“

Heftige Vorwürfe: „Hunger Games für die Psyche“

Die „Freshman Fun Night“ soll der Abschluss der Initiationswoche genannten Phase zu Saisonbeginn gewesen sein. Gelitten wurde offenbar aber auch zuvor.

Genannt wurde hierzu auch das „Nackt-Schlittschuhfahren“, bei dem Studienanfängerinnen offenbar im Unklaren gelassen wurden, ob die Eishalle dabei abgeschlossen oder die Überwachungskameras ausgeschaltet war.

Von Neulingen war dem Vernehmen nach auch immer wieder eine nackte „Superman-Rutsche“ über das Eis verlangt worden. Dabei sei es regelmäßig zu Eisbränden und blutenden Brustwarzen gekommen.

Eine Spielerin aus der Saison 2016/‘17 äußerte sich bei The Athletic, alles im Team drehe sich um das Verletzen von Schamgrenzen. Ein Elternteil einer anderen ehemaligen Spielerin bezeichnete die Vorgänge im Team sogar als „Hunger Games für die Psyche“ - in Anlehnung an die US-amerikanische Science-Fiction-Filmreihe „Die Tribute von Panem“.

In einer Reaktion auf die Vorwürfe erklärte ein Sprecher der Universität, es handele sich bei den Vorfällen um ein „nicht genehmigtes Event“, das „nicht die Erwartungen des Frauen-Eishockeyteams widerspiegelt“. Dazu gab es den Hinweis, dass „Veranstaltungen, bei denen sich Teammitglieder unter Druck gesetzt oder unwohl fühlen, nicht gestattet sind“.

Auch Rassismus-Skandal erschüttert Havard-Team

Dass es bereits der zweite Skandal innerhalb weniger Monate ist, bringt die altehrwürdige Alma Mater in Massachusetts indes mächtig unter Druck. Stone war auch schon mit Rassismus in Verbindung gebracht worden, nachdem sich Cheftrainerin 2022 abfällig gegenüber Spielerinnen indigener Abstammung geäußert haben soll.

Wie der Boston Globe berichtete, hat die 56-Jährige im Zusammenhang mit zwei Spielerinnen offenbar gesagt, es gebe „zu viele Häuptlinge und nicht genug Indianer“.

Irritierend: Nach dem Vorfall im März 2022 soll Erin McDermott als Vorsitzende der Harvard-Sportabteilung einer Spielerin gegenüber gesagt haben, die Angelegenheit werde nicht untersucht. Heather Bear, Vorsitzende der Federation of Sovereign Indigenous Nations, forderte derweil Stones Rücktritt, weil für solche Dinge „kein Platz im Eishockey“ sei.

Die im Brennpunkt stehende Trainerin wiederum soll sich vor ehemaligen Spielerinnen gegen die Vorwürfe gewehrt und erklärt haben, man versuche, „dieses Programm in Brand zu setzen. Und das werden wir nicht zulassen.“