Wie ein Problemviertel Matetas Weg zum Shootingstar ebnete

Jean-Philippe Mateta hat einen ungewöhnlichen Weg zum Bundesliga-Profi genommen.

Der Stürmer des 1. FSV Mainz 05 war nie im Nachwuchsleistungszentrum eines großen Vereins, ebnete sich selbst stattdessen auf den Straßen eines Problemviertels seinen Weg in die große Fußball-Welt.

"In Sevran sind Beschimpfungen dasselbe, wie wenn man sich woanders Hallo sagt", erzählte der Franzose in einem Interview mit SoFoot einmal über seine Jugend: "Wenn du im Viertel mit den Großen spielst, dann beschimpfen sie dich und machen dir Druck. Wenn du nicht gut spielst, wirst du geschlagen."

Mateta glänzt in erster Saison bei Mainz 05

Mateta lernte früh, sich durchzusetzen - und obwohl er bis zu seinem Wechsel gerade einmal 86 Erstliga-Minuten vorzuweisen hatte, machten ihn die Mainzer im vergangenen Sommer mit rund zehn Millionen Euro Ablöse zu ihrem Rekordtransfer.

Eine Investition, die sich schon in der ersten Saison ausgezahlt hat: Auf Anhieb erzielte der 22-Jährige 14 Saisontore, bereitete drei weitere Treffer vor und hatte großen Anteil am souveränen Klassenerhalt der Mainzer. Die Fans dankten ihm das unter anderem mit einem eigenen Song - und Mateta entschied sich trotz lukrativer Angebote frühzeitig für eine Vertragsverlängerung.

Vor der neuen Saison spricht Mateta im SPORT1-Interview über seine Ziele mit den 05ern, große Titelträume, seine Bewunderung für Messi und Ibrahimovic sowie seine ganz besondere Beziehung zu den Mainzer Fans.

SPORT1: Herr Mateta, Sie sind jetzt ziemlich genau ein Jahr bei Mainz 05. Wie fällt ihre Zwischenbilanz aus?

Jean-Philippe Mateta: Als Mannschaft sind wir Elfter oder Zwölfter geworden, das weiß ich ehrlich gesagt schon gar nicht mehr so genau (Mainz wurde Zwölfter, drei Tore hinter Hertha BSC, Anm. d. Red.). Ich persönlich habe Shinji Okazakis und André Schürrles Rekord nur um ein Tor verpasst, damit bin ich zufrieden. Mein Vater hatte mir gesagt, dass ich zehn Tore machen soll - ich habe 14 gemacht. Das ist doch ganz gut (lacht). Als Mannschaft haben wir souverän den Klassenerhalt geschafft. Das ist eine ordentliche Bilanz, aber jetzt hoffe ich auf mehr - für mich persönlich und mit dem Team.

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SPORT1: Heißt das auch, dass es schon eine neue Marke an Toren gibt, die Sie in der neuen Saison erzielen wollen?

Mateta: Ja, die gibt es. Aber ich verrate noch nicht, wie viele das sind.

Mateta: "Ich bleibe in Mainz"

SPORT1: Sie haben Anfang des Jahres gesagt, Deutsch zu lernen sei sehr schwierig. Wie steht es um Ihre Fortschritte?

Mateta: Es ist immer noch schwierig, aber es geht voran. Schritt für Schritt.

SPORT1: Können Sie schon etwas auf Deutsch sagen? Eine kleine Botschaft an die Mainzer Fans?

Mateta: Das ist schwierig (lacht). Wie sagt man das? (überlegt) Ich bleibe in Mainz!

SPORT1: Die Bundesliga war eine ganz neue Erfahrung für Sie. Wie haben Sie in Ihrem ersten Jahr die Stimmung wahrgenommen?

Mateta: Es ist großartig! Ich liebe es, wenn so viele Fans im Stadion sind. Wenn ich in den Heimspielen treffe und alle ausflippen - das liebe ich! Ich mag es, eine Beziehung zu den Fans aufzubauen. Für einen Stürmer ist das etwas sehr Wichtiges, für mich ganz besonders.

SPORT1: Was haben Sie vor Ihrem Wechsel schon über Mainz 05 gewusst?

Mateta: Ich bin Fußballer, ich kenne alle Mannschaften zumindest ein bisschen. Ich hatte natürlich auch schon von Mainz gehört, auch wenn ich die Spiele nicht verfolgt habe. Aber als ich von ihrem Interesse erfahren habe, habe ich mich natürlich mehr mit Mainz 05 beschäftigt.

Fans von Mainz 05 widmen Mateta Rap-Song

SPORT1: Einige Mainzer Fans haben sogar schon einen Rap-Song über Sie produziert. Gefällt er Ihnen?

Mateta: Ja, ich finde ihn sehr gut, ich höre ihn mir immer mal wieder an. Auch meine Familie kennt ihn. Meine Freunde legen ihn manchmal auf, um mich zu ärgern (lacht). Aber es ist ein guter Song - und ich hoffe, dass sie noch weitere Lieder für mich machen werden.

SPORT1: Stimmt es, dass Sie auch so etwas wie der Kabinen-DJ sind?

Mateta: Ich bin jetzt nicht der eine DJ, aber ich mag es, Musik aufzulegen. Bei uns darf jeder mal die Musik aussuchen. Es ist aber einfach so, dass ich die beste Musik auflege (lacht). Egal ob Deutsch, Amerikanisch oder Französisch - ich habe alles im Repertoire.

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SPORT1: Sie waren im vergangenen Jahr der neue Mainzer Rekordtransfer, inzwischen soll Ihr Marktwert bei rund 25 Millionen Euro liegen. Setzen Sie solche Zahlen unter Druck?

Mateta: Nein, das belastet mich überhaupt nicht. Mein Marktwert, der Transfermarkt - das sind Dinge, mit denen ich mich nicht beschäftige. Was mich interessiert, ist nur das, was auf dem Platz passiert.

Mateta erklärt Verbleib bei Mainz 05

SPORT1: Nach der vergangenen Saison gab es auch Interesse von anderen Vereinen, trotzdem haben Sie Ihren Vertrag vorzeitig verlängert. Was waren die Gründe, die für Mainz 05 gesprochen haben?

Mateta: Vor allem meine persönliche Entwicklung. Ich will mich hier noch weiter entwickeln, noch mehr Tore schießen. Warum nicht Mainz!?

SPORT1: Ging es für Sie auch darum, regelmäßige Spielzeit zu bekommen?

Mateta: Das war nicht das Entscheidende. In anderen Vereinen hätte ich auch genug Spielzeit bekommen. Aber ich fühle mich wohl in Mainz, ich habe mir hier schon etwas aufgebaut. Die Fans mögen mich - ich wollte unbedingt bleiben.

SPORT1: Nichtsdestotrotz haben Sie schon des Öfteren gesagt, dass sie eines Tages um die großen Titel spielen wollen. Welche Titel haben Sie im Visier?

Mateta: Sowohl große Titel mit dem Team als auch persönliche Auszeichnungen: Torschützenkönig werden, eine Meisterschaft gewinnen, mit Frankreich Welt- und Europameister werden - das sind meine Ziele.

Europa League als Ziel für neue Saison

SPORT1: Und mit Mainz 05? Wäre die Qualifikation für die Europa League so etwas wie ein kleiner Titel?

Mateta: Ich hoffe, dass wir das schaffen. So bin ich, ich will immer weiter nach oben - meinetwegen auch gerne in die Champions League. Aber ich hoffe auf jeden Fall, dass wir weiter vorne landen als in der vergangenen Saison.

SPORT1: Wo sehen Sie die Bundesliga im internationalen Vergleich?

Mateta: Für mich sind die Premier League und die Bundesliga die besten Ligen der Welt. Alles andere kommt dahinter.

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SPORT1: Sie sind in Sevran aufgewachsen, einem schwierigen Viertel, waren nie in einem Nachwuchsleistungszentrum eines großen Vereins. Wie hat Sie das in Ihrer Karriere geprägt?

Mateta: Vielleicht insofern, als dass ich noch mehr gewinnen will als andere. Ich lasse es nie schleifen. Dass mich in der Jugend kein großer Verein wollte, hat mich nur noch mehr motiviert. Ich will immer besser sein als alle anderen. Mehr Tore schießen, alle Spiele gewinnen.

SPORT1: Man sieht Ihnen die Freude beim Jubeln an, wenn Sie ein Tor geschossen haben. Haben Sie einen Lieblings-Torjubel?

Mateta: Klar, den haben Sie bestimmt schon gesehen: Ich laufe zur Eckfahne und gebe ihr einen Tritt. Das ist mein Lieblingsjubel.

SPORT1: Gab es dafür ein Vorbild?

Mateta: Nein, den habe ich mir selbst ausgedacht. Ich kenne niemanden, der das so macht.

Bewunderung für Ibrahimovic und Messi

SPORT1: Gibt es als Stürmer Vorbilder, bei denen Sie sich etwas abschauen?

Mateta: Als ich klein war, gab es für mich nur Zlatan Ibrahimovic. Ihm habe ich immer gerne zugeschaut und auf dem Platz nachgeeifert.

SPORT1: Zum Abschluss ein paar Entweder-Oder-Fragen: Champions League oder Weltmeisterschaft?

Mateta: Puh, das ist schwierig (lacht). Die Weltmeisterschaft. Da spielst du für dein Land, für eine ganze Nation. Das ist noch mal etwas anderes.

SPORT1: Ein Tor schießen oder die Vorlage geben?

Mateta: Natürlich selbst treffen!

SPORT1: Ligue 1 oder Bundesliga?

Mateta: Bundesliga.

SPORT1: Messi oder Ronaldo?

Mateta: Messi. Er ist einfach unglaublich. Was er auf dem Platz macht, ist außergewöhnlich.

SPORT1: Griezmann oder Benzema?

Mateta: Schwierig, aber ich bin Mittelstürmer - also Benzema.