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Mesut Özil: Drucklos, planlos, lustlos

Der FC Arsenal kommt beim FC Bayern München ordentlich unter die Räder. Einmal mehr hat Mesut Özil in einem großen Spiel versagt. Aus der Allianz Arena berichtet Tommy Gaber

Mesut Özil spielt seit für den FC Arsenal
Mesut Özil spielt seit für den FC Arsenal

Robert Pires war einmal ein großer Spieler für den FC Arsenal. Sechs Jahre spielte der Franzose für die Gunners und gewann 2002 und 2004 den Premier-League-Titel. Pires hat die letzte wirklich erfolgreiche Zeit der Londoner mitgestaltet und wird daher von den Arsenal-Fans bis heute vergöttert. Der Klub hat ihn als Botschafter angestellt.

Sein Wort hat Gewicht im Dunstkreis von Highbury, der Heimat der Gunners im Norden Londons. Pires dient auch regelmäßig als Gesprächspartner für die Journalisten, die Arsenal tagein tagaus begleiten, so auch vor dem Champions-League-Spiel beim FC Bayern. Natürlich kommt Pires dabei nicht an Fragen nach Mesut Özil vorbei. Pires war wie Özil Offensivspieler und kann ganz gut einschätzen, was vom deutschen Weltmeister in London erwartet wird.

Pires: “Özil kennt keinen Druck”

Pires ist ein großer Özil-Fan, er hat ihn sogar einmal mit dem legendären Dennis Bergkamp verglichen. Vor dem Bayern-Spiel ging es um Özils Wert für Arsenal und was aus ihm noch herauszuholen ist nach mittlerweile dreieinhalb Jahren als Gunner.

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“Özil ist wie ein alter Wein: je älter, desto besser. Was mir aber am meisten imponiert, ist sein Naturell. Er zweifelt gar nicht mehr an sich. Er kennt keinen Druck. Das ist eine Gabe, die nicht viele Spieler haben. Und er ist so gierig wie noch nie”, sagte Pires.

Tolle, respektvolle Worte. Und doch irgendwie so fehl am Platz. Denn das, was Mesut Özil im Spiel beim FC Bayern abgeliefert hat, lässt nur nur eine Schlussfolgerung zu: Dieser so außergewöhnlich gute Spieler kann einfach keine großen Spiele.

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Katastrophale Körpersprache

Die Körpersprache war katastrophal, was seine Mitspieler nicht zum ersten Mal zur Weißglut trieb. Mitte der zweiten Halbzeit bekam Özil einen heftigen Anschiss von Oxlade-Chamberlain, weil er sich partout nicht am Pressing beteiligen wollte.

Bis auf einen Freistoß und ein verlorenes Eins-gegen-eins-Duell gegen Manuel Neuer blieb Özil komplett unsichtbar. Kein Dribbling, kein entscheidender Pass, keine Idee. Nichts Unvorhergesehenes, nichts Nachhaltiges. Am Ende hatte er ganze 30 Ballkontakte, so viele wie Neuer. Özil war – mal wieder – ein Schatten seiner selbst.

Man kann von ihm nicht erwarten, dass er eine weitgehend desolate Arsenal-Mannschaft im Alleingang aus dem Sumpf zieht. Aber man kann und muss von ihm erwarten können, dass er sich zerreißt und dass er sein großes Potential endlich auch mal in einem wirklich wichtigen Spiel abruft. Özil schwimmt nur mit und wenn die Mannschaft untergeht, ist er der Erste am Meeresgrund.

Der Spießrutenlauf hat begonnen

Sein Trainer Arsene Wenger hatte vor dem Spiel gefordert, dass “Özil mal wieder ein Tor schießen” könne. Es wäre aus Gunners-Sicht schon schön gewesen, wenn er wenigstens gebissen hätte. Die von Pires angesprochene große Gier konnte man am Mittwochabend in München in keiner Weise erkennen.

Vielleicht spürt Özil, wie Pires schildet, tatsächlich keinen Druck. Dann müsste man sein Laissez-faire auf dem Platz aber mit Lustlosigkeit gleichsetzen. Wer keinen Druck spürt, hat auch keine Verpflichtung.

“Wenger soll sich schleichen und Özil gleich mitnehmen”, schimpfte ein Reporter der Zeitung Sun im Presseraum der Allianz Arena.

Der Trainer steht seit langem bei Medien und Fans unter Beschuss, Özil ist bislang davon verschont geblieben. Doch der Spießrutenlauf hat begonnen.