Militärgruß verwundert Türkeikenner Daum

Die türkische Nationalmannschaft hat in den vergangenen Tagen für zwei Aufreger gesorgt.

Beim 1:1 im EM-Qualifikationsspiel in Frankreich und auch schon am vergangenen Freitag beim 1:0 gegen Albanien stellten sich nach den eigenen Toren mehrere Spieler am Spielfeldrand auf und salutierten in Richtung Tribüne. Nach dem Abpfiff der beiden Partien wiederholte ein Großteil des Teams die Geste. Im Anschluss stellten sie klar, dass sie damit den Soldaten ihre Unterstützung signalisieren wollten, die sich gerade in Nordsyrien im Krieg befinden.

"Der Asker - das ist die typische Bezeichnung für einen türkischen Soldaten - hat einen sehr hohen Stellenwert", erklärt Christoph Daum im Gespräch mit SPORT1. "Das Militär in der Türkei hat eine unheimliche große Anerkennung. Ich habe selbst der Asker-Stiftung Geld gespendet."

Der 65-Jährige war insgesamt neun Jahre in der Türkei als Trainer tätig. Von 1994 bis 1996 und in der Saison 2001/2002 bei Besiktas Istanbul, von 2003 bis 2006 und 2009/2010 bei Fenerbahce Istanbul, 2013/2014 bei Bursaspor. Mit Besiktas gewann er einmal die türkische Meisterschaft und einmal den Pokal, mit Fener gewann Daum zwei Meisterschaften.

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Daum: Türkisches Militär fast wie Polizei in Deutschland

"Jeder Türke hat hier sehr großes Mitgefühl. Das ist nicht so wie bei uns, wo die Bundeswehr immer umstritten ist", ordnet Daum die viel diskutierte Jubelgeste der Nationalspieler ein. "In der Türkei ist das Militär fast wie die Polizei in Deutschland - dein Freund und Helfer. Die Wertschätzung eines Soldaten und der Armee ist extrem hoch."

In seiner Zeit in der Türkei habe er eine solche Geste auf dem Feld allerdings nie gesehen: "Ich habe einige hundert Spiele als Trainer in der Süper Lig erlebt und auch rund einhundert Partien als Beobachter gesehen - das mit dem Militärgruß habe ich in dieser Art nicht erlebt. Ich kann mich wirklich nicht an ein vergleichbares Szenario erinnern."

Die UEFA kündigte am Dienstagabend an, eine Untersuchung der Geschehnisse einleiten zu wollen. Deren Ergebnisse stehen noch aus.