Miroslav Klose: Danke für die Salti

Miroslav Klose: Danke für die Salti

Am Anfang war der Salto. WM-Qualifikation 2001, Deutschland gegen Albanien in Leverkusen. Die Mannschaft von Rudi Völler rumpelt sich mal wieder durch eines dieser Spiel, kurz vor dem Ende steht es gegen den Fußball-Zwerg nur 1:1. Seit ein paar Minuten ist Miroslav Klose auf dem Platz, eingewechselt bei seinem Debüt für Deutschland.

Dann verirrt sich doch noch eine Flanke in den albanischen Strafraum. Klose ist da, geht auf die Knie und drückt den Ball mit einer Art Mini-Flugkopfball über die Linie. Klose trifft, Deutschland gewinnt.

So war das in der Folge noch ziemlich oft, insgesamt 13 Jahre lang. Miroslav Klose beendete seine Laufbahn beim DFB mit dem größtmöglichen, seinem ganz persönlichen Triumph: dem WM-Titel in Brasilien. Wie er da stand auf dem Rasen des Maracana, mit Tränen in den Augen und später seinen Kindern im Arm - dieses Bild ging um die Welt.

137 Spiele hat Klose für Deutschland bestritten, nur Lothar Matthäus war öfter in Schwarz und Weiß unterwegs. Beim mystischen 7:1 gegen Brasilien hat er Ronaldos WM-Rekord bei Endturnieren pulverisiert und auf 16 geschraubt. Der konsternierte Ronaldo saß dabei als Experte für das brasilianische Fernsehen auf der Tribüne.

Es war Kloses letztes Tor für Deutschland, das einundsiebzigste insgesamt. Dieser Rekord könnte für eine kleine Ewigkeit stehen, allein schon deshalb, weil Klose den ewigen Gerd Müller überholt hat. Und schon der Bomber schien für immer und alle Tage unerreichbar.

Vom Fanblock auf den Rasen

Er hat dann noch ein bisschen weitergespielt für Lazio, seine Karriere auch auf Vereinsebene unaufgeregt und ruhig ausklingen lassen. Der Mann aus Blaubach-Diedelkopf hat für Homburg, Kaiserslautern, Werder, die Bayern und eben in Rom gespielt, er hat zweimal die Meisterschaft und zweimal den Pokal in Deutschland geholt.

Aber das hat ihn nicht zu einem besonderen Spieler gemacht. Vielmehr war der mittlerweile 38-Jährige schon zu seiner Zweit in Deutschland so etwas wie der Letzte seiner Art. Klose hat es aus der Bezirksliga in die Bundesliga und später die Nationalmannschaft geschafft. Er hat den Traum eines jeden Amateurkickers gelebt: Vom Fanblock auf den Rasen.

Solche Geschichten gibt es heute nicht mehr, wo zu dutzenden 18-Jährige aus den Nachwuchsleistungszentren der Klubs ausgespuckt werden. Bestens ausgebildet, glattgebügelt und karriereoptimiert durchgestylt. Klose war das immer auch ein wenig fremd, er hat den Hype nicht mitgemacht, hat keinen Twitter- oder Instagram-Account und überhaupt gar keine Lust, die üblichen Mätzchen seiner juvenilen Mitspieler nachzuäffen.

Weg in die Trainerkarriere

Das hat ihn besonders gemacht und auch so anders. Und dafür haben ihn die Menschen geliebt. Jetzt hat er Schluss gemacht mit der Arbeit in kurzen Hosen. Ab sofort ist Ballonseide angesagt. Klose wird als eine Art Praktikant bei der A-Nationalmannschaft einsteigen. Er soll „uns wieder sturmfähig“ machen, vermutet der Boulevard.

Im Pressemitteilungs-Deutsch heißt es, dass Klose „ein individuelles Ausbildungs- und Traineeprogramm absolvieren“ wird, „mit dem klaren Ziel, die Trainerlaufbahn einzuschlagen“. Es ist schön, dass Miroslav Klose dem Fußball erhalten bleibt. Und vielleicht kann er den monokulturell aufgewachsenen Nationalspielern ja auch mal zeigen, wie so ein Salto funktioniert.