Bayerns schwieriger Kampf um seine Top-Stars

Uli Hoeneß hatte die Marschrichtung des FC Bayern schon vor zwei Monaten im Interview mit SPORT1 vorgegeben.

„Wenn Preise aufgerufen werden, die nicht darstellbar sind, dann wird’s keine Vertragsverlängerung beim FC Bayern geben“, hatte der Ehrenpräsident des deutschen Rekordmeisters Ende Mai klargestellt. (Das große SPORT1-Interview mit Hoeneß und Kahn)

Welche Preise sind also „nicht darstellbar“? Das hängt natürlich auch vom Spieler ab, grundsätzlich sollen sich die Bosse an der Säbener Straße aber auf eine Obergrenze festgelegt haben, berichtet die Sport Bild. Spätestens bei einem Jahresgehalt von 20 Millionen Euro pro Jahr soll demnach Schluss sein.

Diese Summe wurde als absolutes Maximalgehalt für alle zukünftigen Vertragsgespräche ausgemacht - und soll auch nur bei absolut unverzichtbaren Spielern zur Anwendung kommen. Oliver Kahn habe diese Grenze definiert und dabei auch absolute Rückendeckung im Aufsichtsrat, dem neben dem Vorsitzenden, Präsident Herbert Hainer, auch Ehrenpräsident Hoeneß angehört.

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Verträge von Goretzka, Kimmich und Coman laufen aus

Das Problem: Andere Top-Klubs zahlen so manchen Spielern Gehälter jenseits der 20 Millionen Euro. Obergrenzen gibt es gerade bei Paris Saint-Germain und so manchem englischen und spanischen Top-Klub nicht. Und noch ein Problem: Bei den Bayern laufen die Verträge von drei wichtigen Spielern in den nächsten 23 Monaten aus. (Transfermarkt: Die heißesten Gerüchte im Transferticker)

Dabei handelt es sich um Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Kingsley Coman – drei wichtige Säulen, die in noch jungem Fußballer-Alter ein wichtiger Bestandteil der Ära sind und sein sollen, die in München häufig beschworen wird. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Bei Goretzka ist die Situation besonders heiß, denn der Kontrakt des Mittelfeldspielers endet schon im Sommer 2022. Noch in den nächsten Wochen soll daher verlängert werden. Denn sonst droht den Bayern der ablösefreie Abgang eines absoluten Top-Spielers.

Keine Fortschritte bei Goretzka

Die Verhandlungen zwischen den Bayern und Goretzka begannen bereits vor einigen Monaten. Berater Jörg Neubauer wurde dabei aus gesundheitlichen Gründen von seiner Frau vertreten. Mittlerweile hat der 26-Jährige mit Thomas Kroth noch mehr Erfahrung in sein Berater-Team gebracht. (BERICHT: Neuer Berater unterstützt Goretzka)

Der aktuelle Stand ist laut Sport Bild folgender: Die Goretzka-Seite wünscht sich ein Gehalt, das sich an der Obergrenze von 20 Millionen bewegt. Die Bayern sollen hingegen ein Jahresgehalt zwischen zehn und 12 Millionen Euro anbieten. Eine große Differenz. Unterdessen soll Manchester United bereits ein vorgefertigtes Angebot für eine ablösefreie Verpflichtung im nächsten Jahr bereitliegen haben. SPORT1 weiß, dass die Red Devils sogar schon in München eine konkrete Anfrage hinterlegt haben. Und womöglich finden sich noch mehr Klubs, die den Muskelmann ablösefrei sehr attraktiv fänden. Real Madrid und der FC Barcelona sind ebenfalls interessiert.

Wie SPORT1 bereits berichtet hat, will Goretzka eine langfristige Vertragsverlängerung in München und fühlt sich im Verein und in der Stadt pudelwohl. Gerade mit Mittelfeld-Partner Joshua Kimmich harmoniert er hervorragend, gemeinsam riefen sie zu Beginn der Pandemie die Initiative „We kick Corona“ ins Leben. Coach Julian Nagelsmann machte sich jüngst ebenfalls für Goretzka stark.

Doch ein andauernder Gehaltspoker, in dem beide Seiten so weit auseinanderliegen, könnte auch den Ex-Schalker ins Grübeln bringen. Eine risikoreiche Situation, in der sich Kahn, Hasan Salihamidzic und Co. befinden. Zumal Bayern mit David Alaba in diesem Sommer schon eine Stütze des Triple-Siegs von 2020 verloren hat.

Sané wird beim FC Bayern zum Problem

Die Verhandlungen mit Goretzka machen zudem nur den Anfang. Die Verträge von Kimmich und Coman laufen 2023 aus. Der deutsche Nationalspieler führte bereits erste Gespräche mit Salihamidzic. Er will seinen Vertrag persönlich aushandeln, hat derzeit keinen Berater mehr.

Kimmich ist Publikumsliebling, wird als kommender Kapitän gehandelt und soll noch über Jahre hinweg das Gesicht des Klubs bleiben. Damit dürfte der 26-Jährige ebenfalls zu den Spitzenverdienern aufsteigen. Auch bei ihm könnte es also um die Schallmauer 20 Millionen Euro gehen. Immerhin bleibt Bayern hier noch ein Jahr länger Zeit als bei Goretzka.

Das vergleichsweise niedrige Angebot für den Muskel-Mann ist offensichtlich auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Die Bayern können es sich derzeit kaum leisten, die Riege der Top-Verdiener massiv zu vergrößern. Zu ihr gehören bislang Manuel Neuer, Thomas Müller, Leroy Sané und Robert Lewandowski. Letzterer verdient sogar etwas mehr als 20 Millionen Euro. Als Problem in dieser kurzen Liste entpuppt sich - rein monetär gesehen - Sané.

Der FC Bayern soll dem Offensivspieler ein hohes Gehalt über 15 Millionen Euro zugesprochen haben, um ihn von Manchester City loszueisen. Bislang hat der deutsche Nationalspieler allerdings nicht dauerhaft das zeigen können, was sich man in München von ihm erwartet. Als Pendler zwischen Stammplatz und Bank dürfte der Großverdiener bei einigen schlechter gestellten Stammkräften durchaus Fragezeichen aufrufen - gerade wenn es in Verhandlungen um die eigene Wertschätzung in Sachen Gehalt geht.

Bei Goretzka steht viel auf dem Spiel

Das dürfte aktuell vor allem für Coman gelten, der in der vergangenen Saison deutlich bessere Leistungen brachte als sein Offensiv-Kollege und außerdem schon deutlich länger bei den Bayern ist. Der Vertrag des Franzosen läuft 2023 aus, er hat sich den berüchtigten Berater Pini Zahavi an seine Seite geholt.

Coman soll nun rund 20 Millionen Euro im Jahr fordern - das Gehalt, welches Zahavi auch für David Alaba gefordert hat. Und nicht weniger als sein Flügel-Konkurrent Sané.

Zahavi soll für Coman bereits Angebote in England einholen - und man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass es auf der Insel Klubs gibt, die 25-Jährigen mit diesem Talent mehr Geld zahlen würden als die Bayern. Bei ihm könnten die Verhandlungen daher noch schwieriger werden als bei Kimmich und Goretzka.

Und so findet sich Bayern aktuell in einer doppelten Zwickmühle wieder: In schwierigen Pandemie-Zeiten dürfen die Gehaltskosten durch teure Verlängerungen nicht explodieren - zugleich kann es sich der Rekordmeister sportlich nicht leisten, noch mehr Verluste vom Schlag eines David Alaba (noch dazu ohne Ablöse-Einnahmen) hinzunehmen.

Denn beginnen Topstars wie Lewandowski oder eben auch nun Kimmich an der langfristigen Konkurrenzfähigkeit der Bayern zu zweifeln, könnten auch sie ihre Zukunft womöglich außerhalb Münchens planen.

Bei den Gesprächen um eine Vertragsverlängerung von Goretzka steht also viel auf dem Spiel.