Werbung

Muss man an Heiligabend und Silvester Urlaub nehmen?

Alle Jahre wieder die gleiche Frage: Sind Heiligabend und Silvester normale Arbeitstage oder müssen Angestellte Urlaub nehmen? Experten geben Antworten.

businessman in christmas sweater talking on smartphone in modern office
Wenn nicht anders geregelt, sind Heiligabend und Silvester normale Arbeitstage. (Symbolbild: Getty Images)

In zwei Monaten ist es schon wieder so weit: Es ist Weihnachten. Der Skiurlaub über die Feiertage und das Neujahrsfest dürfte wegen der Corona-Pandemie zwar weitestgehend ausfallen. Dennoch ist die Zeit zwischen den Jahren für viele Angestellte ein willkommener Anlass, um Urlaub zu machen.

Jedes Jahr stellen sich viele Arbeitnehmer wieder die gleiche Frage: Muss man für Heiligabend und Silvester Urlaub einreichen? Oder sind das Feiertage? Das Handelsblatt hat Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Sind Heiligabend und Silvester Feiertage?

Nein. Der 24. und der 31. Dezember sind keine gesetzlichen Feiertage – auch wenn Arbeitnehmer das häufig annehmen. So gesehen sind Heiligabend und Silvester ganz normale Arbeitstage; Angestellte sind grundsätzlich zum Arbeiten verpflichtet.

Aber es reicht doch, einen halben Tag Urlaub einzureichen?

Auch das stimmt nicht. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass es reicht, an beiden Daten Urlaub für je einen halben Tag einzureichen. Darauf haben Angestellte tatsächlich keinen Rechtsanspruch – das Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) sieht nämlich keine halben Urlaubstage vor.

Ratgeber: Die Urlaubsplanung konfliktfrei regeln

Allerdings: “Um die Besinnlichkeit nicht zu stören, ist es in vielen Unternehmen üblich, dass die Mitarbeiter für einen halben Tag freigestellt werden”, sagt der Viersener Arbeitsrechtler Sebastian Schröder, Inhaber der Kanzlei Emplaw. Das kann in betrieblichen Regelungen festgeschrieben sein. Aber auch Tarif- oder Arbeitsverträge können den Urlaubsanspruch an Heiligabend und zu Silvester definieren.

Um Ärger zu vermeiden, sollten Angestellte rechtzeitig in der Personalabteilung nachfragen, wie der Urlaub im Unternehmen geregelt wird. Noch sind ja zwei Monate Zeit.

Was gilt, wenn mein Arbeitgeber mir schon seit Jahren zu Heiligabend und Silvester freigibt?

Arbeitgebern ist es natürlich selbst überlassen, ihren Mitarbeitern auch an beiden Tagen freizugeben – als eine weihnachtliche Geste des Chefs sozusagen. Geschieht das regelmäßig, wird daraus – rechtlich gesehen – mehr als ein Geschenk: Gibt der Arbeitgeber seinen Angestellten drei Jahre in Folge frei, können Mitarbeiter davon ausgehen, dass an diesen Tagen immer frei ist.

“Daraus erwächst sogar ein vertraglicher Anspruch”, sagt Arbeitsrechtsexperte Marino Loy von der Kanzlei Kapellmann in Düsseldorf. “Die sogenannte betriebliche Übung hat die gleiche Wirkung wie eine ausdrückliche Regelung im Arbeitsvertrag.”

Juristen betrachten die betriebliche Übung als vertragliches Angebot des Arbeitgebers, das der Angestellte stillschweigend annimmt. “Da kommt der Arbeitgeber nicht mehr so schnell heraus”, sagt Arbeitsrechtler Sebastian Schröder.

Sein Tipp für die Unternehmen: Um die betriebliche Übung zu verhindern, müssen sie deutlich machen, dass die Freistellung nur für das jeweilige Jahr gilt – zum Beispiel in einer Rundmail oder mit einem Zettel am Schwarzen Brett. Nur unter diesen Voraussetzungen, so hat das Bundesarbeitsgericht schon 1994 entschieden, hätten Mitarbeiter keinen automatischen Anspruch auf Urlaub.

Muss ich Urlaub nehmen, wenn meine Firma Betriebsferien macht?

Ja. Viele Firmen machen in der Zeit zwischen den Jahren Betriebsurlaub. Und der ist für die Mitarbeiter in der Regel verpflichtend – die Angestellten müssen dann auch Urlaub nehmen.

Preissteigerung: Weihnachtsbäume könnten wegen Corona teurer werden

Betriebsurlaub muss jedoch betrieblich begründet sein: Die Verpflichtung ist nur gültig, wenn zum Beispiel Produktionsmaschinen heruntergefahren werden. Außerdem dürfen verpflichtende Betriebsferien nur 60 Prozent des Jahresurlaubs ausmachen. Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts hat das als Faustformel festgelegt.

VIDEO: Trotz Corona: Urlaub darf nicht zurückgenommen werden