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Wie der nächste Hoeneß die Bundesliga aufmischen will

Dank seines Erfolges mit Bayerns Drittligateam schickt sich Sebastian Hoeneß an, auch in der Bundesliga Karriere zu machen. SPORT1 beleuchtet den Neffen von Uli Hoeneß.

Als einziger Bundesligist steht die TSG Hoffenheim für die kommende Spielzeit noch ohne Cheftrainer da.

Als einer der Kandidaten für die Nachfolge von Alfred Schreuder wird ein schillernder Name gehandelt: Hoeneß, genauer gesagt Sebastian Hoeneß.

Der Sohn von Dieter und Neffe von Uli, ihres Zeichens langjährige Ikonen des FC Bayern München, führte gerade die zweite Mannschaft des deutschen Rekordmeisters zur Sensationsmeisterschaft in Liga drei – wohlgemerkt als Aufsteiger.

Doch wer ist dieser Sebastian Hoeneß, der als Fußballer nicht groß in Erscheinung getreten, aber als Trainer ins Rampenlicht geschossen ist?

Mit 28 war als Fußballer Schluss

Ausgebildet wurde der heute 38-Jährige in der Jugendabteilung des VfB Stuttgart, ehe er sich im Herrenbereich Hertha BSC anschloss. Für die Berliner war der Mittelfeldspieler ab 1999 zehn Jahre lang für die zweite Mannschaft aktiv – unterbrochen von einem einjährigen, unglücklich verlaufenen Intermezzo bei Hoffenheim.

Als er 2006 zum heutigen Bundesligisten wechselte, spielte Hoffenheim noch in der Regionalliga Süd, doch aufgrund einer Verletzung verpasste er unter Ralf Rangnick die Vorbereitung und war größtenteils außen vor.

"Ich habe es in den Spielen, in denen ich eingesetzt wurde, versäumt, entsprechende Leistungen zu zeigen", sagte Hoeneß in einem Interview mit Goal über seine Zeit bei Hoffenheim. Nach seiner Rückkehr zur Hertha beendete er im Sommer 2010 bereits im Alter von 28 Jahren seine Fußballerkarriere.

Dass er im Anschluss eine Trainerlaufbahn einschlagen würde, stand aber noch in den Sternen. "Das hat sich im Laufe der Zeit ergeben. Es war nicht so, dass ich eines Tages aufgewacht bin und plötzlich Trainer werden wollte", betonte Hoeneß, der bei namhaften Trainern wie Pep Guardiola, Thomas Tuchel und Huub Stevens hospitierte.

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Guardiolas "Besessenheit" imponiert Hoeneß

Beim früheren Bayern-Coach Guardiola war Hoeneß vor allem von dessen "unfassbarer Besessenheit" beeindruckt. "Ich saß mit ihm zusammen und er hat sich mit mir auf Augenhöhe eine Stunde lang intensiv über Fußball unterhalten", sagte Hoeneß.

Aber auch PSG-Trainer Tuchel hinterließ einen bleibenden Eindruck. "Ihn fand ich einfach spannend", erklärte Hoeneß. "Da hat sich einerseits gezeigt, dass wir fußballerisch ganz ähnliche Gedanken haben, andererseits aber auch die gleichen Zweifel in bestimmten Bereichen hegen."

Ein Jahr nach seinem Karriereende verdiente sich Hoeneß seine ersten Sporen als Trainer und betreute bis 2013 das A-Jugendteam von Hertha Zehlendorf, ehe er von 2014 bis 2017 Jugendmannschaften von RB Leipzig trainierte.

Im Anschluss folgte er dem Ruf des heutigen Bayern-Co-Trainers Hermann Gerland, der 2017 neben Jochen Sauer Leiter des Nachwuchsleistungszentraums des Deutschen Meisters war, und übernahm die U19 der Bayern.

"Er hat empfohlen, mich nach München zu holen", erklärte Hoeneß. "Er hat sich vorher schlau gemacht und mich im Trainingslager kennengelernt. Dabei hat er offenbar Punkte gehört und gesehen, die ihn veranlasst haben, zu sagen: 'Das passt.' Er weiß, dass ich durch und durch Bayern München bin."

Onkel Uli, zum damaligen Zeitpunkt Präsident des FC Bayern, hatte dagegen bei SPORT1 so seine Zweifel: "Ich habe mich lange gewehrt, weil ich diese Vetterleswirtschaft nicht mag, aber Hermann Gerland hat großen Wert darauf gelegt, den Sebastian aus Leipzig zu holen, weil er dort sehr gute Arbeit gemacht hat. Dann haben wir dem Wunsch von Hermann entsprochen."

Bayern-Einstieg mit Vorbehalten

Eher ungewöhnlich war der nächste Schritt von Hoeneß. Er übernahm im Sommer 2019 die zweite Mannschaft der Bayern – als Nachfolger von Holger Seitz, der das Team gerade in Liga drei geführt und dann in die NLZ-Leitung gerückt war.

Erneut war es Fürsprecher Gerland, der Hoeneß den Weg zur ersten Trainerstation im Profibereich ebnete. "Ich verfolge seinen Weg schon sehr lang und habe mich auch vehement dafür eingesetzt, dass wir ihn vor zwei Jahren zum FC Bayern geholt haben", sagte Gerland vor einem Jahr. "Ich halte ihn für ein großes Trainer-Talent."

Der Wechsel des von den Fans geschätzten Seitz zu Hoeneß stieß bei den Anhängern zunächst aber auf wenig Gegenliebe, doch Hoeneß ließ sich nicht beeindrucken und zog sein Ding durch: "Ich habe mich dann einfach darauf konzentriert, gute und ehrliche Arbeit abzuliefern und die Leute damit zu überzeugen."

Was zu Beginn in Liga drei aber noch nicht wirklich funktionierte. Nach schwachem Beginn lagen die kleinen Bayern am Ende der Hinrunde mit 22 Punkten nur auf Platz 15, doch 2020 starteten sie voll durch und sicherten sich mit 65 Punkten die Meisterschaft. In der gesamten Rückrunde gingen gerade mal zwei Partien verloren.

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"Ein Schritt weg von hier müsste sehr gut durchdacht sein"

Hoeneß, der von Bayern-Cheftrainer Hansi Flick sehr geschätzt wird, zelebrierte mit seinem Team einen äußerst offensiven Spielstil mit viel Ballbesitz. Die Bayern erwiesen sich mit 76 Treffern als Torfabrik der 3. Liga, 60 Gegentreffer in 38 Partien belegen zudem den Hurra-Stil der Mannschaft.

Trotz des Titelgewinns dürfen die kleinen Bayern aufgrund der Statuten nicht aufsteigen – was aber nicht für Hoeneß gilt, der sich mit seinem Meisterstück womöglich schon für höhere Aufgaben empfohlen hat. Zuletzt wurde sein Name auch beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg gehandelt - es wäre ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Bundesliga.

"Der Job hier ist ein besonderer, ein Schritt weg von hier müsste schon sehr gut durchdacht sein und perfekt passen, sagte Hoeneß vor kurzem der Sport Bild. Das junge, offensiv ausgerichtete Hoffenheimer Team könnte perfekt passen, auch wenn die Bayern alles daran setzen werden, in der kommenden Spielzeit weiter auf Hoeneß setzen zu können.

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