Wie Hündin Milou Tasiadis mit zu Bronze verhalf

Vom Herrn der Ringe höchstpersönlich nahm Sideris Tasiadis die Huldigung für seinen wilden Bronze-Ritt entgegen. Erst umarmte der Slalom-Kanute nach seinem zweiten Olympia-Coup Thomas Bach, dann erhielt er vom deutschen IOC-Präsidenten auch noch einen anerkennenden Schulterklopfer. Doch den Erfolg genoss der Augsburger lieber im Stillen.

Innerlich sei „die Freude groß. Ich habe sehr viel Zeit investiert in den letzten Jahren. Ich bin super happy“, versicherte Tasiadis, für den es nach Silber in London 2012 die nächste Medaille bei Olympischen Spielen war. Doch im anspruchsvollen Stangenwald von Tokio wäre sogar der ganz große Wurf möglich gewesen.

DOSB gratuliert: „Einfach fantasiadisch“

„Klar wollte ich nach Gold greifen, aber das ist mir nicht ganz gelungen“, sagte Canadier-Spezialist Tasiadis und dachte dabei wohl noch einmal an den Patzer am entscheidenden Aufwärtstor kurz vor dem Ziel: „Ich bin mit meinem Finallauf nicht ganz zufrieden. Es wäre schon noch etwas drin gewesen.“

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gratulierte dennoch und bezeichnete die Leistung des Kanuten als „einfach fantasiadisch“. Der Slowake Benjamin Savsek erwischte dagegen einen fast perfekten Lauf im Kasai Canoe Slalom Centre und sicherte sich den Olympiasieg. Silber ging an den Tschechen Lukas Rohan.

Mit der Bürde des Weltranglistenersten war Tasiadis in den Wettkampf gestartet. Nach seinem Lauf setzte der 31-Jährige noch einen lauten Schrei ab, doch als das Ergebnis nach fünf weiteren Athleten und bangem Warten feststand, fiel der Jubel vergleichsweise verhalten aus. „Ich bin ein ruhiger Typ. Klar habe ich mitgezittert, aber ich habe es ja nicht mehr in der Hand“, sagte Tasiadis.

Schwerer Schicksalsschlag

Derartige Situationen bringen den Routinier längst nicht mehr aus der Ruhe. Der einst mitunter sehr wilde Athlet ist mit den Jahren gereift, das hängt auch mit einem schweren Schicksalsschlag zusammen. 2015 starb seine damalige Freundin, das veränderte ihn nachhaltig. „Ich denke darüber nach“, betonte Tasiadis, „was Sinn im Leben hat und was nicht“.

Auch Hündin Milou, die bei seinen Trainingsläufen auf dem Augsburger Kanal oft nebenher läuft, habe zu mehr Gelassenheit beigetragen. Dies sei „der wichtigste Part“ gewesen, sagte Tasiadis, „jeden Tag ins Training zu gehen und motiviert zu sein“.

Nachdem er 2012 in London überraschend aufs Podium gefahren war, verpatzte er vier Jahre später seinen Finallauf und die Chance auf Gold. Nach schwierigeren Jahren setzte Tasiadis im Training neue Reize, veränderte sich auch sportlich und kehrte in die Weltspitze zurück.

Es sei ein „langer Weg“ gewesen bis zu diesen Sommerspielen, aber die harte Arbeit habe sich gelohnt, sagte Tasiadis und richtete den Blick danach bereits auf Paris 2024. Schließlich fehlt in seinem olympischen Medaillensatz einzig Gold. Er versprach: „Wir sehen uns in drei Jahren wieder.“

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