Nagelsmann ist zum Erfolg verdammt

Nagelsmann ist zum Erfolg verdammt

Hallo Fußball-Freunde,

wenn Italien am Sonntagabend auf England trifft, sehen wir ein würdiges Finale dieser Europameisterschaft. (EM: Italien - England, ab 21 Uhr im LIVETICKER)

Besonders die Italiener haben es mir bei diesem Turnier angetan. Vergessen jener Catenaccio von früher, dieses Tiefstehende und nicht Rauskommenwollen; jetzt heißt es Offensivfußball mit Herz und Verstand. Nach dem 1:0 gehen sie direkt auf zweite oder dritte Tor – das imponiert mir. (Alles Wichtige zur EM 2021)

Was mir ebenfalls imponiert, ist die Hymne, die das ganze Team aus voller Seele schmettert. Und genauso gehen die Italiener auch auf den Platz, die Körpersprache ist von Beginn an da.

Um gleich beim Thema zu bleiben: Körpersprache haben wir bei unserer Nationalmannschaft zuletzt nicht gesehen - stattdessen eine Ansammlung von Spielern, die sich nicht mehr als Mannschaft begreift, die wild herumläuft, nachdem sie gerade das 1:1 gegen Ungarn geschossen hat.

Das betrifft nicht nur die Defensiven, über die ja so viel gesprochen wird, sondern auch die Offensiven wie Leroy Sané, Serge Gnabry oder Thomas Müller, die besser zur Geltung kommen, wenn ein Robert Lewandowski neben ihnen steht. Aber den gibt es in Deutschland eben nicht und so zerbröckelt alles.

Der Unterschied zu Italien

Und genau da liegt der größte Unterschied zu den Italienern: denn die sind eine wirkliche Mannschaft, ein wirkliches Gebilde, das unzerstörbar scheint, gerade dann, wenn Giganten wie Leonardo Bonucci oder Giorgio Chiellini hinten den Laden dichthalten. Beide sind neben Gianluigi Donnarumma, Marco Verratti, Lorenzo Insigne und Federico Chiesa in meiner Elf der besten EM-Spieler.

Ich denke, im Finale von Wembley wird es sehr eng zugehen, da auch die Engländer - wenngleich mit etwas Glück - verdient im Finale stehen. Ich drücke trotzdem Italien die Daumen und tippe auf ein 1:0.

Wagen wir den Sprung zum FC Bayern. Julian Nagelsmann ist am Mittwoch offiziell vorgestellt worden und soll eine neue Ära einleiten. Nun ist er zum Erfolg verdammt, für einen zweiten Platz kriegt man keinen Applaus, schon gar nicht bei Bayern.

Der Fünfjahresvertrag, der ihm gegeben wurde, hat aber nicht so viel zu bedeuten. Da gibt es genug Klauseln, um die Zusammenarbeit frühzeitig zu beenden. Genauso gut kann es aber sein, dass Nagelsmann auch sieben oder acht Jahre bleibt.

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Als Trainer wird er zwei, drei Spieler brauchen, auf die er sich verlassen kann. Ich erinnere mich da an Otmar Hitzfeld, der uns damals immer zugehört und gewisse Dinge verändert hat. So schenkst du den Spielern Vertrauen und treibst sie zu ihren Leistungen, wie bei Thomas Müller, den Hansi Flick nach der Kovac-Zeit wieder zur Weltklasse gebracht hat.

Flick selbst muss nun beim DFB umgraben, zumindest was die Mannschaft angeht. Das große Ganze müssen andere in den Griff kriegen.

Ich würde mir ja Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wünschen, und wenn auch nur in beratender Funktion. Der deutsche Fußball braucht Fachkompetenz, damit Oliver Bierhoff nicht Alleinherrscher bleibt. Und was er noch braucht: starke Köpfe, die sich aneinander reiben und so Neues entstehen lassen.

Bis bald

Euer Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 bildet der 52-Jährige mit Marcel Reif und Mario Basler das feste Experten-Team des CHECK24 Doppelpass.

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