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Das Nagelsmann-Imperium

Julian Nagelsmann. (Bild: Maja Hitij/Getty Images)
Julian Nagelsmann. (Bild: Maja Hitij/Getty Images)

Immer mehr Macht für Julian Nagelsmann!

Der Chefcoach des FC Bayern genießt trotz des Ärgers um Kapitän Manuel Neuer das volle Vertrauen der Verantwortlichen. Mehr noch: Der 35-Jährige bekommt einen Wunsch nach dem anderen erfüllt.

Jüngstes Beispiel: Die Verpflichtung von Torwarttrainer Michael Rechner, der den gefeuerten Toni Tapalovic beerbt.

Wunschtrainer Rechner kommt

Nagelsmann arbeitete mit Rechner über mehrere Jahre hinweg erfolgreich bei der TSG Hoffenheim zusammen und machte sich deshalb auch monatelang dafür stark, ihn in die bayerische Landeshauptstadt zu holen.

Er wurde erhört. Die Bayern-Bosse um Sportvorstand Hasan Salihamidzic scheuten weder Mühen noch Kosten, einigten sich nach SPORT1-Informationen mit der TSG auf eine sechsstellige Ablösesumme für den 42-Jährigen.

Hasan Salihamidzic. (Bild: Christina Pahnke - sampics/Getty Images)
Hasan Salihamidzic. (Bild: Christina Pahnke - sampics/Getty Images)

Nagelsmann-Kumpel statt Neuer-Kumpel! Der Deal ist einer von vielen Vertrauensbeweisen der Bosse für den Coach. Und einer von vielen Belegen dafür, dass sich der Nachfolger von Hansi Flick nach nicht einmal eineinhalb Jahren ein kleines Imperium an der Säbener Straße erschaffen hat.

Trainerteam besteht aus Vertrauten

Das Trainerteam besteht nunmehr fast ausschließlich aus engen Vertrauten von Nagelsmann. Die Co-Trainer Benjamin Glück (37), Dino Toppmöller (42) und Xaver Zembrod (56) kamen – ebenso wie Teampsychologe Dr. Maximilian Pelka (34) – schon 2021 aus Leipzig mit nach München.

Seit Tapalovics Entlassung ist nur noch Fitness-Chef Dr. Holger Broich (48) aus Flicks Trainerteam übrig. Vereinsikone Hermann Gerland (68) hatte sich schon kurz nach der Bekanntgabe der Nagelsmann-Verpflichtung verabschiedet.

Immerhin: Dem restlichen Staff gehören noch viele langjährige Mitarbeiter an – beispielsweise Spielanalyst Michael Niemeyer (51), Physio Gerry Hoffmann (61) oder Teammanagerin Kathleen Krüger (37).

FCB-Trainer bekommt High-Tech-Schnickschnack

Insgesamt ist aber zu erkennen, dass die Verantwortlichen alles dafür tun, um ihrem Coach den Rücken zu stärken und eine Wohlfühloase zu schaffen – infrastrukturelle Veränderungen plus High-Tech-Schnickschnack inklusive!

So wurde im vergangenen Sommer etwa eine XXL-Leinwand an der Säbener installiert, die als Hilfsmittel zur Visualisierung und Optimierung von Trainingsinhalten dient. Zudem war ein „Geheimplatz“ mit blickdichtem Zaun für Nagelsmann nicht genug. Er wünschte sich einen zweiten, um noch abgeschotteter zu trainieren – und bekam ihn.

So viele Privilegien hatte seit Pep Guardiola kein Bayern-Trainer mehr!

Nagelsmann in Transfers involviert

Hinzu kommt, dass Nagelsmann sehr eng in die Kaderpläne eingebunden ist. Sein wichtigster Ansprechpartner neben Salihamidzic: Marco Neppe.

Der Technische Direktor, 2014 als Assistent von Michael Reschke zu den Bayern gekommen, ist täglich mit Nagelsmann im Austausch und sitzt auch bei Spielen mit auf der Bank.

Er und Salihamidzic haben maßgeblich dafür Sorge getragen, dass Nagelsmann nun den taktisch variablen und mit vielen unterschiedlichen Spielertypen bestückten Kader hat, den er wollte.

Joao Cancelo. (Bild: Christina Pahnke - sampics/Corbis via Getty Images)
Joao Cancelo. (Bild: Christina Pahnke - sampics/Corbis via Getty Images)

Mit Joao Cancelo kam im Januar ein absoluter Wunschspieler des Trainers, mit Konrad Laimer wird im Juli ein weiterer folgen. Auch die Transfers anderer Top-Stars wie Matthijs de Ligt oder Sadio Mané wurden eng mit dem Coach abgestimmt.

Wie SPORT1 erfuhr, nahm Nagelsmann teilweise schon persönlich an Transfergesprächen teil oder aber erläuterte den Spielern seinen Plan per Telefon. Das kam Salihamidzic und Neppe zugute. Noussair Mazraoui etwa ließ sich so noch einmal umstimmen, nachdem er ursprünglich einen Wechsel zum FC Barcelona favorisiert hatte.

Kritik am Macht-Monopol

Nur ein Beispiel von mehreren, das unterstreicht, wie groß Nagelsmanns Einfluss beim Rekordmeister inzwischen ist. Das sorgt auch für kritische Stimmen im Umfeld des Klubs, die zahlreicher werden dürften, sollte der Erfolg ausbleiben.

Der klare Auftrag von oben an Nagelsmann lautet aber eben nicht nur, Titel zu liefern, sondern einen Umbruch zu vollziehen und ein Team für die Zukunft aufzubauen.

Daher auch die hohe Ablöse (bis zu 25 Millionen Euro) und der langfristige Vertrag (bis 2026) für Nagelsmann. Daher auch der Tausch Neuer-Kumpel gegen Nagelsmann-Kumpel.

Manuel Neuer. (Bild: Stuart Franklin/Getty Images)
Manuel Neuer. (Bild: Stuart Franklin/Getty Images)

Nagelsmann übertrumpft Neuer

Die Causa Robert Lewandowski im zurückliegenden Jahr hat gezeigt, dass die Entscheidungsträger keine allzu große Rücksicht auf große Namen mit großer Vergangenheit nehmen.

„Es ist normal: Wenn eine Unternehmung über Jahrzehnte erfolgreich ist, ist immer Zeit, mal was zu verändern. Das ist auch gar nicht schlimm“, sagte Nagelsmann schon während seiner ersten Bayern-Saison.

Der 36 Jahre alte Neuer, so heißt es, kann sich Stand heute nur noch einer Zukunft in München sicher sein, wenn er auf den Coach zugeht, sich mit ihm wegen seines Zündstoff-Interviews ausspricht und nach seiner Rückkehr unter dem neuen Torwarttrainer Gas gibt.

Nagelsmann hat deutlich mehr Macht als Neuer! Der Coach wird sich allerdings auch der Dynamik des Geschäfts bewusst sein: Verliert er (zu) viele Spiele und – noch schlimmer – den einen oder anderen Spieler, wird auch sein Imperium bröckeln.

Im Video: Macht-Debatte über Julian Nagelsmann