Wie Nagelsmann Rangnicks Werk auf eine neue Stufe hebt

So recht gezweifelt hat wohl keiner daran, dass Julian Nagelsmann bei RB Leipzig erfolgreiche Arbeit abliefern wird.

Ein mögliches Fragezeichen, ob ein Gespann mit dem neuen Chefcoach und Ralf Rangnick als Sportdirektor, der zuvor noch Sportdirektor und Trainer in Personalunion war, funktionieren könne, erledigte sich spätestens mit Rangnicks Abgang.

Am 1. Juli dieses Jahres verließ der 61-Jährige RB Leipzig und wurde Head of Sport and Development Soccer bei der Red Bull GmbH in Fuschl am See (Österreich). In dieser Position ist er in beratender Funktion für die Fußballstandorte in New York City, Braganca Paulista und Leipzig tätig.

Inzwischen ist klar: Nagelsmann hat RB auf ein neues Level gehoben. In der Bundesliga belegen die Roten Bullen nach 13 Spielen Platz zwei, in der Champions League und im DFB-Pokal hat man sich für das Achtelfinale qualifiziert. Die Sachsen überraschen in dieser Saison mit einer neuen Souveränität und Spielfreude.

"Bereit für den nächsten Schritt"

"Sie sind bereit für den nächsten Schritt. Es sieht schon so aus, dass sich der Verein dauerhaft da ganz oben festsetzt", sagt Dominik Kaiser im Gespräch mit SPORT1. Der 31-Jährige, aktuell bei Bröndby IF unter Vertrag, spielte von 2012 bis 2018 für die Leipziger und erlebte innerhalb von vier Jahren den kometenhaften Aufstieg von der 3. Liga in die Bundesliga. 2017 wurde er mit RB Vizemeister.

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"In der Bundesliga hatte man das bisher schon geschafft mit konstant guten Leistungen, aber jetzt ist man auch in der Champions League gut unterwegs. Da hat man deutlich einen Schritt gemacht. Sie stehen zu Recht da, wo sie sind."

Auch dank Nationalspieler Timo Werner, der zuletzt nach monatelangem Ringen seinen Vertrag in Leipzig bis 2023 verlängerte - was einer dicken Überraschung gleich kam. Viele Experten sahen ihn schon beim FC Bayern. Doch es hat sich etwas getan bei RB Leipzig. Wichtige Spieler wie Werner müssen nicht mehr verkauft werden. Der 23-Jährige hat offenbar gespürt, dass es vorangeht, Nagelsmann als Trainer ist dafür ein weiteres Argument.

Werners Verbleibt spricht für neue Qualität

"Wenn ein Spieler wie Timo Werner sich für einen Verbleib bei RB entscheidet, dann spricht das schon für die neue Qualität des Teams und des Klubs", meint Kaiser.

Es werde sicher auch mal wieder zu Spielerverkäufen wie bei Naby Keita kommen, der im Sommer 2018 zum FC Liverpool wechselte, doch das gehöre dazu, findet Kaiser.

Der ehemalige Leipziger bremst aber auch die neue Euphorie. "Ich sehe RB Leipzig noch nicht ganz auf einer Stufe mit den anderen Hochkarätern im europäischen Fußball." Was dazu noch fehlt? "Dafür müssen sie einfach längerfristig auf diesem Level spielen, vielleicht auch mal den einen oder anderen Titel mitnehmen."

Der aktuelle Erfolg trägt unweigerlich Nagelsmanns Namen. "Es liegt sicher auch an ihm", sagt Kaiser. "Was ich von Spielern höre und von außen mitbekomme, ist er ein Toptrainer, der auch als Typ sehr gut zu RB passt."

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Und weiter: "Er hat mit Sicherheit eine andere Facette rein gebracht im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Ralf hat da natürlich viel Überragendes auf den Weg gebracht, Nagelsmann hat das schön fortgeführt. Momentan sieht das hervorragend aus."

Bleibt auch Forsberg?

Das dürfte auch Emil Forsberg denken. Um den 28-Jährigen, der seit 2015 bei den Sachsen spielt, rankten sich in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder Gerüchte um einen Abschied aus Leipzig, doch zuletzt ebbten diese ab. Hat ein weiterer Leistungsträger seine Abwanderungsgedanken wegen Nagelsmann begraben?

"Forsberg ist schon einige Jahre dabei, hat mit mir noch in der 2. Liga gespielt und fühlt sich in Leipzig sehr wohl", meint Kaiser, "er merkt nun auch, dass RB in Europa mithalten kann. Deshalb wird er nicht einfach so den Verein verlassen, um die nächste Stufe zu erklimmen."

RB wird auch für Nkunku reizvoller

Auch für andere Spieler wird RB reizvoller. Christopher Nkunku kam im Sommer von Paris Saint-Germain und fand sich gleich prima zurecht. "Er hat gezeigt, dass er ein Top-Spieler ist. Als ich ihn gesehen habe, war ich gleich begeistert. Er kann die Mannschaft weiterbringen", schwärmt Kaiser.

Ein weiterer Jungprofi soll demnächst folgen. Erling Haaland spielt bei Red Bull Salzburg und knipst gerade in der Champions League. "Er kann durchaus ein Kandidat für RB sein", glaubt Kaiser. "Wenn solche Spieler sich Gedanken machen zu RB Leipzig zu kommen, dann spricht das für den Klub. Und für die Aussichten auf die nächsten Jahre."

Ist in dieser Saison etwa schon der Titel drin? Da ist Kaiser vorsichtig.

"Bis zum Titelgewinn ist es noch ein weiter Weg. Bisher machen sie es sehr gut, spielen stabil, aber oben tummeln sich viele starke Teams. Ich sehe immer noch die Bayern als ganz klaren Favoriten auf den Gewinn der Meisterschaft", sagt Kaiser. "Aber natürlich traue ich RB zu, weiter konstant zu punkten. Dann ist in dieser Saison einiges möglich."