Wie der Name Schumacher wieder die Formel 1 überstrahlt

Natürlich gehörten die eigentlichen Formel-1-Schlagzeilen beim Großen Preis von Ungarn wieder einmal den bekannten Protagonisten und Rennställen.

Allen voran waren da Lewis Hamilton und die erdrückende Überlegenheit der Silberpfeile, dazu die nächste Demütigung für Ferrari um Sebastian Vettel sowie das Mechaniker-Wunder bei Red Bull nach Max Verstappens Crash auf dem Weg zur Startaufstellung.

Und doch: Überstrahlt wurde das Rennwochenende in Budapest insgeheim von zwei anderen, nämlich von Michael Schumacher und seinem Sohn Mick.

Es waren durchweg positive Nachrichten um den Rekordweltmeister sowie den Formel-2-Piloten, die den aktuellen Grand-Prix-Circuit in seiner öffentlichen Wahrnehmung ein gehöriges Stück mitprägten.

FIA-Boss Todt über Michael Schumacher

"Ich habe Michael vergangene Woche gesehen. Er kämpft. Ich hoffe, dass auch die Welt ihn bald wiedersehen wird. Darauf arbeiten er und seine Familie hin", sagte Jean Todt der Daily Mail.

Der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA nährte damit die Hoffnung, dass der vor sechseinhalb Jahren nach einem schweren Ski-Unfall noch immer in der Reha befindliche Schumacher gesundheitlich womöglich bald so weit ist, um öffentlich wieder in Erscheinung treten zu können.

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Neben Todts Aussagen geriet der für viele Fans beste Formel-1-Pilot aller Zeiten aber auch in den Blickpunkt, weil Hamilton erneut einen seiner Rekorde egalisierte. Auf dem Hungaroring feierte er am Sonntag seinen achten Sieg auf der gleichen Strecke.

Zur Erinnerung: Schumacher hatte achtmal den Frankreich-Grand-Prix in Magny-Cours gewonnen.

Hamilton jagt Schumacher-Rekorde

Vor dem Rennen hatte Hamilton dazu erklärt: "Ich schere mich nicht zu sehr um Zahlen." Das tut dafür die getreue "Schumi"-Anhängerschaft, die befürchtet, dass weitere Bestmarken ihres Idols fallen - und via Social Media deshalb in Richtung Hamilton lästerten.

Häufiger Tenor dabei: Mit einem so überlegenen Auto wie es Hamilton seit 2014 zur Verfügung hat, hätte Schumacher noch viel mehr als sieben Weltmeisterschaften gewonnen. Zudem ist es durch die größere Anzahl von Rennen für Hamilton leichter, den Sieg-Rekord von Schumacher zu knacken.

Die Reaktionen dürften kaum abebben, sollte Hamilton am Ende auch bei der Anzahl der WM-Titel (7) und der gewonnen Grand Prix' (86 zu 91) zu dem Kerpener aufschließen. Bei den Pole-Positions hat er ihn mit 90 (Schumacher: 68) ohnehin schon längst überflügelt.

Mick Schumacher trumpft erneut auf

Auf der Strecke sorgt aktuell Mick Schumacher dafür, dass der Name Schumacher allgegenwärtig bleibt.

In der Formel 2 feierte er an gleicher Stelle wie Hamilton mit Schampus auf dem Podium.

Wie schon beim Hauptrennen am Vortag landete der 21-Jährige auch beim Sprintrennen am Sonntag auf dem dritten Rang und unterstrich damit einmal mehr sein herausragendes Talent.

"Das Team hat einen großartigen Job gemacht, das Auto war fantastisch zu fahren. Für uns fühlt es sich an wie ein Sieg", schwärmte der für das Prema Powerteam startende Schumacher, der in Ungarn im vergangenen Jahr triumphiert hatte.

Mick Schumacher: Doch schneller bei Ferrari?

Tatsächlich kommt Schumacher immer besser in Fahrt: Bereits bei den Rennen in Spielberg hatte der Youngster eine gute Pace gezeigt - Abflüge ins Kiesbett, ein bockender Motor, starker Regen bei einer Aufholjagd sowie ein Feuerlöscher, der im Wagen losgegangen war, hatten jedoch den ganz großen Coup verhindert.

Diesmal haperte es im zweiten Rennen nur am Boxenstopp, als ein klemmendes Rad die Crew einige Sekunden kostete. Viele Experten trauen Schumacher dennoch den baldigen Sprung in die Formel 1 zu.

Auch Mick Schumacher selbst unterstrich zuletzt immer wieder seinen großen F1-Traum - dann am liebsten im Cockpit von Ferrari. Schließlich wurde sein Vater mit der Scuderia zwischen 2000 und 2004 fünfmal Weltmeister.

Ferrari ist wohl perspektivisch ebenfalls interessiert an Schumacher junior, der als Fahrer der Kaderschmiede der Scuderia, Prema Racing, auch Mitglied der Ferrari Driver Academy ist.

Was für eine Vereinigung in der Zukunft spricht: Der Kerpener gilt als starker Zweikämpfer und auf der Strecke als ähnlich kompromisslos wie sein Vater. Und: Neben seinem Fahrstil verspricht nicht zuletzt der Name Schumacher für beide Seiten glänzende Vermarktungsmöglichkeiten.

Alfa Romeo ein realistischer F1-Einstieg

Realistischer klingt für einen Ferrari-Junior aber der Zwischenschritt über Alfa Romeo. Deren Cockpits für 2021 sind noch nicht vergeben. Der Vertrag von Antonio Giovinazzi läuft nach dieser Saison ebenso aus wie der von Kimi Räikkönen.

"Macht Mick jetzt den nächsten Schritt, könnte ich mir gut vorstellen, dass er Ende dieses Jahres schon Freitageinsätze in der Formel 1 bekommt und im nächsten Jahr vielleicht ein Stammcockpit - bei Ferrari-Partner Alfa-Romeo beispielsweise", hatte kürzlich auch Ex-Formel-1-Fahrer Timo Glock im SPORT1-Interview erklärt.

Bei Räikkönen stellt sich sowieso die Frage, ob der Iceman mit 40 Jahren nicht ans Karriereende denkt - zumal der frühere Weltmeister (2007 mit Ferrari) mit Alfa Romeo meist nur hoffnungslos hinterherfährt.

Für Schumacher dagegen könnte der Rennstall das perfekte Sprungbrett in die Formel 1 sein.

Mit der gewaltigen Erwartungshaltung ist der 21-Jährige unterdessen bisher stets so kühl und souverän umgegangen wie sein berühmter Vater.

"Ehrlich gesagt fühle ich keinen Druck, diesen Familiennamen zu tragen oder genau das zu tun, was mein Vater getan hat. Der meiste Stress geht von mir aus, von dem, was ich mir selbst auferlege", so Schumacher kürzlich in einem Brief unter dem Titel "My Way Through".