Die Namenswahl bei der Heirat bestimmt, wie Männer beruflich wahrgenommen werden

Vorurteile bestimmen, wie wir Menschen und Situationen einschätzen.  - Copyright: picture alliance / PIXSELL | Robert Anic
Vorurteile bestimmen, wie wir Menschen und Situationen einschätzen. - Copyright: picture alliance / PIXSELL | Robert Anic

Vorurteile und Stereotype – also die Grundlage der Vorurteile – haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen. Diese Denkmuster werden häufig nicht reflektiert. So kann es passieren, dass eigentlich irrelevante Aspekte großen Einfluss darauf haben, wie Menschen beurteilt werden.

Namenswahl nach Heirat bestimmt, wie Männer wahrgenommen werden

So konnte die vierte Auflage der sogenannten Vermächtnisstudie unter der wissenschaftlichen Leitung von Professorin Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), zeigen, dass die Namenswahl nach der Heirat Einfluss darauf hat, wie Männer wahrgenommen werden.

Demnach werden Männer, die den Nachnamen ihrer Partnerin annehmen, als weniger berufsorientiert wahrgenommen als jene, die ihren Namen behalten. Männer sind also im Berufsleben benachteiligt, wenn sie mit der Konvention brechen.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass auch das Verhalten der Partnerin einen Einfluss darauf hat, wie berufsorientiert ein Mann wahrgenommen wird. Nimmt die Partnerin nach der Heirat den Namen des Mannes an, wird ihm eine besonders hohe Berufsorientierung zugeschrieben.

Bei Frauen sind die Unterschiede nicht so groß

Für Frauen galt das nicht: Es konnten keine signifikanten Unterschiede in der Wahrnehmung der Berufsorientierung von Frauen festgestellt werden, unabhängig davon, welchen Namen sie gewählt hatten.

Diese Ergebnisse veranschaulichen, wie stark stereotype Denkweisen soziale Interaktionen beeinflussen. Wie die Autoren der Studie anmerken: Es zeige sich, dass private Entscheidungen im Arbeitskontext eine wichtige Rolle spielen – obwohl sie eigentlich irrelevant sein sollten.

Die Vermächtnisstudie

Alle Ergebnisse sind Teil der Vermächtnisstudie. Die Studie wurde zum vierten Mal durchgeführt und ist ein Projekt der Zeitung "Die Zeit", des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften. Zu Beginn des Jahres 2023 wurden dafür 4200 Personen befragt, um Veränderungen in den Geschlechterverhältnissen aufzudecken.

aeh