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Nationalspieler wehrt sich nach Corona-Demo gegen Rauswurf

Nationalspieler Joshiko Saibou ist nach seiner Teilnahme an der Großdemonstration gegen die Anti-Coronamaßnahmen von den Telekom Baskets Bonn entlassen worden.

Der Klub kündigte dem Guard fristlos. Wolfgang Wiedlich, Geschäftsführer der BonBas GmbH, begründete die Entscheidung mit "Verstößen gegen Vorgaben des laufenden Arbeitsvertrags als Profisportler".

"Die Vereine der BBL arbeiten gerade akribisch an Hygienekonzepten für die Zuschauer in der nächsten Saison und an speziellen Arbeitsschutzrichtlinien für die Aktiven. Deshalb können wir ein permanentes Infektionsrisiko, wie es der Spieler Saibou darstellt, weder gegenüber seinen Arbeitskollegen in unserem Team noch gegenüber anderen BBL-Teams im Wettkampf verantworten", teilte der Klub mit.

Sportrechtler Roland Nasse sagte im General-Anzeige, Saibous Taten "erfüllen ja schon fast den Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung, wenn ich mich diesen Gefahren in Berlin aussetze und damit auch meine Mitmenschen und Teamkollegen gefährde."

So reagiert Saibou auf Rauswurf

Saibou wehrte sich am Dienstagabend entschieden. Der Rauswurf sei "eine unglaubliche Sache", erklärte er in einem Video auf seinem Instagramkanal. "Ich bin Basketballer, aber in erster Linie bin ich Mensch", so Saibou weiter: "Wenn ich eine polarisierende Meinung habe, ist Gegenwind verständlicherweise vorprogrammiert. Daraufhin jedoch meinen Job zu verlieren, ist totalitär und ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit. Ich habe immer geglaubt, bei den Telekom Baskets steht Toleranz an oberster Stelle, aber jetzt wird mir hiermit das Gegenteil bewiesen."

Und weiter: "Mich als Gefahr für den Verein darzustellen, ist haltlos", sagte Saibou am Abend: "Seit Monaten findet kein Teamtraining statt, und es wird auch keines stattfinden. Ich habe zudem bei der Demo bewusst darauf geachtet, niemanden in Gefahr zu bringen. Nichts liegt mir ferner."

DBB akzeptiert Saibous Meinung

Vom Deutschen Basketball Bund (DBB) hat Saibou keine Konsequenzen zu erwarten.

"Wir als Verband distanzieren uns davon", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss dem SID am Dienstag: "Wir akzeptieren aber auch, dass unser Nationalspieler Joshiko Saibou eine andere Meinung hat."

Am vergangenen Wochenende hatte Saibou mit seiner Freundin, der Weitspringerin Alexandra Wester, an der Protestaktion in Berlin teilgenommen und dabei auch gegen die bekannten Schutzregeln verstoßen.

DLV: "Haben das nicht gesehen"

Der Deutsche Leichtathletik-Verband sagte bei SPORT1: "Wir haben das nicht gesehen. Wenn es so war, können wir es aus Sicht des DLV nicht tolerieren. Regelungen bei Demonstrationen gerade in Corona-Zeiten müssen eingehalten werden. Dazu zählt nun einmal Mund- und Nasenschutz und ein Mindestabstand."

Unter die rund 17.000 Teilnehmer hatten sich auch rechtsgerichtete Gruppierungen sowie Verschwörungstheoretiker gemischt.

Saibou und Wester sorgen für Irritationen

Im Kern der Demo stand der Protest der Demonstranten gegen die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Viele Demonstranten hatten sich nicht an die Hygieneregeln gehalten, weshalb die Veranstaltung vorzeitig beendet worden war.

Am Montag postete Saibou bei Instagram ein Video, das ihn ohne Mundschutz im Fitnessstudio auch neben Nationalmannschaftskollege Maodo Lo beim Training zeigte.

Schon im Mai hatten Saibou und Wester mit Einlassungen zur Coronakrise in den Sozialen Netzwerken polarisiert. Weiss betonte mit Bezug auf Saibou: "Wir wissen, dass es eine Pandemie ist, und damit gehen wir um. Und da muss man sich in einem Rechtsstaat entsprechend verhalten. Wenn ich das tun möchte, ist es aber auch mein gutes Recht meine Meinung zu haben, und er hat nun einmal eine andere Meinung."

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Mit Material des Sport-Informations-Dienst