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"Der FCK verliert nie seinen Reiz"

"Der FCK verliert nie seinen Reiz"

Das ist mal eine Ansage. Als erste Entscheidung setzte Marco Antwerpen gleich mal den Kapitän ab. Jean Zimmer übernimmt die Binde von Carlo Sickinger.

Zu Antwerpens Start als neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern regnete es am Mittwoch Bindfäden. Fritz-Walter-Wetter also. Ein gutes Omen? (SERVICE: Tabelle der 3. Liga)

Bei SPORT1 spricht der 49-Jährige über die neue Aufgabe, seinen Ruf und Felix Magath.

SPORT1: Herr Antwerpen, der FCK ist gerade mal wieder eine Qual. Sind Sie masochistisch veranlagt?

Marco Antwerpen: Nein, nicht unbedingt. (lacht) Und der FCK ist ein toller Verein und sicher keine Qual. Wir sollten uns alle bewusst sein, dass wir eine echte Herausforderung vor der Brust haben, der wir uns stellen müssen. Mit anderen Leistungen und besserem Fußball. Das ist die einzige Aufgabe und der Schlüssel dazu sind die Spieler. Ich muss die Jungs selbstbewusster machen und intensiv mit ihnen arbeiten.

SPORT1: Trotzdem scheint es ein Himmelfahrtskommando zu sein. Sie sind der dritte Trainer in dieser Saison. Warum tun Sie sich den FCK in der jetzigen Situation an?

Antwerpen: Ich sehe das anders. Der FCK ist kein Himmelfahrtskommando. Der Verein ist aktuell in einer schwierigen Lage, aber es sind noch 16 Spiele und da kann im Fußball sehr viel passieren. Wir müssen den Turnaround schaffen. Wir brauchen einen Zusammenhalt im ganzen Verein. Es müssen nicht nur die Spieler und das Trainer-Team funktionieren, sondern da gehören alle Mitarbeiter im Klub dazu. Nur zusammen können wir die Rettung schaffen. (SERVICE: Alle Spiele und Ergebnisse der 3. Liga)

SPORT1: Wie waren die Verhandlungen und mit wem haben Sie sie geführt?

Antwerpen: Relativ schnell, unkompliziert und gesprochen habe ich mit Markus Merk.

"Der FCK ist für mich kein Krisen-Klub"

SPORT1: Waren Sie da nicht irritiert, dass der Aufsichtsratssprecher und Beiratsvorsitzende mit dem Trainer spricht? Das ist ungewöhnlich.

Antwerpen: Da geht es in die Vergangenheit rein und mit der habe ich nichts zu tun. Wie die Situationen mit den handelnden Personen sind und wie diese gelöst werden sollen, das ist nicht meine Aufgabe.

SPORT1: Hatten Sie das Gefühl, dass Sie der Wunschkandidat sind?

Antwerpen: Ja. Durch die Gespräche und wie Herr Merk mir das signalisiert hat.

SPORT1: Finden Sie beim FCK einen Krisen-Klub vor?

Antwerpen: Der FCK ist für mich kein Krisen-Klub, ich spreche lieber von einer Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Man muss erkennen, dass der Klub ein Drittligist ist und dass es alles andere als leicht ist in dieser Liga Spiele zu gewinnen. Das weiß ich, weil ich mich in dieser Liga auch schon längere Zeit bewege. Es ist die härteste Liga in Deutschland, das habe ich auch der Mannschaft gesagt. 38 schwere Spiele und die Teams sind oft auf Augenhöhe. Da wollen und müssen wir uns jetzt beweisen.

SPORT1: Natürlich hat der FCK leidenschaftliche Fans und ein schönes Stadion, aber was genau macht dieser Klub für Sie aus? Das Preußen Münster des Südwestens? Das ist ja Ihr Heimatklub.

Antwerpen: (lacht) Das ist ein guter Vergleich. Der FCK wird seinen Reiz nie verlieren. Ich kenne den Klub noch als Bundesligist und erinnere mich genau an den Meistertitel 1998 mit Otto Rehhagel, das war einzigartig (als Aufsteiger, d. Red.). Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Verein seinen Charme irgendwann verlieren wird.

SPORT1: Es ist gerade die größte Krise der Vereinsgeschichte. Intern brodelt es. Merk sprach in einem SWR-Interview von Geschlossenheit, doch die gibt es nicht. Eine Legende wie Gerry Ehrmann wurde von heute auf morgen aussortiert.

Die Highlights der 3. Liga am Montag ab 23.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1

Antwerpen: Dies zu bewerten fällt alles nicht in meinen Tätigkeitsbereich. Deshalb steht es mir nicht zu, mich dazu zu äußern. Weil ich mich auch nicht so intensiv mit diesen Themen befasst habe. Mein Kerngeschäft ist der sportliche Bereich.

"Wenn du erfolgreich bist, spielst du auch attraktiv"

SPORT1: Was ist Ihr Rettungsplan mit dem FCK?

Antwerpen: Alleine kann ich gar nichts vorantreiben. Als Retter dargestellt zu werden, wird nicht funktionieren. Die Mannschaft ist ganz klar in der Pflicht die Dinge in andere Bahnen zu lenken. Mein Co-Trainer und ich bringen neue Impulse rein und das ist ganz normal. Aber drei Trainer in einer Saison sind natürlich nicht optimal. Das sollte nicht sein. Dementsprechend sind die Spieler verunsichert, aber sie müssen künftig eine andere Leistung und ein anderes Engagement zeigen.

SPORT1: Was ist Ihnen wichtig?

Antwerpen: Erfolgreicher Fußball. Der zweite Schritt wäre dann Attraktivität dahinter. Aber das eine spielt in das andere rein. Wenn du erfolgreich bist, spielst du auch attraktiv.

SPORT1: Vor allem in der Offensive hakt es. Wie wollen Sie das verbessern?

Antwerpen: Ich habe den Jungs gesagt, dass Dinge gut gemacht werden, solange Chancen da sind. Sehr gut werden sie gemacht, wenn Tore erzielt werden. Wenn du gar keine Chancen hast, machst du vieles verkehrt. Dann hast du ein Problem. Es geht darum das Selbstbewusstsein zu stärken und den Offensivspielern auf dem Platz ein gutes Gefühl zu geben. Dann werden auch die Tore wieder fallen.

SPORT1: Marvin Pourie kennen Sie aus Braunschweig. Wird er Ihr verlängerter Arm auf dem Platz?

Antwerpen: Marvin ist einer der Schlüssel zum Erfolg. Er war bei der Eintracht ein wichtiger Faktor, hat dort mit seiner Emotionalität im Spiel viele Dinge angeschoben. Diese muss er aber auch in den Griff kriegen. Marvin schießt gerne mal über das Ziel hinaus. Doch er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns.

SPORT1: Wie gut kennen Sie die Mannschaft?

Antwerpen: Sehr gut. Ich befasse mich regelmäßig mit Zweit- und Drittliga-Fußball und kenne natürlich die meisten meiner neuen Spieler. Ich habe sehr oft auf den Klub geschaut, denn der FCK hat immer noch eine Strahlkraft und das wird auch nie aufhören.

Braunschweig? "Ich habe meine Lehren daraus gezogen"

SPORT1: Sie sind ein Aufstiegstrainer. Dass Sie das mit dem FCK auch schaffen, das wünscht sich jeder in der Pfalz. Was macht Sie sonst aus als Trainer?

Antwerpen: Ich bin ein gelassener Typ, bin mit Werten groß geworden und sehr konsequent in meinem Handeln. Ich bin in der Lage, sehr schnell Entscheidungen zu treffen, für die muss ich aber auch den Kopf hinhalten. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Spielern. Viele haben mir gratuliert zum neuen Job und freuen sich, dass ich jetzt beim FCK bin. Mit Marvin habe ich ja auch einen guten Draht.

SPORT1: Wir müssen auch kurz über Ihre beiden letzten Vereine sprechen. Warum ist es trotz des Aufstiegs in Braunschweig nicht weiter gegangen?

Antwerpen: Ich will da gar nicht mehr groß drüber sprechen, schaue nicht zurück und trete nicht nach. Ich habe meine Lehren daraus gezogen und möchte es in Kaiserslautern besser machen. Ich hatte kein Problem damit, wie es in Braunschweig abgelaufen ist. Ich bin nicht gefeuert worden, sondern der Vertrag lief aus. Wir hatten uns darüber geeinigt keine Gespräche mehr zu führen und das war in Ordnung für mich.

SPORT1: Was war in Würzburg los? Nach vier Niederlagen und einem Remis war schon wieder Schluss.

Antwerpen: Wir waren der Aufsteiger, das waren intensive Spiele und es war eine kurze Zeit. Das Thema hatte ich relativ schnell abgehakt. Aber auch da blicke ich nicht im Zorn zurück. Ich bin wie schon gesagt niemand, der nachtritt.

SPORT1: Sie und Felix Magath werden keine Freunde mehr, oder?

Antwerpen: Mit manchen Menschen kannst du gut zusammenarbeiten und mit anderen halt weniger. Da stellt sich das Verhältnis dann als schwieriger raus.

SPORT1: Waren Sie von Magath enttäuscht?

Antwerpen: Ich bin kein Mensch, der sich über so etwas lange Gedanken macht. Ich war natürlich enttäuscht, weil ich in der 2. Liga ankam und das ist eigentlich der Weg, den ich einschlagen möchte. Da wollte ich unbedingt hin. Ich nehme Felix Magath das nicht übel. Wenn er meint, das in eine solche Richtung zu lenken, dann kann er das machen. Mehr wird es von mir dazu nicht geben. Aus meiner Sicht ist da alles in Ordnung. Die Frage, ob etwas hängen geblieben ist, stellt sich für mich nicht.

"Ich habe mit Spielern nie ein Problem gehabt"

SPORT1: Der FCK ist für Sie ein Neuanfang. Warum stehen Sie in der Öffentlichkeit in einem schlechten Licht. Wie sehr stört Sie diese öffentliche Wahrnehmung?

Antwerpen: Es stört mich schon ein wenig. Das muss ich klar sagen, weil viele Dinge, die über mich gesagt werden, einfach falsch sind. Es ist richtig, der FCK ist ein Neustart für mich. Ich bin sehr motiviert und habe richtig Lust auf diese reizvolle Aufgabe. Vielleicht nimmt mich dieser Klub so wahr, wie ich wirklich bin. Ich stehe leider manchmal in einem falschen Licht da.

SPORT1: Sind Sie ein schwieriger Typ?

Antwerpen: Was heißt schwierig?

SPORT1: In Würzburg hatten unter anderem Fabian Giefer und Ewerton ein Problem mit Ihnen.

Antwerpen: Nein. Ich habe mit Spielern nie ein Problem gehabt. Natürlich musst du als Trainer Entscheidungen treffen und nicht jeder Profi ist erfreut, wenn er nicht spielt oder kritisiert wird. Das ist ganz normal. Ich versuche immer, das einem Spieler zu erklären. Der eine versteht es besser, der andere schlechter. Ich glaube nicht, dass die genannten Spieler ein Problem mit mir hatten.

SPORT1: Warm schafft der FCK mit Ihnen den Klassenerhalt?

Antwerpen: Weil wir einen guten Kader haben, der die ganze Zeit etwas unterperformt hat.

SPORT1: Was möchten Sie gerne abstellen und was möchten Sie besser machen?

Antwerpen: Ich bin vielleicht manchmal etwas zu emotional. Besser machen? Ich möchte die Dinge jetzt so machen, wie ich sie in Braunschweig, bei Viktoria Köln, bei Rot-Weiß Ahlen oder bei Preußen Münster gemacht habe. Ich hatte schon einige Vereine, bei denen meine Arbeit gefruchtet hat. Nur in Würzburg war das in der kurzen Zeit nicht der Fall. Auch die Zeit in Braunschweig sehe ich nicht negativ, denn da sind wir aufgestiegen. Das mit dem FCK zu schaffen, wäre ein Traum.