Neuers Rückkehr stürzt Heynckes ins Torwartdilemma

Manuel Neuer oder Sven Ulreich? Jupp Heynckes steht vor einem Dilemma stehen

Wer den FC Bayern im Frühjahr 2018 verfolgt, könnte leicht ins Schwärmen geraten.

Der Bundesligakonkurrenz um gefühlte Lichtjahre entrückt, die Fahrkarte zum Pokalfinale nach Berlin mühelos gelöst - und in der Champions League rechtzeitig zum Halbfinale gegen Real Madrid in Stellung gebracht. Kurzum: Beim Rekordmeister läuft's wie am Schnürchen.

Probleme? Gibt es auf den ersten Blick keine, sieht man einmal von Arturo Vidals Verletzung ab.

Und doch geistert an der Säbener Straße ein zwiespältiges Gefühl herum, das mit einem Termin zusammenhängt.

Ein Termin, der lange angekündigt war und eigentlich für gute Laune sorgen sollte: Das Comeback von Manuel Neuer. Nun rückt dieser Termin immer näher - und plötzlich mischt sich in die Vorfreude auch eine Spur Unbehagen.

Neuer-Comeback am letzten Spieltag?

Der allerfrüheste Termin für Neuers Rückkehr ist der 5. Mai, wenn die Elf von Trainer Jupp Heynckes beim 1. FC Köln gastiert.

Nach SPORT1-Informationen sieht es derzeit aber eher so aus, als würde der Weltmeister erst im abschließenden Ligaspiel am 12. Mai gegen den VfB Stuttgart im Bayern-Tor stehen.

Bislang galt die unumstößliche These: Neuer übernimmt von Sven Ulreich, sobald er wieder fit ist. Die Dinge haben sich jedoch verändert - nicht nur aufgrund des verzögerten Comeback-Termins des Stammtorhüters.

"Sven ist richtig drin, da gibt es eigentlich keinen Grund zu wechseln", sagt Timo Hildebrand bei SPORT1 mit Blick auf die Finalspiele im DFB-Pokal und in der Champions League (sollte Bayern es erreichen). Allerdings schränkt der frühere Nationalkeeper ein: "Wenn Manu noch zwei, drei Spiele davor hat, dann wird ihn der Trainer wahrscheinlich spielen lassen."

Zwei Spiele genügen als Testlauf, eines aber nicht? Wie die tatsächlichen Planung für das Saisonfinale laufen, wissen sie an der Säbener Straße wahrscheinlich selbst noch nicht so genau.

Hildebrand: "Absolut vertretbar"

Klar ist aber: Bauchschmerzen müsste in München niemand haben, sollte Ulreich in Berlin und bei einem möglichen Champions-League-Finale in Kiew im Kasten stehen.

"Er hat eine super Entwicklung gemacht und seinen Mann gestanden. Es wäre absolut vertretbar, wenn er in beiden Finals im Tor stehen würde", sagt Hildebrand.

Auch Bodo Illgner ist skeptisch, was ein Last-Minute-Comeback Neuers angeht: "Für Bayern ist es ein Risiko, ihn ohne größere Praxis im Pokalfinale oder einem möglichen Champions-League-Endspiel einzusetzen", sagte der Weltmeister-Torwart von 1990 in der Bild.

Zumal der FC Bayern mittlerweile auf eine Luxusalternative zurückgreifen kann.

Ulreich, unter Ancelotti ("er hatte wenig Vertrauen in mich") noch eher Unsicherheitsfaktor als Stabilisator, bekam von Heynckes einen riesigen Vertrauensvorsprung. Und den zahlte er mit Zinseszins zurück.

Dank überragender Leistungen trieb Ulreich sein Standing beim FC Bayern in ungeahnte Höhen - und machte gleichzeitig Neuers Rückkehr in der laufenden Saison fast schon hinfällig.

Ulreich stellt keine Forderungen

Dass Bayerns Nummer 1 unter normalen Umständen ins Tor gehört, steht außer Diskussion. Die Crux: Der 32-Jährige dürfte noch nicht die Form haben, um auf höchstem Niveau zu agieren. Dafür war die Zwangspause zu lang.

Zur Erinnerung: Das letzte Pflichtspiel betritt Neuer am 16. September beim 4:0 gegen Mainz, also vor sieben Monaten.

Forderungen zu stellen, daran denkt Ulreich nicht. "Man muss abwarten, wann Manu wieder spielen kann", sagte er vor einigen Wochen bei SPORT1.

"Klar wäre es für mich auch ein Erlebnis, in Berlin zu spielen. Ich weiß, welche Rolle ich im Team habe. Ich bin die Nummer zwei. Wenn Manu wieder fit ist und der Trainer sagt, er spielt, ist das für mich okay."

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der FC Bayern muss nun ausloten, wie er aus dem Dilemma herausfindet.

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