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Neururer: Diese Bürde lastet auf Schalke

Neururer: Diese Bürde lastet auf Schalke

Liebe Fußball-Fans,

die Zweitliga-Saison ist erst zwei Spieltage alt, schon diskutieren wir wieder hitzig über das Geschehen.

Kein Wunder, es passiert ja auch einiges. Meinem königsblauen Naturell entsprechend, gilt meine Aufmerksamkeit natürlich vor allem den Schalkern.

Nach der Auftaktpleite gegen den HSV gewann das Team von Trainer Dimitrios Grammozis nun tatsächlich souverän bei Holstein Kiel und feierte somit den ersten Auswärtssieg seit dem 23. November 2019.

Zufall? Ich glaube nicht. Denn obwohl die Lage auf Schalke durchaus angespannt ist, arbeiten die Protagonisten vorbildlich. Sie dramatisieren nicht, sondern relativieren - in dieser Situation der einzig richtige Weg.

" Schalke ist verpflichtet aufzusteigen”

Alle wissen: Hier ist noch was möglich, hier kann eine Euphorie entstehen - daran wird auch eine Niederlage nichts ändern. (Tabelle der 2. Bundesliga)

Zugleich gilt aber: Schalke ist verpflichtet aufzusteigen. Diese Bürde lastet auf der ganzen Mannschaft und dem Trainer. In Kiel haben sie gezeigt, dass sie damit umgehen können.

Dennoch kann es das ja nur ein Anfang gewesen sein. Es gibt noch einige Dinge, die zu erledigen sind. So müssen diverse Spieler unbedingt veräußert werden, um die Lizenzierung stemmen zu können.

Zudem fällt Danny Latza länger aus. Dafür braucht man unbedingt Ersatz.

Und am wichtigsten: Schalke muss fußballerisch ganz umdenken. Nicht mehr gegen den Ball spielen, sondern selbst aktiv werden. Wenn ich mich zurückziehe und dieses Umschaltspiel spiele, werde ich zweiter Sieger sein. Das sah gegen Kiel aber schon besser aus.

Ebenfalls siegreich waren die Bremer in Düsseldorf. Für den Moment ein kleiner Erfolg. Doch was für Schalke gilt, gilt auch für Werder: die Lage bleibt weiterhin angespannt.

“Markus Anfang arbeitet in irgendeiner Hoffnung”

Gerade weil über dieser Mannschaft, die am Samstag die Fortuna geschlagen hat, die bekannten Worte von Frank Baumann schweben. Stichwort: 15 bis 20 Transfers bis Ende August.

Für einen Trainer gibt es nichts Schlimmeres, als nicht zu wissen, wer mir zu Verfügung steht. Markus Anfang arbeitet in irgendeiner Hoffnung, weit von Gewissheit entfernt.

Wenn ich Spieler zudem anpreise, wie es Baumann getan hat, senke ich auf dem Markt automatisch ihren Wert. Dass es um einen Umbruch geht, haben wir inzwischen alle verstanden - aber wie sieht der aus?

Einige offene Fragen. Trotzdem muss ich sagen, dass Werder seine Qualitäten hat - Umbruch hin oder her. Halten sie diese Truppe halbwegs zusammen, können sie wieder aufsteigen. Wenn nicht, wird es schwierig, zumindest sehr anspruchsvoll. (Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Anspruchsvoll ist es derweil auch bei der Fortuna. Dafür scheint in Düsseldorf aber mehr Euphorie zu herrschen, gegen die Bremer habe ich richtig viel Herzblut gesehen.

Beim KSC kann sich was entwickeln

Klaus Allofs ist nicht nach Düsseldorf gekommen, um den Verein in der Zweiten Liga zu etablieren. Ein klares Ziel habe ich dennoch nicht wahrgenommen.

Ich nehme an, Allofs wird sich nach Ablauf der Transferperiode dazu äußern, und ich denke, das ist auch nötig. Wenn es passiert, traue ich den Düsseldorfern eine Rolle unter den ersten sechs zu.

Denn eines betrifft ja sowohl die Fortuna, ebenso wie Schalke oder Werder - und diese sogar noch deutlich mehr: Als ehemaliger Erstligist kannst du dir nicht erlauben zu sagen, du willst nicht aufsteigen. Nein, damit machst du dich unglaubwürdig gegenüber Fans, Sponsoren und den gesamten Mitarbeitern.

Zum Abschluss noch ein paar Sätze zum aktuellen Spitzenreiter in Liga zwei: dem Karlsruher SC. Anders als noch vor einigen Monaten oder Jahren ist der Klub keine graue Maus mehr. Ich glaube, dort in Baden kann sich was entwickeln.

Die wichtigsten Spieler sind alle gehalten worden, das ist besser, als ständig die Mannschaft komplett auszutauschen. Das Potential im Verein ist da, um in den nächsten Jahren wieder in die Erste Liga zurückzukehren, auch dank Trainer Christian Eichner, der die Entwicklungsschritte der vergangenen Jahre alle mitgegangen ist.

Wenn es so weitergeht, werden die beiden Auftaktsiege in dieser Saison keine Ausnahme sein.

Bis bald

Euer Peter Neururer

  • Peter Neururer ist eine Trainer-Legende. Durch seine zahlreichen Engagements bei Bundes- und Zweitligaklubs, die sich alle im Abstiegskampf befanden, erwarb er sich den Spitznamen “Feuerwehrmann”. Die größen Erfolge feierte der heute 66-Jährige beim VfL Bochum, mit dem er 2002 zunächst den Bundesliga-Aufstieg schaffte und 2004 den Einzug in den UEFA-Pokal. Neururer ist bekennender Schalke-Fan, lebt in Gelsenkirchen und ist für SPORT1 als Experte tätig.