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Aus unter Buhrufen! Das unwürdige Ende einer Traumkarriere

Schock für die Indianapolis Colts!

Zwei Wochen vor dem Saisonstart hat Quarterback-Superstar Andrew Luck seinen Rücktritt verkündet.

In einem emotionalen Statement verkündete der 29-Jährige nach dem Preseason-Spiel der Colts gegen die Chicago Bears sein Karriereende.

"Für die letzten vier Jahre war ich immer in diesem Kreislauf zwischen Verletzung, Schmerz, Reha, Verletzung, Schmerz, Reha. Es war unaufhörlich, unerbittlich, sowohl während der Saison als auch in der Off-Season. Ich steckte in diesem Prozess fest. Ich konnte nicht das Leben leben, dass ich leben wollte. Ich habe die Freude am Spiel verloren, der einzige Weg aus der Situation ist, mich aus dem Football zurückzuziehen", erklärte Luck unter großen Emotionen die Beweggründe seiner überraschenden Entscheidung.

Luck seit Jahren mit Verletzungsseuche

Es ist ein mutiger und konsequenter Schritt. Immer wieder bremsten den hochtalentierten Spielmacher in den vergangenen Jahren teils schwere Verletzungen aus. In seinen ersten drei Jahren führte der erste Pick im NFL-Draft 2012 die Colts jeweils in die Playoffs - inklusive des AFC-Finales 2014 - und schien ein würdiger Erbe der Legende Peyton Manning zu sein. Der Super Bowl war nur eine Frage der Zeit.

Dann begann jedoch die Verletzungsseuche. Schicksalhaft war der dritte Spieltag der Saison 2015, als sich Luck eine Schulterverletzung zuzog. Dazu kamen eine Nierenverletzung und Probleme mit den Rippen, aber die Probleme an der Schulter seines Wurfarms sollten ihn über Jahre verfolgen. Zwar biss er sich 2015 und 2016 noch über 19 Spiele durch. Aber es folgte eine Operation, die ihn das komplette Jahr 2017 kostete.

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Schon damals dachte Luck, der einige Jahre seiner Kindheit in Frankfurt verbrachte und sehr gut deutsch spricht, nach vielen Monaten Reha-Arbeit und zusätzlichen Behandlungen in Europa an einen Rücktritt. Letztendlich entschied er sich anders und legte mit fast 4600 Yards und 39 Touchdowns eine fantastische Saison hin. Er führte die Colts in die Playoffs und wurde als "Comeback Player of the Year" ausgezeichnet.

Luck nimmt über die Jahre zu viele Hits

In der Offseason plagten den viermaligen Pro Bowler jedoch Waden- und Knöchelprobleme. Er konnte praktisch nicht trainieren, nach drei Tagen im Training Camp war mit der Vorbereitung für die kommende Saison schon wieder Schluss. Letztendlich investierten die Colts über die vergangenen Jahre auch zu wenig in den Schutz ihres 123-Millionen-Quarterbacks. 2016 unterschrieb er für diese Summe einen langfristigen Vertrag.

Luck war immer ein sehr beweglicher Quarterback, der Hits wegstecken kann, aber allein 174 Sacks in 86 Karriere-Spielen (plus 11 Sacks in acht Playoff-Spielen) sind schlicht zu viel - von den unzähligen weiteren Hits ganz zu schweigen. Die Offensive Line wurde zu selten und zu spät verstärkt, war immer Schwachstelle. Abgesehen von Center Ryan Kelly 2016 und Guard Quenton Nelson im vergangenen Jahr drafteten die Colts während Lucks Karriere nur zwei Linemen innerhalb der Top 60 - das ist deutlich zu wenig.

Auch daraus resultierte Lucks Spielstil. Zu oft musste er mit dem Ball laufen und vor Verteidigern flüchten. Auch das half seinem körperlichen Zustand nicht.

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Das Risiko NFL war es nicht mehr wert

Dazu kommt, dass Luck, dessen Vater lange Jahre für die NFL arbeitete und Boss der NFL Europe war, kein typischer Footballprofi ist. Er schaut auch über den Tellerrand hinaus, hat einen Abschluss von der renommierten Stanford University und denkt mit Sicherheit auch an das Leben nach dem Football. Eine gewisse Lebensqualität zu bewahren ist sicher ein nachvollziehbarer Gedanke. Irgendwann ist es das Risiko einfach nicht mehr wert.

Für einige sogenannte Fans ist das offenbar zu hoch. Denn ursprünglich wollte er die Entscheidung erst am Sonntagnachmittag (Ortszeit) bekanntgeben, doch ESPN berichtete bereits während des Spiels gegen die Bears von Lucks Entschluss, sodass er sich unmittelbar nach dem Spiel erklärte.

Fans mit unverständlicher Reaktion

Während der Partie war der Quarterback noch am Seitenrand - er fiel mit einer Knöchelverletzung aus - und scherzte mit einigen Teamkollegen. Nach Ende der Partie erfuhren einige Colts-Fans von der Meldung über Lucks Rücktritt und buhten ihren Quarterback beim Gang in die Katakomben aus - ein unwürdiges Schauspiel.

"Das ist keine leichte Entscheidung. Es ist die härteste Entscheidung meines Lebens. Aber es ist die richtige Entscheidung für mich", erklärte Luck.

"Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich das nicht mitbekommen habe. Das tut weh", sagte er auf seiner Rücktritts-Pressekonferenz, als er auf die Fanreaktion angesprochen wurde.

In seiner Karriere brachte Luck 2.000 von 3.290 Pässen für 23.671 Yards an den Mann. Er warf 171 Touchdowns und leistete sich 83 Interceptions in seiner NFL-Karriere. Nur Packers-Quarterback Aaron Rodgers (174) und Dan Marino (196) kamen bei der gleichen Anzahl von Einsätzen auf eine bessere Statistik.

Reaktionen aus der NFL

Andere NFL-Quarterbacks reagierten überrascht, aber konnten Lucks Beweggründe nachvollziehen. SPORT1 fasst die Reaktionen zusammen:

Deshaun Watson (Houston Texans): "Es war unglaublich. Das hat alle völlig überrascht, aber nur er kann seine Zukunft kontrollieren. Er ist ein großartiger Quarterback, einer der fünf besten der Liga. Er macht es aus den richtigen Beweggründen: für sich selbst."

Drew Brees (New Orleans Saints): "Ich bin wie jeder andere überrascht. Ich habe es an der Seitenlinie erfahren. Er ist ein guter Freund. Ich werde schauen, wie es ihm geht."

Dak Prescott (Dallas Cowboys): "Er ist ein großartiger, großartiger Spieler, großartiger Mensch. Ich respektiere seine Entscheidung, ich habe ihn immer gerne spielen sehen."

Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs): "Ich kenne Andrew als tollen Spieler und überragenden Menschen. Ich weiß, er trifft die richtige Entscheidung für sich und seine Familie."

Zahlreiche NFL-Stars reagierten zudem in den sozialen Medien auf Lucks Rücktritt.