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Ärzte-Pfusch? NFL-Schock mündet in Entlassung

War die gefährliche Kopfverletzung, die NFL-Quarterback Tua Tagovailoa im Thursday Night Game erlitten hat, das Ergebnis eines Ärzte-Pfuschs?

Der von Gehirnerschütterungs-Experte Chris Nowinski und anderen erhobene Vorwurf erhärtet sich durch die neueste Entwicklung in dem brisanten Fall. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

Wie ESPN unter Berufung auf „mehrere Quellen“ berichtet, ist der als unabhängig deklarierte Neurologe, der Tagovailoa die Freigabe für das Spiel seiner Miami Dolphins bei den Cincinnati Bengals erteilt hat, gefeuert worden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)

Es hätte sich herausgestellt, dass der medizinische Berater „mehrere Fehler“ bei seiner Untersuchung gemacht hätte.

Fall Tua Tagovailoa: Mediziner gefeuert - nur er?

Tagovailoa war bereits beim vorigen Spiel am Sonntag auf den Kopf gefallen und hatte Symptome einer Gehirnerschütterung gezeigt. Dass er trotzdem grünes Licht für eine Rückkehr bekam, sorgte für Verwunderung - nach der beängstigenden Verletzung am Donnerstag leitete die Spielergewerkschaft NFLPA eine Untersuchung ein, die nun erste Konsequenzen hat.

Laut ESPN hat die NFLPA von ihrem Recht Gebrauch gemacht, den in den Fokus der Kritik geratenen UNC („unaffiliated neurotrauma consultant“) aus seinem Dienst zu entlassen, das entsprechende Regelwerk sieht vor, dass die Spielergewerkschaft das veranlassen kann, ohne dass die NFL zustimmen muss (umgekehrt ebenso). Der UNC war am Freitag befragt worden und hat offensichtlich keinen guten Eindruck bei den Interessenvertretern der Spieler hinterlassen.

Wie sehr sich die Dolphins auf den externen Mediziner verlassen haben oder ob auch Teamärzte Tagovailoa untersucht haben, ist nach aktuellem Stand unklar. NFL-Ärztechef Allen Sills hat öffentlich nur erklärt, dass der Quarterback zwischen Sonntag und Donnerstag „jeden Tag“ untersucht worden sei. Dolphins-Trainer Mike McDaniel, der ebenfalls in die Kritik geraten ist, hat mehrfach erklärt, dass er ein reines Gewissen habe und auf die Einschätzung des UNC verwiesen. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)

NFL ändert „concussion protocol“

Der Fall Tagovailoa scheint auch weitere Folgen zu haben. In einem gemeinsamen Statement der NFLPA und der NFL kündigen beide Seiten an: „Veränderungen am concussion protocol sind nötig, um die Sicherheit der Spieler zu verbessern.“ Es gebe „Gespräche über die Verwendung des Begriffs ‚schwerwiegende motorische Instabilität‘“.

Wie unterschiedliche Medienberichte nahelegen, soll ein Schlupfloch geschlossen werden, das Tagovailoa die Rückkehr aufs Feld ermöglicht hat: Als offizieller Grund für seinen fraglichen Status war von den Dolphins eine Rücken- anstelle einer Kopfverletzung angegeben worden.

Der UNC hatte diese anscheinend als Erklärung für Tagovailoas Torkeln am Sonntag angeben. Für diesen Fall war im NFL-Protokoll bisher nicht zwingend eine Spielpause vorgesehen. Das soll sich nun offenbar ändern mit einem Passus, der bei „gross motor instability“ in jedem Fall eine Auszeit vorschreibt, egal ob sie mit Kopf-, Rückenproblemen oder anderen Faktoren erklärt wird.

Tagovailoa soll laut ESPN zu Beginn der kommenden Woche seine Sicht der Dinge schildern. Der 24 Jahre alte Spielmacher wurde am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen und hat übermittelt, dass es ihm „viel besser“ gehe. Er befindet sich nach seiner Verletzung wieder im offiziellen „concussion protocol“, der Zeitpunkt seiner Rückkehr aufs Feld ist völlig offen.

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