Fluch der Nations League sorgt für Wut im DFB-Lager

Ilkay Gündogan sprach nach dem erneuten 1:1 in der Champions League Klartext. "Ich bin etwas angepisst! Wir haben vorne Bälle unnötig verloren. Wir dominieren das Spiel und hätten die Führung ausbauen können", sagte er im ZDF.

Auch vielen anderen Spielern schlug die vor allem in der zweiten Halbzeit schwache Leistung auf das Gemüt. "Wenn sechs Punkte zu verteilen sind und man nur zwei holt, dann ist das enttäuschend", sagte beispielsweise Ersatzkapitän Toni Kroos.

Die deutsche Nationalmannschaft hat auch im sechsten Anlauf in der Nations League den ersehnten ersten Erfolg verpasst - damit hat sie die gleiche Bilanz wie etwa Andorra. Doch schlimmer als das Ergebnis war der Auftritt - denn die DFB-Auswahl war mit dem Unentschieden sogar noch gut bedient.

Löw: "Hat wieder nicht gereicht"

Auch Bundestrainer Joachim Löw war nach dem schmeichelhaften 1:1 in Basel gegen die Schweiz etwas angefressen.

"Es hat leider nicht gereicht. Wir haben es wieder versäumt, das 2:0 zu machen", sagte. Wenn man mit 1:0 führt "und es dann nicht nach Hause bringt, ist das natürlich ärgerlich." Löw versprach aber: "Wir werden im Oktober wieder richtig angreifen."

Gündogan erzielte in der 14. Minute auf Vorarbeit von Matthias Ginter mit einem überlegten Flachschuss ins kurze Eck das 1:0. Doch Silvan Widmer (58.) gelang noch der Ausgleich für die Schweizer, die zum Auftakt der Nationenliga sogar gegen die Ukraine (1:2) verloren hatten. Deutschland hatte drei Tage zuvor beim 1:1 gegen Spanien ebenfalls nur einen Punkt geholt und hat nun schlechte Chancen auf den Gruppensieg. Stattdessen ist sogar ein zweiter sportlicher Abstieg möglich.

Gegen die Schweiz zeigte das Löw-Team Schwächen mit der riskanten Defensiv-Taktik und offenbarte auch Fitness-Probleme. Bester Mann im St.-Jakob-Park war Torhüter Bernd Leno. Interessanter Fakt: In der Schweizer Startelf war die Bundesliga mit sechs Spielern doppelt so stark vertreten wie in der deutschen.

Ukraine der nächste Gegner

In einem Monat stehen in der Ukraine (10. Oktober) und gegen die Schweiz (13. Oktober) die nächsten Nations-League-Duelle auf dem Plan. Vor diesem Doppelpack testet die DFB-Auswahl noch gegen die Türkei (7. Oktober).

Wegen des vollen Terminplans für seine Stars hatte Löw zuletzt heftige Kritik geübt - doch auf eine große Rotation verzichtete der Bundestrainer. Im Vergleich zum Spanien-Spiel veränderte er seine Startformation lediglich auf zwei Positionen: Leno und Innenverteidiger Ginter rückten für Kevin Trapp und Emre Can ins Team. "Die Eingespieltheit war mir in dem Fall etwas wichtiger", begründete Löw.

Seine Mannschaft war genau wie gegen Spanien sofort um ein aggressives Pressing bemüht. Dabei gefiel vor allem der ballsichere und lauffreudige Leroy Sane, der in der 7. Minute auch die erste Torchance für die Gäste besaß. Der gute Start und Gündogans Führungstreffer gaben der DFB-Auswahl aber nicht noch mehr Rückenwind - im Gegenteil.

Die Schweizer nutzten die Schwächen der deutschen Defensiv-Taktik, die auf eine frühe Manndeckung ausgelegt war - auch wenn sich dadurch teils große Lücken ergaben. Vor allem der bullige Gladbach-Profi Breel Embolo, der meistens Antonio Rüdiger in Zweikämpfe verwickelte und diese oft gewann, war ein ständiger Unruheherd.

Seferovic an den Pfosten

In der 26. Minute bereitete Embolo mit einem schönen Pass auf Renato Steffen die große Chance zum Ausgleich vor, den Leno mit einer starken Fußabwehr verhinderte.

Zuvor war der Keeper des FC Arsenal schon bei den Chancen von Loris Benito (12.) und Widmer (24.) auf dem Posten, außerdem klärte er gegen Granit Xhaka (44.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff rettete für Leno bei einem Schuss von Haris Seferovic der Pfosten.

Löw gefiel das überhaupt nicht. "Zuordnung! Passt auf! Zuordnung!", schrie der Bundestrainer, dessen Anweisungen im leeren Rund des St.-Jakob-Parks gut zu hören waren. Doch auch die Schweizer Defensive war anfällig, Julian Draxler (31.) und Timo Werner (38.) vergaben aber Möglichkeiten für eine komfortablere Halbzeitführung.

Löw reagierte in der Kabine und brachte zur zweiten Halbzeit in Julian Brandt einen frischen Offensivspieler. Doch es war zunächst Draxler, der Akzente setzte und zweimal das 2:0 auf dem Fuß hatte (52. und 54.). Die DFB-Defensive blieb anfällig - was die Schweiz mit dem Ausgleich bestrafte. In der Nachspielzeit gelang Xhaka per Kopf beinahe sogar der Sieg für die Schweizer.

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Mit Informationen vom SID

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