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Nimmt Bayerns Personalkarussell endlich Fahrt auf?

Am Montag vermeldete der FC Bayern Basketball die erste Personalentscheidung des Sommers – und die hatte es in sich.

Kapitän Danilo Barthel verlässt die Münchner nach vier Jahren und sucht sich eine neue Herausforderung im Ausland.

Fenerbahce Istanbul lockte den deutschen Nationalspieler mit einem Mega-Gehalt – nach SPORT1-Informationen etwa 900.000 Euro jährlich – und schockte damit den FCB, der mit Barthel bereits dicht vor der Einigung stand.

Am (überraschenden) Abgang des Kapitäns, der nicht nur sportlich eine Lücke reißen wird, zeigt sich einmal mehr die schwierige Phase des entthronten Meisters, der im Finalturnier der easycredit BBL zuletzt bereits im Viertelfinale scheiterte.

Trainer-Entscheidung in den nächsten Tagen

Zumindest könnte mit Barthels Verkündung nun das Personalkarussell Fahrt aufnehmen.

Nach SPORT1-Informationen wird in den nächsten zwei Tagen die Trainer-Personalie entschieden, die Verkündung sollte nicht viel später folgen.

Der frühere Bamberger Andrea Trinchieri, zuletzt bei Partizan Belgrad unter Vertrag, gilt als heißester Kandidat, hatte aber vor seinem Ende in Bamberg Probleme mit Sportdirektor Daniele Baiesi, der inzwischen in gleicher Funktion in München arbeitet.

Der Klub hatte stets betont, dass die Trainer-Position höchste Priorität habe – bei Barthel allerdings eine Ausnahme gemacht, doch der Kapitän ließ den unterschriftsreifen Mehrjahres-Vertrag liegen und zog den Schritt ins Ausland vor.

Bayern will einige Transfers tätigen

In der kommenden Woche soll es eine Pressekonferenz geben. Möglich, dass dort neben einem Trainer auch neue Spieler vorgestellt werden.

Denn nach SPORT1-Informationen plant der Klub drei bis vier Neuverpflichtungen, über die ab Mittwoch entschieden werden. Diese sind aber auch dringend nötig und müssen besser sitzen als im Vorjahr, will man die nationale Spitze zurückerobern und den mittelfristig geplanten Angriff auf Europa nicht aus den Augen verlieren.

Schließlich war der FC Bayern in der abgebrochenen EuroLeague-Saison Tabellenletzter, von den angepeilten Playoffs meilenweit entfernt.

Europas Top-Klubs rüsten auf ...

Teams wie Anadolu Efes, der FC Barcelona, Real Madrid oder ZSKA Moskau und wohl auch Maccabi Tel Aviv werden weiterhin unerreichbar sein.

Dazu kommt Fenerbahce Istanbul, das im vergangenen Jahr hinter den Erwartungen zurückblieb, nun angeblich finanzielle Probleme hat, aber dennoch fröhlich auf dem Transfermarkt zuschlägt – Barthel ist da nur ein Beispiel. Auch der neue spanische Meister Kirolbet Baskonia oder Valencia Basket haben bereits Ausrufezeichen gesetzt und unter anderem die Ex-Albatrosse Rokas Gidraitis oder Martin Hermannsson verpflichtet.

Und dann ist da ja noch Olimpia Milano, Zwölfter der vergangenen Saison, dem die Coronakrise offenbar völlig egal ist, was unter anderem Deals mit Malcolm Delaney, Kyle Hines oder Luigi Datome zeigen.

Und selbst bei ALBA Berlin, das Bayern an der nationalen Spitze abgelöst hat, war bereits viel Bewegung drin.

Mit Giedraitis, Hermannsson oder Landry Nnoko musste der Hauptstadtklub zwar einen unerwarteten personellen Aderlass verkraften, legte mit dem US-Amerikaner Ben Lammers, dem italienischen Nationalspieler Simone Fontecchio und dem deutschen Top-Talent Louis Olinde (22, kam aus Bamberg) aber wieder nach.

... Bayern hält die Füße still

Bei Bayern dagegen ist bis auf Barthel zumindest offiziell rein gar nichts passiert. Bevor Verträge mit Spielern unterzeichnet werden, muss erstmal die Trainerplanung abgeschlossen werden.

Immerhin lässt sich das neue Budget aufgrund des am Freitag festgezurrten Rahmenterminkalenders – die easycredit Basketball-Bundesliga startet am zweiten November-Wochenende - nun einigermaßen kalkulieren. Allerdings könnten selbst mit der von Liga-Boss Stefan Holz angepeilten 50-prozentigen Fan-Auslastung drei Millionen im Etat fehlen.

Der Abgang von Center Greg Monroe ist beschlossene Sache, dessen Backup Mathias Lessort hat bisher ebenso wenig einen neuen Vertrag wie Combo-Guard Maodo Lo.

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Gleichzeitig haben die Bayern aber bereits elf Akteure unter Vertrag, darunter Leistungsträger Vladimir Lucic, Nihad Djedovic, der womöglich Barthels Kapitänsrolle übernehmen wird, oder Paul Zipser. Damit hat der FCB zwar eine gute Kaderbasis, kann aber weniger frei agieren als Teams, die weniger Profis unter Vertrag haben.

Unter den Neuzugängen werden mit Sicherheit zwei Big Men als Ersatz für Monroe und Barthel zu finden sein, dazu wäre ein Spielmacher auf europäischem Top-Niveau angebracht.

Internationale Medien brachten zudem den Ex-Bamberger Janis Strelnieks und Ex-NBA-Profi Wade Baldwin ins Spiel.

Bayern geduldig - aber unter Zugzwang

Geduld statt Angriff heißt das bayrische Motto aktuell – in den Corona-Zeiten sicher eine vernünftige Marschroute, zumal Bayern im Wettbieten mit Europas Top-Klubs ohnehin nicht mithalten kann.

Doch lässt sich diese mit den (eigenen) Ambitionen und Erwartungen, die der Name Bayern mit sich bringt, vereinbaren?

Im derzeitigen Kader mangelt es in Breite und Spitze an Qualität. Mit Uli Hoeneß ist der größte Unterstützer des "Projekts" im Ruhestand.

Noch herrscht im Klub - im Gegensatz zu den Fans - statt Sorge Optimismus, dass man einen schlagkräftigen Kader beisammen haben wird.

Noch ist auch Zeit genug, dennoch muss bereits in dieser Woche etwas passieren – nicht, dass der Klub im Transfer-Pokerspiel noch häufiger so alt aussieht wie bei Barthel.