Werbung

"NSU 2.0"-Drohschreiben: Jan Böhmermanns Daten von Polizeicomputern abgerufen

Jan Böhmermann wurde in einem Drohschreiben erwähnt: Doch wie kam der sogenannte "NSU 2.0" an die Privatadresse des Satirikers? Kurz zuvor waren seine Daten offenbar von Polizeicomputern in Berlin abgerufen worden.

Erneut hat der sogenannte "NSU 2.0" die Daten eines Prominenten veröffentlicht. Laut Informationen der "Frankfurter Rundschau" wurde in einem Schreiben die Privatadresse des Satirikers Jan Böhmermann veröffentlicht. Als wäre das nicht schon beunruhigend genug, wohnt diesem Fall eine besondere Brisanz inne: Denn nur wenige Tage bevor die entsprechende E-Mail verschickt wurde, sollen Böhmermanns Daten im Sommer dieses Jahres von einem Berliner Polizeicomputer abgerufen worden sein.

Seehofer vs. Lambrecht: Studie über Rassismus bei Polizei spaltet die Bundesregierung

Am Donnerstag teilte die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann von der CSU dem hessischen Landtag mit, dass persönliche Daten des 39-Jährigen auf einem Polizeirechner in Berlin eingesehen wurden. Sie setzte diese Information jedoch nicht in einen Zusammenhang mit dem kürzlich darauf verschickten Drohschreiben.

Dutzende neue “NSU 2.0”-Drohschreiben

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt erhielt in jüngster Zeit Informationen über mehr als ein Dutzend neuer Schreiben des "NSU 2.0", der sich auf die neonazistische Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) bezieht, die zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin ermordete. Zuletzt sorgte der Fall der Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız für Aufsehen. Nachdem die Juristin umgezogen war, erfuhr der "NSU 2.0" offenbar auch von ihrer neuen Adresse. Ihre persönlichen Daten wurden ebenfalls von einem Polizeicomputer abgerufen - in Frankfurt am Main. Nach dem Umzug wurden laut Ermittlern allerdings keine entsprechenden Datenabfragen mehr erstellt. Mit Drohschreiben sahen sich auch die Kabarettistin İdil Baydar sowie die Linken-Abgeordnete Janine Wissler konfrontiert.

Kommentar: Die Geister des Horst Seehofer

Mit Jan Böhmermann trifft es nun erneut jemanden, der sich gegen Rechtsextremismus stark macht. Der Satiriker, der kürzlich das Buch "Gefolgt von niemandem, dem du folgst: Twitter-Tagebuch. 2009-2020" herausgebracht hat, wird im Herbst mit seiner Show, die dann "ZDF Magazin Royale" heißen wird, von ZDFneo ins Hauptprogramm wechseln. Deutschlandweit wurde er unter anderem für sein Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Erdoğan oder den sogenannten "Varoufake" um Yanis Varoufakis berühmt.

Video: Bürger in NRW von Extremismus bei der Polizei schockiert