Wie eine OP-Welle in den USA für Ärger sorgt

Das sorgt für mächtig Wirbel in der MLB: Wegen des durch die Coronakrise verursachten und auf unbestimmte Zeit verschobenen Saisonstarts nutzen in den USA einige Baseballer die unverhoffte Zwangspause für eine Operation am Ellenbogen.

Etwa ein Viertel aller MLB-Pitcher hat die sogenannte "Tommy John Surgery" bereits hinter sich - ein chirurgischen Standard-Eingriff, der normalerweise wenig Beachtung findet, schließlich sind die Ellenbogen-Gelenke vor allem bei den Werfern besonders beansprucht.

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Dabei lassen sich die Sportler ihre strapazierten Gelenke und Sehnen erneuern, so geschehen auch bei Mets-Star Noah Syndergaard von den New York Mets: Der Starspieler unterzog sich Ende März einer Operation.

Heilungsdauer von einem Jahr

Der Zeitpunkt des Eingriffes erscheint aufgrund des verspäteten Saisonstarts günstig, zumal die optimale Heilungsdauer bei etwa einem Jahr liegt, die tatenlose Zeit nun also zum Auskurieren genutzt werden kann.

Doch eine Entscheidung für eine derartige OP zum jetzigen Zeitpunkt halten viele wegen der Corona-Pandemie, die die USA derzeit besonders hart trifft, für fragwürdig bis unmoralisch.

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Eingriffe wie die Thommy John Surgery gehörten aufgeschoben, um Krankenhauskapazitäten für Corona-Patienten freizuhalten, argumentieren Kritiker wie der amerikanische Medizin-Ethiker Lee Igel: "Es ist ein No-Go, denn was wir jetzt in der Welt zu tun haben, ist keine Frage des Lebensunterhalts der Menschen, sondern des Lebens der Menschen."

In der New York Times kritisierte der Professor: "Da gibt es einen großen Unterschied. Es ist einfach nicht die Zeit für eine Tommy John-Operation."

Brisant im Fall Syndergaard: Der 27-Jährige ließ sich im Bundesstaat Florida behandeln, der jüngst verordnet hatte, medizinische Ressourcen für lebenserhaltende Maßnahmen während der Krise freizuhalten.

Was genau darunter fällt, ist umstritten. Die Mets verweisen auf eine gerissene Sehne in Syndergaards Ellenbogen, der medizinisches Eingreifen notwendig mache. "Aus Klub-Perspektive muss das erledigt werde, und zwar so schnell wie möglich", erklärte der frühere Mets-Manager und heutige MLB-Network Experte Jim Duquette.

Teamkollege nimmt Syndergaard in Schutz

Wegen der einjährigen Wettkampfpause haben sich inzwischen auch weitere Baseball-Stars dem Eingriff unterzogen, unter anderem auch Red-Sox-Star Chris Sale. Gegen Kritik daran wehren sich die Spieler, Teamkollege Pete Alonso etwa nimmt Syndergaard in Schutz.

"Wer verurteilt medizinische Bedürfnisse, die man zur Ausübung seines Berufs erfüllen muss?", schrieb der 25-Jährige auf Twitter. "Noahs Operation oder die der anderen Sportler sollten nicht hinterfragt werden, da sie von orthopädischen Chirurgen durchgeführt werden - nicht von denjenigen, die an der Front gegen die Pandemie kämpfen."

Riesendebatte in den USA

Während die Ellenbogen heilen, nehmen die Diskussion weiter zu - es ist zu erwarten, dass sich weitere Baseballer am Ellbogen operieren lassen.

Bemerkenswert noch am Rande: Den Namen der Tommy-John-Operation verdankt der Eingriff keineswegs einem Chirurgen, sondern vielmehr einem Baseballer.

Tommy John, zwischen 1963 und 1989 in der MLB für die Cleveland Indians, Chicago White Sox, Los Angeles Dodgers, New York Yankees, California Angels aktiv, ließ sich vor 44 Jahren erstmals auf diese Weise seinen lädierten Ellenbogen operieren.

Ärzte räumten dem heute 76-Jährigen nur geringe Chancen ein, anschließend wieder Hochleistungssport betreiben zu können. Doch Tommy Johns Gelenk verheilte exzellent - und die Baseball-OP schlechthin war geboren.