Panel zur Champions League: "Die Bayern holen den Titel"

Der Champions-League-Pott wird im Juni in Cardiff überreicht (Foto: AP)

Vier Thesen, acht Antworten: Landen die Bayern endlich den Coup? Hat der BVB das Zeug fürs Halbfinale? Was kann Gladbach reißen und wie stark ist Leverkusens Kader? Das Yahoo!-Panel zum Champions-League-Auftakt.

Am Dienstag geht die Königsklasse endlich wieder los. Wieder mit vier deutschen Vertretern, die mit vier ganz unterschiedlichen Zielsetzungen in die Saison gehen. Die Yahoo!-Redakteure Stefan Günther und Stefan Rommel diskutieren vier brisante Fragen.

These: Bayern ist Topfavorit auf den Titel!

PRO (Stefan Günther): Die Bayern sind heiß wie Frittenfett, da unter anderem der "Ü 30" im Kader die Zeit wegläuft. Wenn nicht jetzt, wann dann!?

Die Münchner haben den stärksten und vor allem ausgeglichensten Kader aller CL-Teilnehmer. Zudem steht im Gegensatz zum Vorjahr der sechste Henkelpott ganz oben auf der Wunschliste. Die fünfte Meisterschaft in Folge hingegen genießt nicht mehr die oberste Prio.

Carlo Ancelotti weiß, wie man sich in Europa die Krone aufsetzt: 2003 und 2007 mit Milan und 2014 mit Real Madrid hat er es als Trainer geschafft. Und nun packt er es mit dem FCB.

CONTRA (Stefan Rommel): Den Topfavorit gibt es nicht in der Königsklasse. Die Bayern haben gute Chancen, wieder weit zu kommen. Mehr aber auch nicht.

Spätestens ab dem Viertelfinale entscheiden Nuancen, die Tagesform, ein abgefälschter Schuss, eine schlechte Ballannahme, ein Fehlentscheidung des Schiedsrichters., mögliche Verletzungen wichtiger Spieler. Und wer will das vorhersagen?

Die Voraussetzungen sind gut für die Münchener, mit einer erfahrenen, hungrigen Mannschaft und einem Trainer, der sich in der Königsklasse so gut auskennt wie kein anderer.

Es bleiben aber die alten Fragen: Ist das zentrale Mittelfeld nicht zu langsam? Reicht Lewandowski als einziger echter Angreifer? Was ist hängen geblieben von den drei Halbfinal-Enttäuschungen? Die Zweifel sind größer als die Zuversicht.

These: Dortmund hat das Zeug fürs Halbfinale!

PRO (Stefan Rommel): Auf jeden Fall. Derzeit tut sich die Borussia noch schwer, die runderneuerte Mannschaft muss sich finden und eine neue Stabilität entwickeln. Für Trainer Thomas Tuchel ist die Champions League eine neue Herausforderung und vielleicht definiert er diese neue Liga zu seiner ganz persönlichen obersten Priorität.

Jedenfalls sollte der BVB die Gruppenphase überstehen. Und im Frühjahr dürften wir dann eine ganz andere Mannschaft erwarten: eingespielt und sauber aufeinander abgestimmt, mit einer ungeheueren Leistungsdichte im Kader und einigen Hotspots, die ebenso gierig auf die Königsklasse sind wie ihr Trainer.

Natürlich gehört auch ein bisschen Losglück dazu. Aber den BVB dürften sich wohl auch von den ganz großen Teams nur die wenigsten als Gegner wünschen.

CONTRA (Stefan Günther): Borussia Dortmund hat sich mit den Aktivitäten am Transfermarkt einer extremen Herausforderung gestellt.

Es braucht einfach zu viel Zeit, die zahlreichen Neuzugänge in das sportliche Konzept einzubauen. Zudem besitzen die Einkäufe (noch) nicht die Qualität der Vorgänger.

Der BVB wird zwar den Zweikampf mit Sporting Lissabon um Gruppenplatz zwei gewinnen, danach aber im Achtelfinale gegen einen Gruppenersten das Nachsehen haben. Somit kommt bereits in der Runde der letzten 16 das Aus.

These: Gladbach kann das Überraschungsteam werden!

PRO (Stefan Günther): Der ganz große Vorteil: Borussia Mönchengladbach geht als Underdog ins Rennen um das Achtelfinalticket und hat eigentlich nichts zu verlieren.

Für die meisten Spieler bedeuten die Begegnungen in der Königsklasse das bisherige Karriere-Highlight. Die Fohlen sind total fokussiert und werden die CL-Atmosphäre mit Haut und Haaren aufsaugen und genießen.

Dadurch wird sich im Team eine Eigendynamik ergeben, die gepaart mit der individuellen Klasse im Kader für einige Überraschungen sorgen wird. Die Fohlen werden begeistern und die Großen ärgern.

CONTRA (Stefan Rommel): Die Borussia ist punktuell ganz sicher in der Lage, einen starken Gegner an einem guten Tag zu schlagen. Das dürfte auch für Barca oder ManCity gelten.

Das dominante Ballbesitzspiel der beiden schärfsten Gruppenphasen-Gegner dürfte Gladbach einigermaßen entgegenkommen, haben doch sowohl Barca als auch die anderen Guardiola-Teams immer wieder Probleme im defensive Umschalten.

Und genau darin liegt ja eine der großen Stärken der Borussia: Im Umschaltmoment den Gegner auf dem falschen Fuß erwischen und schnell und sauber nach vorne zu kombinieren.

Aber: Ein ernsthafter Kandidat für die K.o.-Runde benötigt auch eine auf höchstem Niveau funktionierende Defensivbewegung und die entsprechende Konstanz in seinen Leistungen. Beides fehlt Gladbach, weshalb sie wohl die Gruppenphase nicht als Erster oder Zweiter überstehen werden.

These: Leverkusen fehlen die Keyplayer!

PRO (Stefan Rommel): Bayer hat einen Kader, der in der Breite ordentlich aufgestellt ist und für die Gruppenphase auch ausreichend sein sollte, um die K.o.-Runden zu erreichen.

Da wird es dann aber sehr eng, weil der Werkself das gewisse Etwas in Form von herausragenden Einzelspielern abgeht. Bayer hat ein tolles Kollektiv und eine Spielidee, mit der es den Gegnern weh tun kann.

Aber Bayer hat auf höchstem Niveau keinen Punch und bis auf Julian Brandt und dem Langzeitverletzten Karim Bellarabi nicht die ganz große individuelle Klasse im Team.

Bernd Leno, Jonathan Tah, Lars Bender, Kevin Volland: Das sind überragende Bundesligaspieler. Aber in der Champions League flößen sie niemandem Respekt ein.

Es wird so sein wie immer: Bayern schafft es in die K.o.-Spiele, scheitert dort aber früh.

CONTRA (Stefan Günther): Leverkusen kann in diesem Jahr das Borussia Dortmund aus der Saison 2012/2013 werden.

Das Team hat aus den Fehlern der Vorsaison gelernt, ist reifer geworden und hat die individuelle Klasse, um für den großen Wurf zu sorgen. Angeführt von Chicharito haben Tah, Calhanoglu (beide EM), Bender und Brandt (beide Olympia) durch die internationalen Erfahrungen an enormer Qualität dazu gewonnen.

Mit der nötigen Konzentration und dem unbändigen Willen geht es diesmal richtig weit. Und wenn das Viertelfinale mal erreicht ist, ist fast alles möglich...