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PayPal akzeptiert Bitcoin: Warum jetzt sehr viel auf dem Spiel steht

Monopoli Brettspiel
Monopoli Brettspiel

Seit knapp zwei Wochen dominiert ein Thema den Krypto-Space: PayPal. Neben einem bullishen Marktausblick für den Bitcoin-Kurs, wirft dieser Schritt auch Fragen nach der PayPal-Strategie auf. Warum PayPal dem ursprünglichen Blockchain-Ökosystem schadet, es langfristig gar nicht so sehr um Bitcoin geht und warum auch für PayPal einiges auf dem Spiel steht.

Die Ankündigung von PayPal am 21. Oktober, mehrere der größten Kryptowährungen zu akzeptieren, verhalf dem Krypto-Markt, einen ordentlichen Sprung gen Norden zu machen. Nicht nur erreicht Bitcoin mit über 13.000 US-Dollar ein neues Jahreshoch, auch steht die Gesamtmarkkapitalisierung aller Kryptowährungen mit über 400 Milliarden US-Dollar so hoch wie seit Mai 2018 nicht mehr.

So nachvollziehbar die Kursreaktionen sind, stellt sich doch die Frage, was es für das Krypto-Ökosystem im Allgemeinen und den Aspekt der Dezentralisierung im Speziellen bedeutet, wenn ein Silicon-Valley-Konzern wie PayPal in die Token-Ökonomie einsteigt.

Wünsche und Ängste liegen nah beieinander

Die Reaktionen auf PayPal innerhalb der Krypto-Community sind nicht neu. Bereits mit der Ankündigung von Facebook, durch das Libra-Konsortium eine eigene Kryptowährung zu entwickeln, hat für geteilte Reaktionen gesorgt. Zwar ging es dabei nicht um die Akzeptanz von Bitcoin als Bezahlmittel wie bei PayPal, aber dafür um die Bereitstellung einer Transaktionsinfrastruktur auf Basis eines Stable Coins, ergo Token-Derivates.

Während die Massenadaption zweifelsfrei vom Markteintritt solcher Giganten profitiert – man denke hier nur an die Nutzerzahlen von Facebook und PayPal – wird gleichzeitig auch immer ein Stück der Dezentralität begraben. Die Art und Weise wie PayPal und Facebook zu der Krypto-Ökonomie beitragen widerspricht ganz klar dem Blockchain-Narrativ. Kein Wunder, dass einige Krypto-Enthusiasten Alarm schlagen und einen Ausverkauf der Dezentralisierungsbewegung skizzieren. Schließlich behält sich PayPal die volle Kontrolle über die Private Key vor. Nutzer werden damit nie im „vollen“ Besitz ihrer Kryptowährungen sein.

Re-Dezentralisierung ad absurdum: Alles unter Kontrolle

Ein Narrativ von Blockchain-Protokollen besteht in der Re-Dezentralisierung der zentralisierten Plattform-Ökonomie. Eine Machtzerschlagung bei gleichzeitiger Beteiligung der Nutzer. Diese soll mehr Mitsprache, monetäre Partizipationsmöglichkeiten sowie Datenschutz ermöglichen, lautet der idealistisch angehauchte Wunsch einer dezentralen, neuen Internet-Ökonomie.

Durch die Einverleibung von Krypto-Anwendungen wie die Bezahlung mit Bitcoin oder eines Stable Coins, in einer vom Anbieter kontrollierten Umgebung, sprich ohne Zugriff auf die Private Keys und ohne Kontrolle über die eigenen Daten, stellen sich die Web-2.0-Plattformen vor die Welle. Wie in einem Schachspiel scheint es, sind sie immer einen Zug voraus. Zumal sie über ein Killerargument verfügen: Den Netzwerkeffekt. Während jedes neue Blockchain-Protokoll mühselig um jeden neuen Nutzer kämpfen muss, greift PayPal auf 346 Millionen Nutzer zurück. Bei Facebook ist es knapp die halbe Weltbevölkerung.

Welche Marktanteile?

Wenn also demnächst PayPal den bequemen Tausch in Bitcoin ermöglicht, dann ist der Schaden für die Krypto-Startups mit einem höheren Dezentralisierungsanspruch groß. Der Schritt, seinen PayPal Account für Bitcoin Investments zu nutzen oder gar darüber eine Krypto-Transaktion abzuwickeln, ist viel naheliegender für die meisten Menschen, als dazu einen speziellen Krypto-Dienst rauszusuchen.

In puncto Nutzerfreundlichkeit können Blockchain-Alternativen in der Regel nicht mit den großen, zentralen Plattformen mithalten. Stattdessen müssen sie über die weniger greifbare Vorteile wie eben Datenschutz oder finanzielle Anreize kommen, um neue Nutzer zu gewinnen.

Folgendes Szenario ist daher nicht unwahrscheinlich: PayPal sorgt für eine höhere Bitcoin-Adaption und zur Stützung des Bitcoin-Kurses – Investoren können also happy sein. Auf der anderen Seite verhindert PayPal eine Neuverteilung der Marktanteile gen „echter“ Krypto-Ökonomie. Die Silicon-Valley-Plattform-Ökonomie stellt sich regelrecht zwischen den Nutzer und der potentiellen Blockchain-Alternative, da sie ihn durch ein vermeintlich besseres Angebot bei sich auf der Plattform und im Netzwerk hält. Dass das Angebot nicht besser, sondern nur bequemer ist, wird nur den Wenigsten ein Dorn im Auge sein.

Profitiert PayPal wirklich so stark?

Ganz gleich, ob bei Facebook oder bei PayPal drängt sich die Frage auf, was die langfristige Strategie hinter dem Krypto-Umschwenk ist? Während bei Facebook dazu schon unzählige Überlegungen formuliert worden sind, drängt sich auch bei PayPal ein Gedanke auf, der weit über die bekanntgegebenen Absichten hinausgeht.

Laut einem Morgan-Stanley-Analysten, wird das Geschäft von PayPal vorerst nicht sonderlich durch Bitcoin, Ether und Co. profitieren. Das große Geld dürfte nach wie vor im traditionellen Zahlungsverkehr verdient werden.

Gemessen am Umsatzvolumen und den Erträgen von PayPal wird Bitcoin und Co. nur eine kleine Optimierung darstellen. Eher sind es laut der Investmentbank die neuen Kunden und die Marktabdeckung – 26 Millionen Händler können nun Krypto akzeptieren – die PayPal antreibt. Laut Bloomberg sind auch Zukäufe seitens PayPal geplant, um sich in der Krypto-Ökonomie fest zu positionieren. So ist beispielsweise die Übernahme von dem Krypto-Verwahrer BitGo im Gespräch.

Worum es wirklich geht: Spannend wird es mit Stable Coins

Was haben große Krypto-Börsen wie Binance, Banken wie J.P. Morgan und Konzerne wie Facebook gemeinsam? Sie alle setzen auf einen eigenen Stable Coin. Auch PayPal ist Teil des Libra-Konsortiums und arbeitet folglich, wenn auch eher indirekt, an einem Stable Coin mit.

Klassische Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder Litecoin eignen sich nun mal nicht sonderlich als Währung im Sinne des täglichen Bezahlens. Entweder haben sie eine Wertspeicherfunktion (Bitcoin oder Litecoin) oder eine Anwendungsfunktion (Ethereum). Sofern man allerdings nicht in einem „Krisengebiet“ unterwegs ist, gibt es wenig rationale Gründe, warum man beispielsweise mit Bitcoin zahlen sollte.

Solange unser Gehalt, unsere Steuern und letztlich die Preise im Supermarkt in Euro, Schweizer Franken etc. ausgewiesen werden und als gesetzliche Zahlungsmittel festgelegt sind, werden wir als Referenzpunkt auch die heimische Fiatwährung haben. Es wäre also mehr als nur naheliegend, wenn PayPal ebenfalls auf Stable Coins setzt. Ein Umstand der bereits heiß in der Krypto-Szene diskutiert wird.

Das Motto: Disruptiere dich selbst, bevor es andere machen

Auf der einen Seite greift PayPal mit einem Stable Coin sein Geschäftsmodell an. Die Risiken für PayPal wären alles andere als gering. Schließlich würden sie eine alte Bezahlinfrastruktur, an der sie als Mittelsmann prächtig verdienen, gegen eine neue Infrastruktur austauschen. Wie hoch im neuen Infrastruktur-Umfeld die Margen und Marktanteile sind, ist schwer zu kalkulieren. Niemand, auch nicht PayPal, kann genau vorhersagen, wie sich der Markt für Payment-Dienstleistungen innerhalb der nächsten zehn Jahre entwickeln wird.

Diesem Risiko steht aber ein noch größeres Risiko entgegen: Das Verschlafen von Entwicklungen, die man nicht mehr aufhalten kann. Auch PayPal ist gezwungen, sich weiterzuentwickeln. Tut es das nicht, dann droht PayPal das gleiche Schicksal wie vielen großen Dinosauriern aus DAX und Co. Deren Wertschöpfung ist von Internet-Plattformen und Unternehmen der nächsten Generation bereits mehr als angezählt worden.

So irrelevant Token am Anfang dieser Dekade für uns sein mögen, so werden sie es sicherlich nicht mehr am Ende dieses Jahrzehntes sein. PayPal hat jetzt die Chance, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und seine Standards umzusetzen sowie die Nutzerbasis zu stärken. Die Bitcoin-Integration kann dabei nur ein erster vorsichtiger Schritt sein, um anschließend alle Payment-Dienstleistungen auf Token umzustellen.

Source: BTC-ECHO

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