"Hoeneß hat bewusst einen gewissen Abstand aufgebaut"

"Hoeneß hat bewusst einen gewissen Abstand aufgebaut"
"Hoeneß hat bewusst einen gewissen Abstand aufgebaut"

Die Basketballer des FC Bayern haben Anfang April mit dem Einzug in die Playoffs der Euroleague Geschichte geschrieben.

Doch die Münchner wollen mehr. Am Dienstag müssen sie zum Start des Viertelfinals bei Olimpia Mailand bestehen. Der Gewinner dieser Best-of-Five-Serie darf zum Final-Four-Turnier im Mai nach Köln. (Ergebnisse und Spielplan der EuroLeague)

SPORT1 hat vorab mit Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic über das Duell mit Mailand, die Verhandlungen mit Bayern-Trainer Andrea Trinchieri sowie den Austausch mit Ehrenpräsident Uli Hoeneß gesprochen.

SPORT1: Herr Pesic, das Top Four wurde am Wochenende kurzfristig abgesagt. Ich nehme an, das war ein Schock – oder konnten Sie auch schnell das Positive in Form der zusätzlichen Regenerationszeit erkennen?

Marko Pesic: In dem Moment war es ein Schock, auch wenn man in der Situation, in der wir uns alle befinden, damit rechnen muss. Im Hinblick auf Mailand hatten wir ein Training mehr, um die Mannschaft auf das Spiel vorzubereiten. Es hat also diesbezüglich den einen oder anderen Vorteil, aber die mentale Vorbereitung war vor und am Wochenende zunächst auf das Top Four gerichtet.

SPORT1: Am Dienstag geht es gegen Mailand. Nach den gesicherten EuroLeague-Playoffs hat Andrea Trinchieri gesagt, er trinke jetzt einen "Pool voller Rotwein". Haben Sie sich davon auch ein Glas gegönnt oder greifen Sie eher zum Weißwein?

Pesic: Wir haben so gut wie nichts getrunken. Es ging ihm darum, zu zeigen, wie glücklich er ist. Wir müssen weiter fokussiert bleiben und uns maximal konzentriert vorbereiten. Aber es wird sicherlich der Zeitpunkt kommen, an dem man zurückschaut und merkt, was für ein tolles Ergebnis die Mannschaft erreicht hat. Aber jetzt sind wir in einem Tunnel.

Das ist der Stand bei Bayern-Trainer Trinchieri

SPORT1: Wie weit sind die Verhandlungen und Gespräche mit Andrea Trinchieri über eine Verlängerung? Gibt es dafür einen Zeitplan?

Pesic: Wir haben jetzt erst mal Playoffs und haben keine Zeit, solche Gespräche zu führen. Er weiß, was wir wollen. Wenn es die Zeit zulässt, werden wir über Einzelheiten sprechen. (SERVICE: Alles zur EuroLeague)

SPORT1: Das gilt wahrscheinlich auch für Spieler wie Paul Zipser, dessen Vertrag ausläuft.

Pesic: Genau. Das gilt für alle.

SPORT1: Jetzt geht es gegen Mailand los. Was trauen Sie der Mannschaft zu, worauf wird es ankommen, was ist möglich?

Pesic: Wir betreten mit den EuroLeague-Playoffs ein ganz neues Feld, auf dem die Spieler, der Trainer und wir als Verein noch nie waren. Wir haben keine Erfahrungswerte. Ich weiß aber, dass die Vorfreude auf die Playoffs im gesamten Verein sehr groß ist. Die Motivation ist riesig. Wir treten gegen einen Gegner an, der zu den Besten in Europa gehört. Nicht nur vom Namen, sondern auch vom Personal auf der Bank. Wir werden schauen, welche Möglichkeiten wir haben, um wettbewerbsfähig zu sein.

SPORT1: Welche Möglichkeiten könnten das sein?

Pesic: Uns macht stark, dass wir niemals aufgeben. Wir kämpfen bis zum Schluss. Wir suchen immer nach einer Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen. Vom Kader her sind wir vielleicht nicht in den Top 8, aber beim Charakter sind wir in den Top 3. Es wird spannend zu sehen, ob die Playoffs anders verlaufen als die Saisonspiele. Doch wenn wir unseren Charakter und unseren Kampfgeist, den wir in der gesamten Saison gezeigt haben, beibehalten können, dann ist in jedem Spiel immer alles möglich!

Pesic: "Dass Herr Hoeneß das sagt, ehrt mich"

SPORT1: Uli Hoeneß hat bei MagentaSport über Sie gesagt: "Den will ich hier überhaupt nie, nie mehr loswerden." Wie fühlt sich das an?

Pesic: Dass Herr Hoeneß das nicht nur denkt, sondern auch sagt, ehrt mich. Es ist aber auch eine Verantwortung und Ansporn, zusammen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie dem Präsidium um Herbert Hainer weiterhin das Maximum zu geben und zu versuchen, durch die aktuelle Situation so gut wie möglich durchzukommen.

SPORT1: Wie intensiv ist der Austausch mit dem Ehrenpräsidenten noch?

Pesic: Es ist etwas weniger geworden, seitdem er nicht mehr Präsident ist. Das funktioniert jetzt mit Herrn Hainer ganz hervorragend. Mit Herrn Hoeneß telefoniere ich vielleicht einmal die Woche, aber so gut wie nie über operative Dinge. Er hat bewusst einen gewissen Abstand aufgebaut. Wir reden auch über private Themen. Wenn ich einen Rat brauche, dann frage ich ihn.

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SPORT1: Glauben Sie, dass die Basketballer ihm und auch Herbert Hainer aktuell mehr Spaß machen als die Fußballer, die aus zwei Wettbewerben geflogen sind und aktuell mehr mit den Unstimmigkeiten um Trainer Hansi Flick aufmerksam machen?

Pesic: Das glaube ich nicht. Beide sind so lange im Geschäft, dass sie ganz genau wissen, dass solche Sachen passieren und in einer Saison nicht alles perfekt läuft. Und Herr Hainer ist dafür bekannt, lösungsorientiert zu arbeiten.

SPORT1: Wie erleben Sie die Aufregung um Flick aktuell? Sind sie überrascht von dem, was da gerade passiert?

Pesic: Ich habe nicht genug Informationen, um dazu etwas Kluges oder Produktives zu sagen.

SPORT1: Die Basketballer setzen in der EuroLeague ein Ausrufezeichen, das Umfeld, der Campus, das Office entwickeln sich, die neue Halle kommt. Die Zukunftsaussichten könnten schlechter sein. Wie groß kann der FC Bayern Basketball werden?

Pesic: Der FC Bayern Basketball kann sicherlich ganz groß werden, wenn wir nicht zu viel darüber reden, sondern arbeiten. Alles, was wir bisher geschafft haben, war verbunden mit einer strategischen Ausrichtung, aber vor allem mit ganz harter Arbeit – von allen, die den Verein tragen. Bayern kann ein großer Player im europäischen Basketball werden, das steht außer Frage und ist unser Ziel. Aber nur, wenn wir weiter so hart arbeiten wie jetzt. Dann haben wir gute Chancen.