Ping-Pong-Diplomatie 2.0 für ITTF-Chef Weikert "ein Symbol für Frieden"

Ping-Pong-Diplomatie 2.0 für ITTF-Chef Weikert "ein Symbol für Frieden"
Ping-Pong-Diplomatie 2.0 für ITTF-Chef Weikert "ein Symbol für Frieden"

Tischtennis-Weltverbandspräsident Thomas Weikert hält die Wiederbelebung der historischen Ping-Pong-Diplomatie bei der WM in Houston auch geopolitisch für bedeutsam. "Ich bin froh, dass durch Tischtennis ein wichtiges Symbol für Frieden gesetzt werden kann", kommentierte Weikert auf SID-Anfrage vor dem WM-Auftakt die Bildung gemischter Doppel aus den zerstrittenen Großmacht-Nationen USA und China.

"Die amerikanisch-chinesischen Doppel reihen sich ein in die Bemühungen der ITTF und der ITTF-Stiftung um die Herstellung von Einheit und folgen damit auch dem Geist der Ping-Pong-Diplomatie", sagte der am Mittwoch auf dem ITTF-Kongress aus dem Amt scheidende Verbandschef aus Limburg weiter.

Am vergangenen Sonntag hatten die US-Organisatoren die Meldung von zwei Mixed-Paaren aus dem Gastgeberland und der Tischtennis-Weltmacht China verkündet. Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Ping-Pong-Diplomatie treten der chinesische Mannschafts-Weltmeister Lin Gaoyuan und die frühere US-Bundesligaspielerin Lily Zhang sowie Chinas Doppel-Weltmeisterin Wang Manyu und US-Topspieler Kanak Jha vom deutschen Ex-Champion TTF Ochsenhausen gemeinsam in der olympischen Disziplin an.

1971 hatte am Rande der WM in Nagoya/Japan das zufällige Treffen eines US-Tischtennisspielers mit der chinesischen Delegation kurzfristig zur seinerzeit sensationellen Einladung des US-Teams zu Freundschaftsspielen ins Reich der Mitte durch Chinas damaligen Staatschef Mao Zedong geführt. Die Tischtennis-Kontakte ebneten im eingefrorenen Verhältnis beider Staaten den Weg zu politischen Gesprächen sowie der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Weikert verwies im Zusammenhang mit der "Ping-Pong-Diplomatie 2.0" auch auf frühere und zum Teil ebenfalls hochpolitische Projekte im Rahmen von Tischtennis-Weltmeisterschaften. "2018 bei der Team-WM in Halmstad machten Süd- und Nordkorea als Nationen durch die von der ITTF spontan genehmigten Vereinigung ihrer Damen-Mannschaften mitten im laufenden Turnier einen großen Schritt aufeinander zu", erinnerte Weikert an den Zusammenschluss der beiden koreanischen Teams in Schweden.

Für China hat die Aufteilung von Top-Assen auf Doppel mit Partnern aus dem Ausland außer politische auch sportstrategische Gründe. Durch die schon seit fast zwei Jahrzehnte anhaltende Dominanz seiner Spieler muss China in seiner Nationalsportart zunehmend sinkendes Interesse in der heimischen Bevölkerung fürchten. Die Förderung des internationalen Konkurrenzkampfes durch die Teilung von Chinas Kenntnissen und Fähigkeiten mit ausländischen Rivalen soll dieser Entwicklung entgegenwirken.

Bei der WM 2015 im chinesischen Suzhou hatten Olympiasieger Ma Long und das deutsche Idol Timo Boll erstmals eine solche Doppel-Kombination gebildet. China und Deutschland wiederholten die Kooperation bei Bolls WM-Heimspiel zwei Jahre später in Düsseldorf, als Boll und Ma Long erneut zusammenspielten. Zudem bildeten Fang Bo und Petrissa Solja ein Mixed, das Bronze gewannen.