Plant Flick gegen PSG und Tuchel den großen Bluff?

Hans-Dieter Flick ist kein großer Freund der Rotation. Statt auf Experimente setzt der Cheftrainer des FC Bayern lieber auf Eingespieltheit.

Vor allem, wenn seine Mannschaft derart abliefert wie in den letzten Monaten: Seit dem 7. Dezember 2019 ist das Team ungeschlagen.

Vor dem Endspiel-Knaller in der Champions League gegen Paris Saint-Germain wird personell vor allem wegen dreier Positionen Unklarheit: Kann Jérôme Boateng in der Innenverteidigung auflaufen? Beginnt Benjamin Pavard doch, sodass Joshua Kimmich anstelle von Thiago im Mittelfeld-Zentrum spielen kann? Und startet Ivan Perisic erneut auf der linken Außenbahn?

Alle Infos zum Champions-League-Finale PSG vs. Bayern - am Sonntag ab ca. 19.40 Uhr LIVE im Stream bei SPORT1

Glaubt man den Eindrücken des Abschlusstrainings, wird Flick keine Änderungen vornehmen und gegen Paris der gleichen Elf vertrauen wie im Viertelfinale gegen Barcelona (8:2) und zuletzt im Halbfinale gegen Lyon (3:0).

Tuchel glaubt nicht an Verwirrtaktik der Bayern

SPORT1 fragte dazu auch bei PSG-Trainer Thomas Tuchel nach, ob Flick womöglich den großen Bluff plant, um die Franzosen in die Irre zu führen.

"Vor dem Training habe ich damit geliebäugelt, dass Pavard spielt, um Kimmich für das Mittelfeld frei zu bekommen. Nach diesem Training erwarte ich aber keine Änderungen mehr”, sagte Tuchel. Und fügte an: "Ich glaube auch nicht, dass ein Abschlusstraining im Stadion dazu dient, uns zu verwirren. Man will sich stattdessen in den Rhythmus bringen. Es ist kein Tag, um den Gegner in die Irre zu führen. Ein Finale ist kein Tag für große Veränderungen.”

Tuchel stellte dennoch klar: "Wir werden uns auf beide Varianten vorbereiten. Ich persönlich glaube aber, dass es die gleiche Aufstellung sein wird."

Zumal dafür Einiges spricht: Im Abschlusstraining beim Elf-gegen-elf ließ Flick die Startelf der vergangenen beiden Spiele gegen die möglichen Reservisten antreten. In der vermeintlichen A-Elf standen wiederum Boateng, Kimmich, Thiago und Perisic.

Was ist mit Boateng und Pavard?

Hinter dem Einsatz von Boateng gibt es trotzdem noch ein kleines Fragezeichen, nachdem der Innenverteidiger gegen Lyon über muskuläre Probleme geklagt hatte und deshalb von Flick zur Halbzeit runtergenommen worden war.

"Ich hoffe, dass er fit ist", sagte Flick nun während der Pressekonferenz. Fiele Boateng aus, würde ihn Niklas Süle ersetzen.

Flick kündigte nach dem Spiel gegen Lyon zwar Veränderungen in der Defensive an. Allerdings können die auch rein taktischer Natur sein. Dass Pavard nach seinem im Eiltempo ausgeheilten Außenbandriss ausgerechnet im Finale sein Startelf-Comeback feiern wird, ist zwar denkbar, wäre aber sehr riskant.

"Ich bin froh, dass es Benjamin geschafft hat, bei uns zu sein. Er hat hart gearbeitet", lobte ihn Flick und ergänzte: "Man hat ja gemerkt, dass ich ihm mit der Einwechslung gegen Lyon absolut vertraue, und er hat eine herausragende Saison gespielt. Er weiß auch, wie man auf der rechten Seite spielt, er tut uns mit seiner Präsent gut. Er ist eine Option, aber ich habe noch nicht ganz das Vertrauen, dass er bei 100 Prozent ist und man ihn von Anfang an bringen kann.”

Flick im intensiven Austausch mit Thiago

Ebenso unwahrscheinlich ist, dass Flick Thiago in dessen möglicherweise letzten Spiel im Bayern-Dress auf die Bank setzt. Beide führten vor Trainingsbeginn am Samstag ein intensives Gespräch an der Seitenlinie.

Eine weitere Möglichkeit der Veränderungen wäre auf Linksaußen. Zwar traf Perisic im Achtelfinal-Rückspiel gegen Chelsea und gegen Barcelona. Gegen Lyon tauchte er aber unter.

DAZN gratis testen und das Champions-League-Finale PSG gegen den FC Bayern live & auf Abruf erleben | ANZEIGE

Drängen sich somit also Philippe Coutinho und Kingsley Coman für die Startelf auf? In Lissabon wurden sie bislang nur eingewechselt.

"Philippe und Kingsley haben gezeigt, dass sie eine enorme Verstärkung sind”, sagte Flick auf SPORT1-Nachfrage, aber "Ivan hat seine Sache sehr gut gemacht".

Was macht Bayern taktisch?

Bleibt noch die Frage offen, wie die Bayern taktisch agieren dürften.

Flick stellte klar, dass er sich seiner erfolgreichen Spielphilosophie der letzten Monate treu bleiben möchte und auch gegen PSG offensiv verteidigen will - ungeachtet der schnellen Neymar, Kylian Mbappé und Ángel Di Mariá.

"Wir haben den Gegner in den letzten zehn Monaten hoch gepresst. Das war unsere Erfolgsgarantie. Wir werden daran nicht viel ändern. Klar, der Raum hinter der Abwehrreihe ist groß, aber wichtig ist auch, dass wir Druck auf den Ball bekommen", sagt Flick - und fordert von seiner Mannschaft: "Wir müssen die Passwege zumachen."

Um am Ende das Triple zu feiern. Mit oder ohne Bluff.