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Platinis erste Pk als Kandidat: «Keine Fragen zur FIFA»

UEFA-Präsident Michel Platini will am 26. Februar 2016 die Nachfolge von FIFA-Chef Joseph Blatter antreten. Foto: Walter Bieri

Im Machtkampf um die Nachfolge von Joseph Blatter als FIFA-Chef hat sich Top-Kandidat Michel Platini öffentlich nicht aus der Defensive gewagt.

Bei seiner ersten Pressekonferenz als Anwärter auf das Präsidentenamt im skandalgeschüttelten Weltverband ließ der ehemalige französische Offensivkünstler keine Fragen zur FIFA zu. «Dies ist weder der Ort noch der Zeitpunkt, um über die FIFA zu sprechen», sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union in Monte Carlo. «Ich werde FIFA-Fragen nicht beantworten.»

Was auch immer die Reporter versuchten und wie auch immer die Fragen formuliert waren - Platini ließ sich nichts entlocken. Fast nichts jedenfalls. Am 29. Juli hatte der 60-Jährige in einem Schreiben an die UEFA-Mitgliedsverbände angekündigt, bei dem außerordentlichen FIFA-Kongress am 26. Februar 2016 für den höchsten Posten im Weltfußball kandidieren und die Nachfolge von Amtsinhaber Joseph Blatter antreten zu wollen. Seitdem entwickelte sich eine bizarre Fehde mit gegenseitigen Verdächtigungen und Auseinandersetzungen der mittlerweile verfeindeten Alpha-Tiere Blatter und Platini.

Doch Platini schweigt zu alledem konstant und konsequent. Mal lauschte er im völlig überhitzten Salle Guelfe im Grimaldi-Forum von Monaco mit verschränkten Armen den Ausführungen seines Generalsekretärs Gianni Infantino zum Financial Fair Play, mal legte er die Hände wie zum Gebet zusammen. «Gewählt wird in sechs Monaten, wir haben noch genug Zeit. Ich trage heute nicht den Hut eines Bewerbers, ich trage den UEFA-Hut», sagte Platini und zeigte auf die vier gestickten Buchstaben auf seiner dunkelblauen Anzugjacke.

Dem Vernehmen nach will Blatter seinen einstigen Intimus Platini unbedingt als FIFA-Boss verhindern und einen Kandidaten aufbauen, der die FIFA in seinem Sinne weiter führt. Platini soll aber die Unterstützung der Kontinentalverbände aus Europa, Asien und Nord- wie Südamerika haben, was ihm eine bequeme Mehrheit sichern würde.

Doch auf Kampfansagen oder Wahlmanifeste verzichtete der Taktiker ganz bewusst. Nur am Ende ließ er sich doch zu der einen oder anderen Aussage hinreißen, die als Seitenhieb auf Blatter, dessen Namen Platini nicht ein einziges Mal erwähnte, verstanden werden konnte.

Auf die Frage, warum die UEFA zumindest in der Außenwahrnehmung bislang im Gegensatz zur FIFA von größeren Skandalen verschont geblieben sei, antwortete Platini im Scherz: «Das ist allein der Verdienst des Präsidenten.» Um dann jedoch etwas ernster hinzuzufügen: «Der Präsident hält sich strikt an alle Statuten und Regeln, die es bei uns gibt.» Warum er denn die UEFA verlassen wolle, wenn es ihm dort so gut gehe, und ob er sich als Opfer einer «Schmierenkampagne» aus dem Blatter-Lager sehe, wurde Platini noch gefragt. Die Antwort: «Das sind keine zulässigen Fragen.»

Nach den Auslosungen für Champions- und Europa League, der Kür von Lionel Messi als Europas Fußballer des Jahres und der Saisoneröffnungs-Gala wollte sich Platini die Feierstimmung nicht vermiesen lassen: «Es ist ein europäisches Fußballfest hier, deshalb wollen wir nicht über die FIFA sprechen.»

UEFA-Porträt Michel Platini