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Pokal-Irrsinn: Lilles Weltreise zum Sechstligisten

Der AS Excelsior erwartet OSC Lille auf La Reunion (Foto: AS Excelsior)
Der AS Excelsior erwartet OSC Lille auf La Reunion (Foto: AS Excelsior)

In Deutschland funktioniert das so: Über die Landesverbände können sich die jeweiligen Sieger der Pokalwettbewerbe für die erste Hauptrunde qualifizieren und dort dann mit den Teams der ersten und zweiten Bundesliga plus einer handvoll Drittligisten um den DFB-Pokal kämpfen.

In Frankreich hat der Pokal im wahrsten Sinne des Wortes seine ganz eigenen Gesetze – und die treiben in dieser Saison ganz besonders bunte Blüten: Der OSC Lille, der Ex-Meister und Champions League erprobte Größe aus Frankreichs Norden, trifft im Zweiunddreißigstelfinale Anfang Januar auf den AS Excelsior, vergleich mit einem Sechstligisten französischen Standards. So weit, so normal.

Weniger normal ist aber der Anfahrtsweg, den Lille für dieses eine Auswärtsspiel auf sich nehmen muss: 9600 Kilometer liegt Lille vom Spielort entfernt, der sich nicht in Frankreich, sondern auf der Inselgruppe La Reunion im Indischen Ozean befindet. Auf der Höhe von Madagaskar.

Etwa 15 Stunden reine Flugzeit sind nur für den Hinflug ans andere Ende der Welt für Lilles Truppe zu berechnen. Insgesamt rechnet OSC mit etwa 40 Stunden Reisezeit.

In Frankreich dürfen traditionell auch Klubs aus den ehemaligen Kolonien teilnehmen, also aus Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, St. Martin und St. Barthelemy, von den Inseln St. Pierre und Miquelon, sowie Mayotte, Neukaledonien, Französisch-Polynesien, Wallis und Futuna und eben La Reunion.

Dass sich eins dieser allenfalls sechst- oder siebtklassigen Teams bis in die Runde der letzten 64 Mannschaften “verirrt”, ist außergewöhnlich. Immerhin sind 7656 Mannschaften Anfang der Saison in den Mammutwettbewerb gestartet.

Vor 28 Jahren schaffte es Geldar Kourou aus Französisch-Guayana tatsächlich bis ins Sechzehntelfinale, es war die größte Sensation überhaupt im französischen Pokal. Da war dann aber gegen den FC Nantes Endstation. Die Partie endete 0:11.