Warum der Poker um Neuer plötzlich offen ist

Der Poker um die Zukunft von Manuel Neuer zieht sich wie ein Kaugummi.

Noch immer gibt es in den Vertragsgesprächen mit dem Kapitän des FC Bayern keine Einigung. Wann und ob diese erfolgt, ist derzeit völlig offen.

Dass Neuer, dessen Vertrag noch bis 2021 Gültigkeit besitzt, in München verlängern soll, war seitens der Bayern-Verantwortlichen noch vor Monaten fest eingeplant.

Im Raum stand eine Verlängerung bis 2023. Auch dem Management von FCB-Neuzugang Alexander Nübel (kommt im Sommer von Schalke 04) wurde in den Verhandlungen mitgeteilt, dass der Verein mit seiner Nummer eins verlängern will.

Die Nübel-Seite ließ sich davon aber nicht beeindrucken, vertraut bis heute darauf, welche Langzeitperspektive die Bayern-Bosse Nübel in den Gesprächen aufgezeigt haben.

Diese klingt vereinfacht so: Neuer bleibt und Nübel stellt sich erstmal hinten an. Allerdings nur in dem Wissen des ihm vorgelegten Karriere-Plans. Dieser soll besagen, dass Nübel die nächsten Jahre nicht auf der Bayern-Bank sitzen, sondern zeitnah spielen soll.

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Vertragsdauer als Zankapfel im Neuer-Deal?

Nübel unterschrieb und Neuer reagierte im Januar in Doha mit den Worten: "Ich bin kein Statist, sondern Protagonist". Sportdirektor Hasan Salihamidzic ergänzte: "Ich habe Manuel schon vor der Winterpause gesagt, dass wir sehr daran interessiert sind, seinen Vertrag mit ihm zu verlängern."

Nun aber scheinen sich die Parameter im Neuer-Poker verändert zu haben. Wie in nahezu jedem Personal-Poker geht es um Gehalt, Vermarktung und die Vertragsdauer.

Letztere soll nun aber der Knackpunkt sein, denn Neuer und sein Beraterteam sollen laut Bild einen Langzeitvertrag fordern. Sozusagen einen hochdotierten Rentenvertrag für Neuer, der am Freitag seinen 34. Geburtstag feiern wird.

Ob Bayern da mitspielt?

Flick ist großer Neuer-Fan

Aus Sicht des mehrfachen Welttorwarts macht ein Langzeitvertrag durchaus Sinn. Er hätte Planungssicherheit, besäße immer noch immer die Option zu wechseln. Zudem denkt er noch lange nicht an ein Karriereende. Neuer ist immer noch in Weltklasse-Form. Er ist Kapitän, Lautsprecher und Führungspersönlichkeit. Für die Münchner wäre hingegen ein Vertrag mit kürzerer Laufzeit vorteilhafter.

Schließlich ist ein Langzeit-Vertrag für Neuer auch mit enormen Kosten verbunden. Der Umbruch im FCB-Tor wäre zudem im Fall eines bis 2023 laufenden Vertrags absehbar. Bliebe Neuer bis dato topfit und unumstritten, könnte immer noch mit ihm verlängert werden, sollte der Nachfolge-Plan mit Nübel nicht aufgehen.

Neuer geht es aber nicht allein um die Vertragsdauer. Er hat seinen Verbleib auch an weitere Bedingungen geknüpft. Zum einen ist er ein vehementer Befürworter von Hansi Flick als Dauerlösung auf der Trainerbank. Flick wiederum setzt sich enorm für Neuers Langzeit-Verbleib in München ein und machte auch zuletzt keinen Hehl daraus, dass der Nationaltorwart auch zukünftig gesetzt sein wird.

Zum anderen ist Neuer wichtig zu wissen, wie sich die Bayern personell aufstellen oder anders formuliert: Wird Bayern zukünftig in der Lage sein, die Champions League zu gewinnen?

Noch ist die Zukunft von Flick und die etlicher Führungsspieler, darunter Thomas Müller oder Thiago, ungeklärt. Zudem kokettiert Neuer-Kumpel David Alaba mit einem Wechsel nach Spanien. Vollzug konnte bislang auch nicht bei den Wunschspielern Leroy Sané oder Kai Havertz gemeldet werden.

Bayern in der Zwickmühle

Schuld daran ist auch die notgedrungene Wettbewerbs-Pause durch das Corona-Virus. Gelder, die möglicherweise für Transfers eingeplant wurden, fließen derzeit nicht. Etliche Transfergespräche liegen derzeit auf Eis. Es herrscht Planungsunsicherheit.

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Gespräche zwischen den Bayern-Bossen und dem Management von Neuer finden aber statt. Erst am Dienstag stattete Neuer-Berater Thomas Kroth den Bayern einen Besuch an der Säbener Straße ab.

Im Neuer-Poker scheinen sich die Bayern in einer Zwickmühle zu befinden. Einerseits will sich der "weltbeste Torwart", wie ihn Flick bezeichnet, scheinbar langfristig an die Münchner binden. Zudem wäre der vorzeitige Abgang Neuers eine deutliche Schwächung.

Andererseits wurde mit Nübel, der auf Schalke leistungsbedingt derzeit nur die Nummer zwei ist, dessen designierter Nachfolger verpflichtet. Ausgestattet mit einem Vertrag bis 2025 und einem Grundgehalt, das ohne Prämien bereits im ersten Vertragsjahr um die sechs Millionen Euro pro Jahr betragen soll.

Eine Gehaltsklasse, die Neuer längst überschritten hat.

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