Polizei: Hansa wusste von Hooligan-Plänen

Hooligans des FC Hansa Rostock verbrennen Fan-Utensilien der Berliner

Die Polizei Rostock hat nach dem Skandalspiel zwischen Drittligist Hansa Rostock und Bundesligist Hertha BSC schwere Vorwürfe gegen den gastgebenden Klub erhoben.

Michael Ebert, Leiter der Polizeiinspektion Rostock, macht Hansa für die schlimmen Szenen im Erstrunden-Duell des DFB-Pokals verantwortlich.

Mitte der zweiten Halbzeit hatte das Spiel kurz vor dem Abbruch gestanden. In einem Fanblock der Rostocker, der sich in unmittelbarer Nähe zum Gästeblock befand, wurde ein großes Banner von Hertha BSC ausgerollt und wenig später in Brand gesteckt. Es handelte sich um ein im Jahr 2014 aus dem Olympiastadion Berlin entwendetes Banner.

Nach der Provokation durch die Hansa-Fans waren aus Zuschauerblöcken Böller und Leuchtraketen geflogen, woraufhin sich der Schiedsrichter für eine Spielunterbrechung entschied - die 15 Minuten lang anhalten sollte. Schon wenige Minuten nach der Halbzeit war die Partie nach dem Zünden eines Feuerwerkskörpers im Hertha-Block kurzzeitig unterbrochen worden.

Wie der DFB am Dienstag mitteilte, wurde aufgrund der Vorfälle inzwischen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Polizei-Chef: Hansa wusste von Banner

"Bereits während unserer heutigen Einsatzbesprechung informierte mich der Verein F.C. Hansa Rostock, dass laut Informationen der Vereinsführung sich das gestohlene Banner bereits im Stadion befinde und auch zu Beginn der zweiten Halbzeit ausgerollt werden solle", erklärte Ebert.

Die Südtribüne sei daraufhin sorgfältig von Polizei und Ordnungskräften durchsucht worden, allerdings ohne Erfolg. Weil die Teilnehmer des Suchtrupps "keinerlei Bezug zum F.C. Hansa Rostock haben, kann nahezu ausgeschlossen werden, dass das Banner durch sie ins Stadion gelangte oder bei Kontrollen unentdeckt blieb."

Ebert zieht deswegen eine bemerkenswerte Schlussfolgerung: "Somit liegt die Vermutung nahe, dass das Banner über vereinseigene Strukturen und mit Wissen von Vereinsoffiziellen ins Stadion gelangen konnte."

Am Dienstagmittag bezog der Verein in einer Mitteilung auf seiner Homepage Stellung zu den Vorwürfen und wies diese zurück. Vorstandschef Robert Marien kritisierte seinerseits die Behörden, kündigte aber eine konstruktive Zusammenarbeit und Konsequenzen für die Täter an.

Hansa: Drittligist kann das Problem nicht lösen

Nach dem Spiel hatte Marien bereits klar gestellt, dass die Verantwortung nicht allein bei seinem Klub zu suchen sei.

"Wenn man sieht, dass hier 1700 Polizisten und über 300 Ordner unterwegs waren, dass Spürhunde und HD-Kameras im Einsatz sind. Da wird im Bereich der Kontrolle alles getan, was getan werden kann. So etwas kann man sicher nur gesamtgesellschaftlich lösen, nicht allein als Drittligist", sagte Ebert.

Das Spiel fand ohnehin unter erhöhter Polizeipräsenz statt, die Zuschauerkapazität war um mehrere Tausend Plätze reduziert worden. Mit Schmähgesängen gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatten sich beide Fanlager vor dem Anpfiff noch solidarisch gezeigt.

Letztlich konnte sich die Hertha mit 2:0 durchsetzen.