Pro-Trump-Wrestler verärgert WWE-Kollegen

Die gesellschaftliche Spaltung in den USA, die durch den Tod von George Floyd offensichtlicher und wohl noch tiefer geworden ist, wird auch in der Wrestling-Welt sichtbar.

Während rund um die Liga AEW über die Haltung zu den vergangenen Rassismus-Verfehlungen von Hulk Hogan und einen "#Alllivesmatter"-Post von Chris Jericho debattiert wird, hat ein frisch debütierter WWE-Kämpfer zahlreiche Kollegen mit einem Statement zur aktuellen politischen Lage gegen sich aufgebracht.

Jaxson Ryker, seit kurzem bei der TV-Show Friday Night SmackDown als Teil der Gruppierung "The Forgotten Sons" aktiv, bejubelte bei Twitter US-Präsident Donald Trump in einer Weise, die auch seine eigenen Teampartner dazu brachte, sich von ihm zu distanzieren.

Jaxson Ryker mit Loblied für Donald Trump

"Dankbar für den Präsidenten, den wir haben. Gott segne Amerika. Auf Freiheit gebaut", schrieb der 37 Jahre alte Ryker - und schloss den Standardsatz der Forgotten Sons an, "Forgotten no more".

Die rückhaltlose Unterstützung für Trump und seinen umstrittenen Konfrontationskurs gegen die aktuellen Anti-Rassismus-Proteste ist dabei die eine Sache. Dass "Built on Freedom" in diesem Kontext blanker Hohn für die afroamerikanische Minderheit ist, wenn man sich die Geschichte der Sklaverei und der Rassentrennung in Erinnerung ruft, scheint Ryker nicht bewusst zu sein oder nicht zu interessieren.

Auch wenn die gute Beziehung von Trump und WWE-Boss Vince McMahon wohlbekannt ist: Unter den Wrestlerinnen und Wrestlern ist das Meinungsbild vielfältiger - und Ryker bekam es zu spüren.

Kevin Owens: "Absolut erbärmlich"

"Dass du deine beschissene Wrestling-Catchphrase inszenierst, während gerade solche Dinge passieren, finde ich absolut erbärmlich", kommentierte der frühere Universal Champion Kevin Owens. "Während schwarze Schwestern und Brüder weinen, lobst du jemanden, der sich weigert, ihren Schmerz anzuerkennen", schrieb Mustafa Ali.

Auch andere WWE-Performer wie Sami Zayn und Ricochet sowie auch AEW-Stars wie Hangman Page und Joey Janela äußerten ihr Unverständnis. Fast noch vielsagender: Steve Cutler und Wesley Blake, Rykers Partner, distanzierten sich (Cutler direkt, Blake indirekt) und posteten stattdessen die Hashtags #BlackLivesMatter und #JusticeForGeorgeFloyd.

Uneingeschränktes Lob kam dagegen, naturgemäß, von Trumps Sohn Donald Trump Jr.:

WWE mit zwiespältiger Haltung

Einen Gefallen hat Ryker (bürgerlich: Chad Lail) sich und seinem Team mit dem Post womöglich dennoch nicht getan: Zum einen ist Kollegen-Respekt im Wrestling eine wichtige Währung, zum anderen passt die Art und Weise auch nicht in die offizielle Haltung der WWE-Führung.

Trotz der Bande zu Trump thematisiert ihn WWE ihn und seine Wrestling-Auftritte seit der Wahl 2016 nicht mehr in ihrem Programm, um politische Angriffsfläche zu vermeiden. Auch in der aktuellen Debatte mühte WWE sich mit einem recht allgemein gehaltenen Statement gegen Rassismus und Gewalt allen Seiten gerecht zu werden.

Dass Ryker seine persönliche Ansicht mit der Catchphrase seines WWE-Charakters vermischt, passt nicht in den Geist der von WWE getroffenen Regelung.

Rykers Weltbild dürfte festgefügt sein, wie ein Facebook-Post von 2019 nahelegt, der im Zuge der Kontroverse neue Aufmerksamkeit erhalten hat. Er sprach darin vom "Black-Lives-Matter-Müll" ("black lives matter garbage") und riet den Afroamerikanern allen Ernstes: "Seht euch den Film '12 Years a Slave' an und macht euch klar, wie gut ihr alle es heute habt."