Proteste in Belarus: Frauen singen Wiegenlied gegen Präsident Alexander Lukaschenko

In Belarus gehen auch Tausende Frauen auf die Straße, um gegen Präsident Alexander Lukaschenko zu protestieren. Einige von ihnen brachten ihren Wunsch nach Veränderung kürzlich besonders eindrucksvoll zum Ausdruck.

MINSK, BELARUS - SEPTEMBER 3, 2020: Belarusian opposition supporters perform while taking part in a protest in Independence Square. Since the announcement of the 2020 Belarusian presidential election results on August 9, mass protests against the election results have been erupting in major cities across Belarus. Sergei Bobylev/TASS (Photo by Sergei Bobylev\TASS via Getty Images)
Proteste in Belarus: Mit Musik und Tanz gegen Präsident Alexander Lukaschenko (Bild: Sergei Bobylev\TASS via Getty Images)

Bei den Massenprotesten gegen den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko ragen immer wieder auch Frauen heraus. Zu Tausenden gehen sie auf die Straße, um ihren Beitrag zum Sturz von "Europas letztem Diktator" zu leisten. So wie jene Gruppe von Frauen, die ihren Wunsch nach Veränderung mit einem Wiegenlied zum Ausdruck brachte.

Der Wiegenlied-Marsch

Der Marsch, den die Frauen am gestrigen 3. September in der Hauptstadt Minsk hinlegten, ist besonders eindrücklich. Es ist der Ausklang des 26. Protesttages nach der umstrittenen Wiederwahl Lukaschenkos. Langsam gehen die Protestierenden den Unabhängigkeitsplatz entlang und singen dabei ein Wiegenlied. Während eine Frau dazu im Vordergrund eine Violine spielt, halten andere ihre eingeschaltet-leuchtenden Handys sowie Fahnen in die Höhe.

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Der Protest wurde in einem Video festgehalten, das sich seit gestern auf dem sozialen Netzwerk Twitter findet. Veröffentlicht hat die Aufnahme die belarussische Theatergruppe Belarus Free Theatre, die sie auch mit einem Kommentar versehen hat. "Am Ende des 26. Protesttages haben sich protestierende Frauen auf dem Unabhängigkeitsplatz versammelt", schreibt die Einrichtung , "um Solidarität zu zeigen und ein Wiegenlied zu singen."

Beim Singen beließen es die Frauen indes nicht. Sie zeigten sich bei ihrem Marsch auch kämpferisch, indem sie lauthals und entschlossen Parolen für ein neues Belarus skandierten.

Anhaltende Proteste in Belarus

In dem Land kommt es seit der Präsidentschaftswahl am 9. August täglich zu Massenprotesten. Die Demonstranten wollen das offizielle Wahlergebnis nicht anerkennen. Angeblich wurde Lukaschenko mit 80,2 Prozent der Stimmabgaben wiedergewählt. Die Opposition wirft ihm Wahlbetrug vor. Der Politiker regiert die ehemalige Sowjetrepublik seit 26 Jahren autoritär. Gewaltsam geht er auch gegen die Protestanten vor. Immer wieder kommt es zu Festnahmen. Berichten zufolge würden viele Gefangene misshandelt und gefoltert.

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Dass auch Tausende Frauen gegen Lukaschenko auf die Straße gehen, liegt auch an der betont zur Schau gestellten Maskulinität des Politikers. An einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist dem 66-Jährigen nicht viel gelegen. Als Swetlana Tichanowskaja nach der Festnahme ihres Ehemanns ankündigte, für die Präsidentschaftswahl zu kandidieren, verwies er auf die Verfassung von Belarus, die angeblich nicht für Frauen gemacht sei. Frauen würden entsprechend niemals in das höchste Staatsamt kommen.

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