Quarantäne-Chaos bei Rodlern

Quarantäne-Chaos bei Rodlern
Quarantäne-Chaos bei Rodlern

Quarantäne, Restriktionen, Isolation: Die deutschen Rennrodler haben drei Monate vor den Olympischen Winterspielen in Peking einen Vorgeschmack auf die Verhältnisse in China bekommen.

Nach einer irrtümlich für Natalie Geisenberger und weitere Teammitglieder angeordneten Quarantäne von einer Woche in einem Hotel in der Nähe der Olympia-Bahn und einem folgenden Hilferuf der viermaligen Olympiasiegerin an den Rodel-Weltverband FIL durfte sie am Donnerstag erstmals im Freien trainieren.

„Wir haben sieben Tage ausschließlich negative Coronatests in unserer Mannschaft (die ganze Saison hatten wir noch keinen einzigen positiven Fall!), kein einziger Kontakt zu einem positiv Getesteten!“, schrieb Geisenberger.

Man sei "eingesperrt" gewesen, hätte "nicht raus aus dem Zimmer" gedurft und hätte "keine Möglichkeit" gehabt, "mal was Vernünftiges zu essen", so die Vorwürfe Geisenbergers via Instagram: "Und wir erfahren nicht mal den Grund, warum wir so behandelt werden und das alles über uns ergehen lassen müssen!"

Dem Team sei zuvor mitgeteilt worden, dass die Maßnahmen deshalb nötig wären, „weil wir im Flugzeug laut unseren Tickets zu nah an einer positiv getesteten Person saßen“, berichtete Geisenberger. Die genannten Plätze der Rodler seien allerdings nachweislich durch Koffer blockiert gewesen.

Man versuche "seit Tagen, den chinesischen Behörden diese Problematik zu vermitteln", sagte Präsident Thomas Schwab vom Bob- und Schlittensportverband Deutschland der Sportschau: "Auch der internationale Verband arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung ? aber für die andere Seite ist das natürlich schwierig zu überprüfen."

Für Geisenberger, das betonte Schwab, sei "die Situation bitter. Es hieß, dass sie heute aus der Quarantäne rauskommt. Das wurde dann kurzfristig wieder zurückgenommen. Dieses tägliche Verlängern der Quarantäne geht einfach nicht."

Zudem prangerte Geisenberger die Hotel-Bedingungen und das „nicht wirklich vernünftige Essen in Plastikbechern und Tüten“ an.

Schwab warb um Verständnis für seine Sportlerin. "Ich stehe voll hinter Natalie. In so einem autoritären System ist alles immer ein bisschen anders, aber wir werden unseren Athleten sicherlich keinen Maulkorb verpassen", sagte der Verbandschef.

Rodel-Bundestrainer Norbert Loch war am Donnerstag um Deeskalation bemüht. "Der Begriff Quarantäne ist etwas übertrieben. Es ist eine Isolation. Es sind gerade alle ein bisschen aufgeregt. Athleten wollen natürlich am liebsten immer die Komfortzone haben, aber das sind die Regeln und die gilt es jetzt zu befolgen", sagte Loch der Sportschau: "Und das mit dem Essen bekommen wir auch hin."

Der Bundestrainer bereitet die Rodel-Nationalmannschaft derzeit in China auf den Weltcup-Auftakt am 20. und 21. November auf der Olympia-Bahn in Peking vor.