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Die Rückkehr des FC Bayern Deutschland

Julian Brandt jetzt also auch noch.

Im Sommer 2018 soll der Jung-Nationalspieler von Bayer Leverkusen zum FC Bayern München wechseln, berichtet die tz aus München.

Ein Jahr noch in Leverkusen, etwas Wiedergutmachung für die verkorkste Vorsaison mit der Werkself ("Ich war ja mit dafür verantwortlich"), etwas mehr sichere Spielminuten mit Blick auf die WM.

Dann aber: durchstarten beim Rekordmeister.

Brandt bestätigt die schon länger kursierenden Meldungen (noch) nicht, plausibel allerdings sind sie, bedenkt man die jüngsten Transfer-Meldungen des FC Bayern.

Niklas Süle, Sebastian Rudy, Serge Gnabry, Brandt, womöglich bald noch Schalkes Leon Goretzka, eventuell noch Berlins Marvin Plattenhardt (wenngleich Hertha das zurückweist):

Es zeichnet sich ein Muster ab. Und zwar ein altbekanntes.

Der Traum des Uli Hoeneß

"Es war immer der Traum von Uli Hoeneß, dass beim FC Bayern der von ihm so benannte FC Deutschland spielt."

Diesen Satz sagte Thomas Müller nach dem mit sieben Bayern-Profis gewonnenen deutschen WM-Titel 2014 - und fasste damit eine Transfer-Politik zusammen, die immer schon Hoeneß' Handschrift war.

Möglichst viele der besten Spieler Deutschlands sollen auch beim besten deutschen Verein spielen: Diese erklärte Wunschvorstellung verfolgte Hoeneß in den Neunzigern mit Einkäufen wie Kahn, Matthäus, Effenberg, Scholl und Klinsmann.

Vor der WM 2006 mit Ballack und Deisler. Vor der WM 2014 mit Neuer, Boateng, Kroos (den seinerzeit auch Leih-Klub Leverkusen gern behalten hätte) und Götze.

Und jetzt eben wieder. Unter Zuhilfenahme von etwas Kreativität und Flexibilität (und Marvin Plattenhardt) könnten sowohl Carlo Ancelotti als auch Joachim Löw schon 2018 eine komplett deutsch-bayerische Elf auf den Platz stellen.

FC Bayern stärkte sich - und schwächte andere

Mit der Idee des "FC Bayern Deutschland" fuhren die Münchener stets gut - auch weil dessen Umsetzung praktischerweise immer wieder die nationale Konkurrenz schwächte.

Aus dem Nichts kommt die aktuelle, auf deutsche Nationalspieler fokussierte Transfer-Strategie also nicht. Und dennoch sind sie ein Schemawechsel.

In den vergangenen Jahren schien der deutsche Rekordmeister etwas größer zu denken. Zur Handschrift von Hoeneß kam die Handschrift von Michael Reschke dazu, dem einstigen Talente-Goldgräber von Bayer Leverkusen - einem Klub, bei dem sich Bayern nicht ohne Grund selbst oft bedient hat.

Reschkes Risiko-Transfers gehen nicht auf

Reschke setzte nicht nur auf deutsche Top-Spieler. Für Summen, die Hoeneß einmal schön als "mittlere Wahnsinnspreise" zusammenfasste, leistete er sich auch internationale Top-Talente, die er kurz vor dem großen Durchbruch wähnte.

Genau den haben seine vermeintlichen Kronjuwelen Kingsley Coman (21 Millionen Ablöse plus sieben Millionen Leihgebühr), Douglas Costa (rund 30 Millionen Euro Ablöse) und Renato Sanches (35 Millionen) allerdings (noch) nicht geschafft. Costa steht mittlerweile vor dem Verkauf zu Juventus Turin, Sanches und Coman könnten folgen, wenn sie nicht noch einen Sprung machen.

Bayerns Kalkül, besonders teure Transfers zu vermeiden, indem man stattdessen besonders clevere Transfers tätigt, geht bislang nicht auf.

Auf Nummer sicher

Aufgegeben haben die Bayern diese Idee zwar nicht - der Über-40-Millionen-Deal mit Corentin Tolisso ist wieder ein typischer Reschke.

Alles in allem ist aber doch eine Rückbesinnung aufs Bewährte zu beobachten: Auf Spieler, die sich nicht auf ein neue Liga, ein neues Land, eine neue Kultur einstellen müssen.

Und damit eine deutlich weniger riskante Investition sind als Transfers der Kategorie Sanches und Tolisso - oder gar der noch deutlich kostspieligere Versuch, eine schon zündfertige Granate wie Arsenals Alexis Sanchez einzufangen.

Dem riskanten Wettbieten mit Europas Großmächten weicht Bayern damit aus.

Bleibt nur die Frage, ob die Idee des "FC Bayern Deutschland" gut genug ist, um mit den Weltauswahlen der anderen europäischen Großstädte auf Augenhöhe zu bleiben.