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Warum Rüdiger ausgerechnet Müller Konkurrenz macht

Warum Rüdiger ausgerechnet Müller Konkurrenz macht
Warum Rüdiger ausgerechnet Müller Konkurrenz macht

Um die Entwicklung von Antonio Rüdiger zu beschreiben, eignet sich die Beschreibung einer Szene, die sich 2018 zugetragen hat. (NEWS: Alles zur EM)

In Eppan/Südtirol hatte der DFB zum Speed-Dating eingeladen. Im Garten des Mannschafts-Hotels nahm jeder Nationalspieler (außer Mesut Özil und Ilkay Gündogan) an einem Tisch Platz. Die zugelassenen Journalisten konnten sich aussuchen, zu wem sie sich setzen und mit wem sie sprechen. So versammelten sich etwa bei Mats Hummels oder Thomas Müller bis zu 15 Reporter gleichzeitig.

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Rüdiger, der seinen Platz am Rand des Pools hatte und dem seinerzeit keine bedeutende WM-Rolle zugetraut wurde, erlebte hingegen einen ruhigen Nachmittag. Kaum jemand setzte sich zu ihm, weshalb er sich zumeist mit seinem Smartphone beschäftigte.

Rüdiger mit beachtlicher Entwicklung

Drei Jahre später sieht die Welt anders aus, denn Rüdiger ist zum Top-Star gereift!

Der 28 Jahre alte Innenverteidiger hat sich beim FC Chelsea zum unverzichtbaren Stammspieler zurückgekämpft, nachdem ihn Thomas Tuchels Vorgänger Frank Lampard bereits ausgemustert hatte. Mit viel Eigenmotivation und aufbauenden Telefonaten mit seinem Freund Jérôme Boateng ("Er ist wie ein Bruder für mich") hat er sich wieder ins Rampenlicht geackert. Er hat die Champions League gewonnen. Er hat sogar bei Joachim Löw einen Stammplatz in der Innenverteidigung (Das SPORT1-Interview: Rüdiger hofft auf EM-Schub durch CL-Sieg).

Denn Rüdiger ist für den Bundestrainer ein Abwehr-Boss. Für seine Mitspieler ist er ein Krieger, doch er selbst will keiner sein, denn schließlich habe er schon immer so gespielt wie aktuell, wie er am Sonntag betonte: Mit Leidenschaft, Härte und mit unbedingten Siegeswillen ausgestattet.

Löw ist Rüdiger-Fan und demonstriert das, indem er den Abwehr-Hünen seit Jahren stärkt. Selbst wenn es für ihn auf seinen Stationen schlecht lief. Deshalb hat er bereits 40 Länderspiele auf dem Buckel (ein Tor).

Unverzichtbar für die DFB-Elf

Rüdiger und der DFB, es war in der Vergangenheit nicht immer eine Symbiose. Seine Qualität war immer unbestritten, doch im Dress der Nationalmannschaft wirkte er oft unsicherer als im Verein.

Diesen Nimbus hat er mittlerweile abgelegt. Mit seiner Physis und Zweikampf-Wucht ist er für die deutsche, oft zu brave Elf, unverzichtbar geworden. Doch Rüdiger ist nicht nur stiller Beobachter, er gibt auch Kommandos und spricht Klartext.

Seine Marschroute gegen Frankreich (Dienstag, 21 Uhr: Frankreich - Deutschland im LIVETICKER) klingt so: "Nicht immer nur lieb sein und schön spielen. Wir müssen eklig sein und auch mal ein Zeichen setzen." Die Rolle des Underdogs will er ohnehin nicht annehmen. "Wir müssen Frankreich unser Spiel diktieren", fordert er: "Wir sind bereit." (SERVICE: Der Spielplan der EM)

Rüdiger ist aber nicht nur deutscher Abwehrchef. Er ist zweifacher Familienvater. "Familie ist das Wichtigste für mich", sagt er. Der Fußball sei ein Weg "aus der Armut gewesen". Seiner Familie und ihm selbst habe er damit ein besseres Leben ermöglichen wollen. Rüdiger wirkt ernst, wenn er über solche Themen spricht, doch er hat auch eine andere Seite.

Rüdiger sorgt für gute Laune

Denn der gebürtige Berliner ist ein echter Spaßvogel. Im DFB-Training ist er oft dabei zu beobachten, wie er für gute Laune sorgt. Mal mit Sprüchen, mal mit Schabernack. Die notwendige Ernsthaftigkeit geht ihm dabei aber nie ab. Startet die Übung, ist Rüdiger voll da.

Sein Freund und Mitspieler Timo Werner beschreibt ihn auf SPORT1-Nachfrage wie folgt: "Toni kann sehr witzig sein, auch wenn er manchmal grimmig aussieht. Er ist ein herzensguter Mensch. Wir haben uns immer gut verstanden, auch wenn er ein bisschen verrückt ist. Er will den Ball gewinnen und die Zweikämpfe führen. Er gibt uns das Gefühl, dass wir hinten einen Krieger haben, der sich in alles reinwirft. Er geht auch voran und ist nicht nur bei Chelsea, sondern auch hier sehr wichtig für die Mannschaft."

Zu seinen engsten DFB-Freunden zählen indes Leroy Sané, Ilkay Gündogan und Emre Can. Mit ihnen fährt er zumeist Seite an Seite mit dem Fahrrad zum Training. Mit ihnen lässt er zu Trainingsbeginn meistens zusammen den Ball laufen.

Hier können Sie sich den PDF-Spielplan der Fußball-EM 2021 herunterladen und im Anschluss ausdrucken

EM 2021: Rüdiger ist im DFB-Team gesetzt

Zusammen mit ihnen will er ab kommendem Dienstag zum EM-Auftakt gegen Frankreich beweisen, dass das WM-Debakel in Russland nur ein Ausrutscher war. Spielte er in jenem Turnier nur einmal 90 Minuten gegen Schweden (2:1) und schaute gegen Mexiko (0:1) und Südkorea (0:2) nur zu, kann er sich diesmal sicher sein, in jedem deutschen EM-Spiel aufzulaufen. (SERVICE: Alle Tabellen der EM 2021)

Denn Rüdiger ist längst kein Mitläufer mehr. Völlig ausgeschlossen also, dass er zukünftig einen ähnlichen Nachmittag erlebt wie einst in Südtirol.