RB Leipzig: Das Establishment zittert

RB Leipzig: Das Establishment zittert

RB Leipzig schneidet weiter durch die Bundesliga und lässt die Konkurrenz hinter sich. Und während die Etablierten zittern, fragen sich die Fans: Ist der Aufsteiger auch stark genug für die Bayern?

Der Plan war verwegen, um nicht zu sagen unmöglich. Aber in der Halbzeitpause fragten sich viele, ob dieser unglaubliche Aufsteiger nicht auch dieses unerhörte Ergebnis schaffen könnte: Mit acht Toren Unterschied hätte RB Leipzig sein Heimspiel gegen Mainz 05 gewinnen müssen. Dann wären die Bullen am FC Bayern in der Tabelle vorbeigezogen. Ganz hoch, bis auf Platz eins.

3:0 stand es nach 45 Minuten, es hätten auch fünf oder sechs Leipziger Tore sein können gegen eine Mainzer Mannschaft, die nahtlos anknüpfte an ihre desolate Leistung in der Europa League gegen Anderlecht (1:6).

Leipzig war so viel besser in allen Bereichen des Spiels, dass bereits Mitte der ersten Halbzeit nur noch über die Höhe des Sieges debattiert wurde. Und längst nicht mehr, ob Leipzig diese Partie gewinnen würde oder nicht.

"Wenn man das Spiel heute und in Anderlecht vergleicht, dann hätten wir zweistellig verlieren müssen. RB hat 110 Prozent Selbstvertrauen und spielt auch nach einem Tor immer weiter", gestand der Mainzer Stefan Bell, der kurz vor dem Ende den 1:3-Endstand herstellte.

Schneller, ausdauernder, besser

Wie erschreckend überlegen Leipzig war, wie viel schneller und wacher und einem stringenten Plan folgend, ohne Qualitätsverlust von der ersten bis zur letzten Sekunde, das war wieder einmal beeindruckend.

Leipzigs Spieler rennen so schnell und ausdauernd wie sonst niemand in der Liga. Und sie kombinieren so rasant und zielsicher nach vorne, dass sich nicht erst gegen Mainz Chancen im Fünf-Minuten-Takt ergaben.

Nächster Rekord geknackt

Längst fragt sich die Liga, ob der Aufsteiger das Zeug hat, selbst die großen Bayern zu gefährden. Das klingt vermessen, verrückt, unglaublich. Aber eben auch nicht mehr unmöglich. Nach zehn Spieltagen sind die Bullen immer noch unbesiegt, haben zuletzt fünf Mal in Folge gewonnen und liegen punktgleich mit den Bayern an der Spitze.

Den Aufsteiger-Startrekord des MSV Duisburg aus dem Jahr 1993/94 hat Leipzig nun auch überflügelt.

Und schon jetzt freut sich die Republik auf den ersten Vergleich der Bayern gegen Leipzig am letzten Spieltag des Kalenderjahres drei Tage vor Weihnachten. "Wir werden eine sorgenfreie Saison haben", sagte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick am Sonntag. Es dürfte die Untertreibung des Jahres sein.

"Sie machen der Liga Angst"

Für die Konkurrenz ist klar, dass Leipzig in dieser Saison womöglich bis zum Schluss ganz vorne mitmischen wird. Keine Mannschaft hat bisher ein Rezept gegen das ultra-aggressive Spiel des Brause-Klubs gefunden, gegen dessen Wucht und Power in allen Bereichen des Spielfelds. Durch das frühe Pokal-Aus kann sich Leipzig zudem total auf die Bundesliga konzentrieren und die Speicher wieder aufladen, die das kraftraubende Spiel des Aufsteigers leersaugt.

"Mit diesen athletischen Fähigkeiten, die sie besitzen, machen sie der Liga gerade Angst. Das ist etwas ganz Neues. Bislang hat noch kein Team eine Lösung gefunden, um gegen diesen Hochgeschwindigkeitsfußball zu bestehen", sagt Hertha-Trainer Pal Dardai in einem Interview mit der „Welt“ - und dürfte damit so ziemlich allen seiner Kollegen aus dem Herzen sprechen.

RB Leipzig ist bereits in seiner ersten Saison in der Bundesliga eine Bedrohung für das Establishment. Und wer weiß: Vielleicht ziehen die Bullen ja durch bis zum Schluss. So wie das dem 1. FC Kaiserslautern auch schon mal gelungen ist.