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Nach dieser Real-PK begann für Anelka ein Albtraum

Er war Torschützenkönig der Premier League beim FC Arsenal, Europameister mit Frankreich, Champions-League-Sieger mit Real Madrid.

Nicolas Anelka blieb aber nicht nur als begnadeter Fußballer in Erinnerung, sondern auch für seine Skandale: den Rauswurf bei der WM 2010 nach einer vulgären Beleidigung gegen Nationaltrainer Raymond Domenech, der Eklat um den durch einen rechtsextremen und antisemitischen Kontext belasteten Quenelle-Gruß 2013.

In einer Netflix-Doku mit dem programmatischen Titel "Anelka: Misunderstood" (Anelka: Missverstanden) versucht der heute 41-Jährige nun ein paar Dinge gerade zu rücken und erzählt dort seine Sicht auf seine Karriere.

Unter anderem berichtet er dort von leidvollen Erfahrungen mit dem Klub, bei dem er seinen größten Erfolg feierte.

Nicolas Anelka wurde direkt angefeindet

Seine Zeit bei Real Madrid in der Saison 1999/2000 umschreibt Anelka rückblickend als "Albtraum", der schon an seinem ersten Arbeitstag begonnen hätte.

"Nach der Pressekonferenz bin ich in die Umkleide gegangen", berichtet er: "Ich war zuerst da, setzte mich hin, aber ein Spieler nach dem anderen kam und sagte: Das ist mein Platz." Immer wieder hätte er um Entschuldigung gebeten und nach einem anderen Platz gefragt, immer wieder wäre auch der ihm weggenommen worden.

"Das ist vielleicht 20 Mal passiert und ich dachte mir: Was mache ich hier? Das ist feindliches Gebiet. Und was ich an dem Tag erlebte, war nur der Anfang des Albtraums."

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Zoff auch mit Bossen von Real Madrid

Anelka, für damals horrende 35 Millionen Euro Ablöse von Arsenal gekommen, schoss nur zwei Tore in 19 Ligaspielen, kam nicht zurecht in der neuen Umgebung.

"Du bist 20 Jahre alt und kannst nicht auf die Straße gehen. Alles, was du tust, ist Stadtgespräch. Alles, was du kaufst, steht am nächsten Tag in der Zeitung", erinnert sich Anelka. Seine Mutter hätte einmal eine Panikattacke bekommen, weil auch sie der Druck auf ihn mitgenommen hätte.

Auch mit den Kluboberen hätte es mehrfach Zoff gegeben.

Sternstunde gegen den FC Bayern

Dass Anelka auch gute Momente im Real-Dress hatte, werden vor allem die Fans des FC Bayern München nicht vergessen haben: Anelka schoss zwei der drei Tore in den Champions-League-Halbfinalspielen gegen die Münchener (neben dem Eigentor von Jens Jeremies).

Trainer Vicente Del Bosque berief Anelka dann auch beim Finale gegen den FC Valencia in der Startelf, triumphierte an der Seite von Iker Casillas, Roberto Carlos und Raúl mit 3:0.

Nichtsdestotrotz war auch wegen der zwischenmenschlichen Probleme keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit gegeben, Anelka wurde an Paris Saint-Germain weiterverkauft. Später spielte er unter anderem noch für den FC Liverpool, Manchester City, den FC Chelsea und Juventus Turin, ehe er seine Karriere 2015 beim Mumbai City FC in Indien ausklingen ließ. 2018 heuerte er als Trainer bei der Jugend des OSC Lille an.

Im Nachhinein findet Anelka, dass ihm zum damaligen Zeitpunkt die persönliche Reife für Real wohl gefehlt hätte: "Bei Real Madrid zu spielen, erfordert Opfer und ich war zu jung, das zu verstehen. Es gab Dinge, die ich nicht hätte sagen und tun dürfen. Ich war früh dran, vielleicht zu früh."