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Reformpläne: Veräußert die Grundideen des deutschen Fußballs nicht!

Reformpläne: Veräußert die Grundideen des deutschen Fußballs nicht!

Die Bundesliga-Clubs wollen den deutschen Fußball mit weitreichenden Reformplänen umkrempeln. Dabei wären die Effekte allenfalls marginal - und im schlimmsten Fall schädigend. Ein Kommentar von Johannes Kallenbach.

Noch sind es lediglich "Geheimpläne" und ein "Ideenaustausch", der stattfinden soll. Doch was bisher vom Reformpapier der 16 Bundesligaclubs an die Öffentlichkeit gelangte, birgt schon jetzt genug Zündstoff, um eine handfeste Debatte um die Zukunft des deutschen Fußballs anzustoßen. Insbesondere die erdachte Neuverteilung der TV-Gelder zwischen Erst- und Zweitligisten sowie die Reform des DFB-Pokals - Stichwort: Freilose für Europacup-Teilnehmer - sind mit dem Begriff kontrovers ganz gut umschrieben.

Ein anderer Begriff, der in den Sinn kommt, ist: fragwürdig. Was haben sich die Bundesligisten - unter Führung des FC Schalke 04 - da bitteschön ausgedacht? Die Effekte der weitreichenden Reformen wären allenfalls marginal, wenn nicht sogar schädigend - und würden im gleichen Atemzug die Alleinstellungsmerkmale des deutschen Fußballs in Frage stellen.

Fangen wir mit dem neuen Verteilungsschlüssel an, der die Einkünfte für Zweitligisten auf dem bisherigen Niveau deckeln soll. Das führt lediglich dazu, dass die Kluft zwischen den Bundesligen größer wird, Aufsteiger hätten es noch schwerer als ohnehin schon, in der obersten Spielklasse Fuß zu fassen. Die Liga könnte zu einer 16+4-Veranstaltung werden. Wo bliebe da die Überraschung?

Und wer glaubt, dass diese Neuverteilung dazu führt, dass die Bundesligisten gegenüber der Premier League konkurrenzfähiger werden, hat den irrsinnigen englischen TV-Deal wohl noch nicht genauer betrachtet. Wie viele Lichtjahre der Abstand zur Premier League letztendlich wirklich beträgt, ist dann auch egal - neuer deutscher TV-Deal hin oder her.

Pep Guardiola stellt sich gegen die Reformpläne für den DFB Pokal.
Pep Guardiola stellt sich gegen die Reformpläne für den DFB Pokal.

Der DFB-Pokal ist Bindeglied zwischen Profi- und Amateurfußball

Die Neustrukturierung des DFB-Pokals spielt zwar auf monetärer Ebene eine eher untergeordnete Rolle, rüttelt aber trotzdem an der Grundidee des Wettbewerbs. Der Pokal gilt seit jeher auch als Bindeglied zwischen Profi- und Amateurfußball, als Gelegenheit für kleine Vereine, ein paar Minuten Ruhm zu ergattern und vielleicht sogar für eine Sensation zu sorgen. Es ist das, was den DFB-Pokal in den ersten Runden so attraktiv macht und Amateurteams den Anreiz gibt, die infrastrukturelle Herausforderungen eines solchen Spiels auf sich zu nehmen.

Und das Argument der Schonung und Entschlackung des Terminplans für die Topclubs? Zieht einfach nicht. Die erste Pokalrunde fällt direkt ins Ende der Vorbereitung, die Spieler sollten voll im Saft stehen. Die europäischen Wettbewerbe beginnen noch lange nicht. Ist zu diesem Zeitpunkt ein Test unter Wettbewerbsbedingungen nicht ohnehin ein Wunsch vieler Mannschaften?

Veräußert die Grundidee des deutschen Fußballs nicht!

Der deutsche Fußball lebt von ligenübergreifender Solidarität, starker Jugendarbeit und einer im europäischen Vergleich einzigartigen Fankultur. Der DFB-Pokal lebt in den ersten Runden von der David gegen Goliath-Storyline. Teile dieser Grundideen in Frage zu stellen bedeutet, den deutschen Fußball seiner Stärken zu berauben - für ein paar Euro im Kampf gegen die Premier League? Das klingt nicht nach einer Lösung, die in irgendeiner Weise Sinn ergibt.