Flörsch muss operiert werden - FIA ermittelt wegen Horror-Unfall

Sophia Flörsch verunglückte beim Formel-3-Weltfinale in Macau schwer

Das Weltfinale der Formel 3 in Macau wurde von einem schweren Unfall der deutschen Renn-Hoffnung Sophia Flörsch überschattet.

Die 17-Jährige vom Team Van Amersfoort verunglückte nach einem Neustart infolge einer Safety-Car-Phase, als sie vor der Lisboa-Kurve aus ungeklärten Gründen mit hoher Geschwindigkeit innen in die Leitplanke einschlug, das Auto eines Konkurrenten traf und durch den Aufprall ausgehebelt wurde.

Anschließend hob der Wagen der Münchnerin ab und durchbrach mit hohem Tempo den Begrenzungszaun.

Mick Schumacher geschockt vom Unfall

Mick Schumacher sprach mit leiser Stimme, nach dem schweren Unfall der Münchnerin Flörsch war der Formel-3-Europameister sichtlich geschockt: "Ich hoffe, dass alle okay sind nach diesem Crash."

Die 17-jährige Flörsch, die wie Schumacher vom Sprung in die Formel 1 träumt und mit ihm gemeinsam einige Formel-Nachwuchsserien durchlaufen hat, war da bereits auf dem Weg ins Krankenhaus.

Dort wurde eine Fraktur der Wirbelsäule festgestellt. Flörsch selbst gab trotz der bedrohlich klingenden Diagnose Entwarnung. "Ich wollte alle wissen lassen, dass es mir gut geht, ich werde am Montagmorgen operiert", schrieb sie am Sonntagmittag bei Twitter und bedankte sich für die zahlreichen positiven Nachrichten der Fans.

FIA gibt leichte Entwarnung bei Flörsch

Die Bilder ihres schweren Einschlags und auch das anschließende lange Schweigen des Veranstalters hatten das Schlimmste befürchten lassen. Erst nach quälenden Minuten des Wartens teilte der Automobil-Weltverband FIA mit, dass Flörsch "bei Bewusstsein und ansprechbar" sei.

"Wir müssen uns bei den Engeln bedanken, die sie heute bei sich hatte", sagte Flörschs Teamchef Frits van Amersfoort.

Nur wenige Meter vor der Anbremszone war Flörsch noch mit 276,2 Stundenkilometern gemessen worden.

Bilder zeigen, dass Flörsch zunächst den rechten Hinterreifen von Jehan Daruvala getroffen hatte. Dadurch krachte sie in die Mauer, ihr Wagen drehte sich und sie schoss rückwärts über die Strecke, ehe sie das Auto eines weiteren Piloten traf und dadurch in die Luft geschleudert wurde.

FIA ermittelt wegen Unfall

Eine Frage bleibt aber dennoch: Wer trägt die Schuld an dem Unfall? Der Internationale Automobilverband FIA hat Ermittlungen aufgenommen.

Gab es womöglich einen technischen Defekt an Flörschs Auto? Haben die Bremsen versagt? Oder hat Flörsch einfach nicht rechtzeitig gebremst?

Eine Aussage von Mick Schumachers chinesischem Teamkollegen sorgt für Aufsehen. Guan Yu Zhou, der vor dem Unfall hinter Flörsch fuhr, will gelbe Warnlampen gesehen haben und spricht von einem "Organisationsfehler".

Platz fünf für Mick Schumacher

Angesichts des schlimmen Unfalls war der Sport am Sonntag nur zweitrangig. Mick Schumacher, der von Rang sechs ins Rennen gegangen war und darauf hoffte, wie einst sein Vater Michael und sein Onkel Ralf in Macau zu triumphieren, wurde Fünfter.

Den Sieg sicherte sich wie schon im Vorjahr Daniel Ticktum aus Großbritannien vor Joel Eriksson (Schweden) und dem Franzosen Sacha Fenestraz.

Auch Flörsch hatte von einem Triumph in Macau geträumt. Im Qualifying war sie 19. unter 28 Teilnehmern aus 14 Nationen geworden. Bei ihrem Unfall in der vierten Runde lag Flörsch auf Position 15.

Die 17-Jährige war in einer Rechtskurve ("Lisboa Corner") nach der langen Start-Ziel-Geraden nach einer Kollision abgehoben und rückwärts durch den Begrenzungszaun in ein Kamerapodest am Streckenrand geflogen.

Die Formel-3-Wagen erreichen diese Stelle mit etwa 280 km/h, ehe sie für die enge Passage abbremsen. Bereits in der ersten Runde waren dort gleich vier Wagen kollidiert, die Fahrer blieben dabei unverletzt.

Rennen in Macau wird abgebrochen

Flörsch, die am 1. Dezember 18 Jahre alt wird, hatte weniger Glück. Als ihr Wagen unkontrolliert durch die Luft flog, stockte den Zuschauern der Atem, das Rennen wurde mit roter Flagge abgebrochen.

Rasend schnell verbreitete sich die Horror-Nachricht des Unfalls der jungen Deutschen via Twitter. Videos und Fotos des Crashs kursierten im Netz. Erst als der Niederländer Frits van Amersfoort, für dessen Team Flörsch fährt, bestätigte, dass die Nachwuchspilotin "nicht lebensgefährlich verletzt" sei, machte sich Erleichterung breit.

Vier weitere Personen, darunter der Pilot Sho Tsuboi, der mit Flörsch kollidiert war, erlitten Verletzungen. Der Japaner klagte über Schmerzen im Lendenwirbelbereich und wurde in der Klinik untersucht.

Zwei Fotografen und ein Streckenposten mussten ebenfalls behandelt werden: Ein Betroffener erlitt einen Riss der Leber, ein weiterer eine Fraktur des Oberkiefers und der Dritte eine Gehirnerschütterung.